Dramatischer Munitionsmangel bei den US-Streitkräften aufgedeckt – mit Folgen für Kiew

Die USA verfügen derzeit nur über rund 25 Prozent der Patriot-Abfangraketen, die für die militärischen Einsatzpläne des Pentagon erforderlich wären. Das berichtet die britische Zeitung „The Guardian“ unter Berufung auf exklusive Informationen aus Regierungskreisen.

Der drastische Munitionsmangel habe zuletzt sogar dazu geführt, dass die Trump-Regierung Waffenlieferungen an die Ukraine vorübergehend gestoppt habe – trotz wachsender russischer Luftangriffe auf das Land.

Trump stoppte Waffenlieferungen an Ukraine – jetzt wird klar, warum

Hintergrund des Lieferstopps war offenbar die Sorge im Pentagon, dass die eigenen militärischen Operationen gefährdet sein könnten. Der stellvertretende Verteidigungsminister Stephen Feinberg habe daher die Reißleine gezogen und den Export von Munition angehalten, um zu überprüfen, wohin die Waffen gingen.

Ein nicht namentlich genannter Insider wird mit den Worten zitiert: „Das Arsenal der Patriot-Raketen ist so stark geschrumpft, dass es die Einsatzfähigkeit des US-Militärs gefährden könnte.“

Besonders kritisch ist die Lage bei den Patriot-Systemen, deren Produktion bei etwa 600 Stück pro Jahr liegt – zu wenig, um sowohl die eigenen Bedürfnisse als auch internationale Verpflichtungen zu decken. Allein Iran verfüge über mehr als 1000 ballistische Raketen, heißt es in dem Bericht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einem Patriot-Flugabwehrsystem.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einem Patriot-Flugabwehrsystem. Jens Büttner/dpa

Angriffe auf Iran-Atomanlagen dezimierten offenbar US-Arsenal

Die Situation habe sich laut dem „Guardian“ weiter verschärft, nachdem Trump im vergangenen Monat einen Angriff auf iranische Atomanlagen angeordnet hatte. In dessen Folge mussten vom US-Stützpunkt Al Udeid in Katar rund 30 Patriot-Raketen abgefeuert werden, um iranische ballistische Raketen abzufangen, die als symbolische Vergeltung abgefeuert worden waren – eine weitere Belastung für die US-Reserven.

Zwar erklärte Trump später öffentlich, er wolle „noch einige Waffen“ an die Ukraine liefern, jedoch blieb offen, ob auch Patriot-Systeme dazugehören. Im Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj habe Trump betont, er selbst sei nicht für den Lieferstopp verantwortlich, sondern habe lediglich eine Überprüfung der US-Waffenlager veranlasst.

Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte: „Präsident Trump will das Töten beenden und hat zugesagt, der Ukraine zusätzliche Verteidigungsmunition bereitzustellen.“

Auch Hellfire-Raketen, GMLRS-Artillerie und Stinger-Raketen betroffen

Laut „Guardian“ betreffen die Engpässe nicht nur Patriot-Systeme. Auch bei Hellfire-Raketen, GMLRS-Artillerie und Stinger-Raketen sei die Lage angespannt. Allein die bereits an die Ukraine gelieferten 2000 Stinger-Raketen entsprächen etwa zweieinhalb Jahren Produktionszeit.

Der Mangel hat auch strukturelle Gründe: Waffen für die Ukraine werden entweder direkt aus Pentagon-Beständen entnommen oder über das „Ukraine Security Assistance Initiative“-Programm neu produziert. In beiden Fällen konkurriert Kiew mit den eigenen Nachbestellungen des US-Militärs – das dabei stets Vorrang hat.