Widerstand gegen Cannabis-Shop: Gemeinde will Verkauf von Gras verhindern

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Im ehemaligen Rewe-Supermarkt eröffnet morgen ein „etwas anderer Bioladen“. Der im zweiten Schritt geplante Anbauclub ist umstritten. © Nico Bauer

Ein Laden für Hanf-Produkte eröffnet diese Woche in Aschheim. Sobald der Verkauf von Cannabis legal ist, wandert hier auch Gras über die Theke. Das wollen die Gemeinderäte verhindern.

Aschheim – Das Schild am Parkplatz verrät nicht, welche Brisanz die Neueröffnung in der ehemaligen Rewe-Filiale in der Saturnstraße in Aschheim birgt. Auf besagtem Schild als „Natur Erlebniswelt – Der etwas andere Bioladen“ beworben, eröffnet am morgigen Donnerstag ein Hanf-Waren-Shop. Doch sobald die Bundesregierung den Verkauf von Marihuana legalisiert, geht im „Chill Out Club“ im anderen Teil des Ladens auch Gras über die Theke. Und das schmeckt dem Gemeinderat überhaupt nicht. Doch es gibt keinen Ansatz, den Cannabis-Shop zu verhindern.

Zunächst werden in dem Laden, der sich unweit einer Reihenhaussiedlung befindet, nur Waren aus oder mit Hanf verkauft. Bier, Shampoo, Kleidung. Wenn die Cannabis-Legalisierung rechtskräftig beschlossen sein sollte – am Freitag ist die nächste Lesung im Bundestag – öffnet auch der „Chill Out Club“. In dem wird Hanf angebaut und Cannabis-Blüten an Mitglieder abgegeben.

Spielplatz in der Nähe bauen?

Eine Aussicht, die nicht nur Mütter besorgt. Auch der Gemeinderat hat vor der anstehenden Neueröffnung erneut über den Gras-Shop diskutiert. Einfluss nehmen kann die Gemeinde aber nicht. Die Verwaltung bekam auf Nachfrage vom Landratsamt die Antwort, dass für den nun startenden Bioladen keine Nutzungsänderung beantragt und genehmigt werden muss. Im Gemeinderat fragte Rolf Dettweiler (CSU) nach, ob die Gemeinde mit dem Vermieter des Marktes gesprochen hat. Hat Zweiter Bürgermeister Robert Ertl getan. Ergebnis: Es besteht ein gültiger Vertrag, den der Besitzer des Grundstücks nicht einfach so stornieren kann.

Einige Gemeinderäte überlegen nun, angrenzend an den Bioladen einen Spielplatz zu errichten. Das könnte ein K.O.-Kriterium werden, weil Cannabis-Clubs 100 Meter Abstand zu Kinder-Flächen haben müssen. Robert Ertl winkte da auch ab: „Solche Planungen für die Negativ-Abwehr haut uns das Landratsamt um die Ohren.“ Die großen Fraktionen von CSU und Freien Wählern wollen die Einrichtung dennoch verhindern. Sabine Freser-Specht (FW) kündigte mit großen Emotionen den weiteren Widerstand an: „Die in den Clubs geplanten Mengen Cannabis pro Mitglied sind sehr viel. Das reicht für sechs bis sieben Joints am Tag und damit ist man dauerbekifft. Ich bin bei diesen Plänen auf Krawall gebürstet“, sagte sie.

Inhaber schimpft: „Kampagne“ gegen Laden

Angesichts dieses Widerstands spricht Wenzel Cerveny (62), der Laden und Club mit seiner Frau Silke (58) betreibt, von einer „Kampagne“. Und hält dagegen: „Wir erfüllen alle gesetzlichen Vorgaben.“ Sobald die Cannabis-Legalisierung durch ist, soll der „Chill out Club“ als laut Cerveny „erster Anbauclub Deutschlands“ starten. In drei Räumen werden Hanfpflanzen gezogen, jeden Monat 25 Kilo Blüten geerntet. Maximal 500 Mitglieder darf der Club haben, 270 sind schon vorregistriert. Jeder bekommt 50 Gramm Cannabis im Monat und muss dafür zweimal kommen, weil man nur 25 Gramm legal mit sich führen darf. Da kämen keine Junkies, um sich Drogen abzuholen oder gar zu dealen. Davon könne sich jeder überzeugen, sagt Cerveny. „Wir laden alle auf einen Kaffee aufs Haus ein, die ganze Nachbarschaft und gerne auch den Gemeinderat.“

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