Angst vor dem Wolf: Landwirt überlegt, Schafzucht aufzugeben – Politik soll Schutz des Raubtiers aufheben

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Nach ersten Ergebnissen ist der Wolf für den Schafsriss in Großhelfendorf vor zwei Wochen verantwortlich. Die Landwirte leben nicht nur in Sorge, sondern fühlen sich auch von der Politik im Stich gelassen. © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit war es ein Wolf, der die Schafe bei Aying getötet hat. Der Landwirt überlegt nun, seine Zucht aufzugeben. Er fordert: Die Politik soll den Schutz des Raubtiers aufheben.

Großhelfendorf – Landwirt Georg Niedermair hat es prophezeit. „Das wird uns auch bald betreffen“, hat er vor fast vier Jahren im Gespräch mit dem Münchner Merkur über das Reißen von Tieren durch den Wolf gesagt, was mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vor zwei Wochen in Großhelfendorf Realität geworden ist. Die Landidylle auf dem Gut Spielberg, einem Weiler der Gemeinde Aying, wo Niedermair rund 80 Rinder und 30 Sportpferde hält, hat er bereits 2020 in Gefahr gesehen und sich mit drei Mahnfeuern auf seinen Koppeln an der Aktion „Lichter gegen da Vergessen“, die ein aktives Wolfsmanagement von der Politik fordert, beteiligt.

Als der Landwirt am 9. Februar seine Kinder von der Schule abgeholt hat, hat er bereits vom Auto aus die toten Schafe auf der Weide in Großhelfendorf liegen gesehen. Nach einem kurzen Gespräch mit Besitzer Michael Riesenberger war für Niedermair „die Sache klar. Das war ein Wolf“. Damit dürfte er Recht haben. Wie berichtet habe Riesenberger in einem Brief des Landesamts für Umwelt (LfU) die Aussage erhalten, dass bei der vorläufigen genetischen Untersuchung herausgekommen ist, dass mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Wolf die fünf Schafe verletzt oder getötet hat. „Die derzeit vorliegenden Hinweise deuten auf die Beteiligung eines großen Beutegreifers hin“, schreibt das LfU auf Anfrage. Zu den großen Beutegreifern zählen Wolf, Bär und Luchs, heißt es auf der Seite des Landesamtes. Ob in Aying wirklich ein Wolf die Tiere angegriffen hat, bestätigt das LfU jedoch erst, wenn die Untersuchungen final abgeschlossen sind.

„Aus politischer Sicht Nutztierhaltung augenscheinlich nicht mehr gewollt“

Für Riesenberger ist die Angst vor dem Wolf jetzt schon ständiger Begleiter. Als einer der wenigen Landwirte in der Gegend, die noch Weidetierhaltung betreiben, überlegt er nun die Schafhaltung aufzugeben und sich auf Pferde zu konzentrieren. „Ich glaube, dass aus politischer Sicht eine Nutztierhaltung augenscheinlich nicht mehr gewollt ist oder gewürdigt wird.“ Schließlich erfahre jedes Tier, das jahrhundertelang zum Schutz des Menschen und der Bevölkerung bejagt worden sei, heute mehr Schutz als die eigene Landwirtschaft. Auf der einen Seite gebe es eine Sanktion, wenn der Stall nicht korrekt eingestreut sei, Stichwort Tierwohl, aber auf der anderen dürfe der Wolf die Schafe reißen.

Die Wildtiere sind laut Riesenberger auf dem Vormarsch. In Großhelfendorf der Wolf, in Ismaning der Biber. „Wir haben dort auch einen Betrieb. Wenn man für ein solches Tier eine Entnahmegenehmigung bekommt, hat es sich fünfmal vermehrt.“

Wolfsriss ein Albtraum

Niedermair kann das verstehen. „Man muss sich nicht wundern, wenn die Weidetierhaltung immer mehr zurückgeht und die Bauern etwa auf Ackerbau umsteigen“, sagt er. „Da muss man sich keine Sorgen um den Wolf machen.“ Noch sind Niedermairs Tiere im Stall, doch im April sollen sie auf die Wiesen und Koppeln. Zwölf Fohlen erwartet er dieses Frühjahr. Doch besonders Pferde seien vom Wolf gefährdet. Da sie Fluchttiere sind, geraten sie schnell in Panik. „In den Fohlen steckt viel Hoffnung und jahrzehntelange Erfahrung“, sagt er. Ein Wolfsriss – für die Familie Niedermair ein Albtraum.

Deshalb fordern er und andere deutsche Bauern die Aufhebung der Schutzstellung des Wolfes. Außerdem soll das Raubtier ins Jagdrecht aufgenommen werden.

Richtig handeln, wenn man einem Wolf begegnet

Bei einer Wolfsbegegnung rät das Landesamt für Umwelt Folgendes:

•Laufen Sie nicht weg. Ziehen Sie sich langsam zurück. Laufen Sie dem Wolf nicht hinterher.

•Falls Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie diesen anleinen und nahe bei sich behalten.

•Wenn Ihnen der Wolf zu nahe erscheint, machen Sie auf sich aufmerksam. Sprechen Sie laut, gestikulieren Sie oder machen Sie sich anderweitig bemerkbar.

•Füttern Sie niemals Wölfe; die Tiere lernen sonst sehr schnell, menschliche Anwesenheit mit Futter zu verbinden und suchen dann aktiv die Nähe von Menschen.

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