Die Leserdebatte zur Drohnenabwehr zeigt ein klares Stimmungsbild in der Community: Deutschland verheddere sich in Bürokratie. Zum Artikel "Schrotflinten gegen Drohnen: Fünf Länder machen vor, wie das funktionieren kann" fordern viele Kommentatoren einfachere, schnellere Lösungen – etwa den Einsatz von Jägern mit Schrotflinten oder praxiserprobter Technik. Andere kritisieren politische Blockaden, Lobbyeinflüsse und umständliche Verfahren.

Frust über Bürokratie
35 Prozent der Leser werfen der Politik vor, funktionierende Lösungen aus dem Ausland zu ignorieren und stattdessen in endlosen Abstimmungen zu verharren. Der Unmut richtet sich gegen Zuständigkeitswirrwarr, langsame Gesetzgebung und eine überregulierte Verwaltung.
Tatsächlich ist die Kritik teilweise berechtigt: Die Bundesregierung hat bislang nur Entwürfe zur Reform des Luftsicherheitsgesetzes vorgelegt. Zuständigkeiten zwischen Polizei, Bundeswehr und Länderministerien bleiben unklar. Ein umfassendes nationales Drohnenabwehrkonzept existiert noch nicht – die Koordination zwischen zivilen und militärischen Behörden gilt laut Bundesrechnungshof als lückenhaft.
"Vermutlich muss für eine Umsetzung dessen, was andere Länder schon längst machen, in Deutschland zunächst eine Arbeitsgruppe zusammengestellt werden, die dann zumindest sechs Monate berät. Danach müssen viele bürokratische Hürden genommen, gemäß der deutschen Gründlichkeit zig Gutachten erstellt und unzählige Tests und Berechnungen bezüglich der Flugbahn der Kügelchen, wie auch der absolut sichere Ausschluss jeglicher Gefährdung von Personen bei Herabfallen der Kügelchen festgestellt werden. Sprich: Die Mühlen der deutschen Bürokratie werden heiß laufen und am Ende kommt nichts dabei heraus ..." Zum Originalkommentar
"Nach dem vermehrten Auftreten von Drohnen war das eine der ersten Ideen zur Abwehr. Aber Deutschland muss wie immer das Rad neu erfinden." Zum Originalkommentar
"Fünf Länder wissen, wie man sich schützt. Und Deutschland? Da streiten die Politiker und Nichtpolitiker darüber, wer dafür zuständig wäre ..." Zum Originalkommentar
"In Deutschland gilt: Warum einfach, wenn es umständlich auch geht?" Zum Originalkommentar
"Warum Deutschland das nicht kann? Es fehlen halt Gesetze, Richtlinien, Eingaben in den Bundestag usw. Alles, was das Leben unserer Bürokratie-Besessenen schöner macht." Zum Originalkommentar
"Das passt ja mal wieder. Ganz Europa schießt die Drohnen schon ab und Deutschland diskutiert, ob nicht irgendwo eine Biene getroffen werden könnte." Zum Originalkommentar
Für pragmatische Schrotflintenlösung
Viele Leser sehen in der Schrotflinte eine pragmatische, günstige Lösung. Einige verweisen auf Jäger und Sportschützen als praxisnahe Akteure. Diese Sicht ist stark verkürzt: Der Einsatz von Schusswaffen zur Drohnenabwehr ist in Deutschland nur in engen Ausnahmefällen erlaubt. Die Luftverkehrsordnung untersagt grundsätzlich das Abschießen von Flugobjekten über bewohntem Gebiet. Zudem wäre der Einsatz mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden – herabfallende Trümmer oder Querschläger könnten Unbeteiligte gefährden. Zwar nutzen einige Länder einfache Schusswaffen zur Abwehr kleiner Drohnen über militärischem Gelände, doch für zivile Infrastruktur gilt dies als ungeeignet.
"Genau die richtige Maßnahme und vor allem billiger als die Drohne selbst. Eigentor für Putin." Zum Originalkommentar
"Sagte ich doch schon anfangs. Jäger hätten ihre Freude, wenn sie am Flughafen einen "Nebenjob" ausüben könnten." Zum Originalkommentar
"Ganz simpel, Schrotflinte, runterholen das Ding und eine Ruhe ist. Ist die beste und billigste Möglichkeit und nicht so einen Riesenaufwand, wie die Politiker schon wieder vorhaben." Zum Originalkommentar
"Auch ich habe zuerst darüber gelacht. Aber auf kurze Entfernung mit Streumunition vor allem kleine Drohnen unschädlich zu machen, ist wohl eine sehr gute Sache. Nur die einfachen Dinge haben schnell und auf Dauer Erfolg." Zum Originalkommentar
Skepsis am Drohnenhype
Manche Kommentatoren zweifeln die Bedrohungslage an und halten die Diskussion um Drohnen für überzogen. Einige spötteln über "Scheinprobleme", andere zweifeln an der militärischen Ernsthaftigkeit. Tatsächlich wird die Gefahr von Drohnen über kritischer Infrastruktur von Sicherheitsbehörden durchaus ernst genommen: Mehrere Zwischenfälle – etwa über Flughäfen, Kraftwerken und Regierungsgebäuden – wurden dokumentiert. Gleichzeitig ist die tatsächliche Zahl feindlicher oder ausländischer Angriffe gering. Das Risiko ist also real, aber situativ – keine akute Massenbedrohung, wie manche politische Kommunikation suggeriert.
"Paranoid, russische Drohnen. Ich habe während des Kalten Krieges meinen Wehrdienst geleistet. Wenn Russland uns testet, sieht das anders aus. Im Übrigen ist der Erdorbit so voll von Satelliten, die militärisch genutzt werden, da bedarf es keiner Drohnen mehr, schon gar keiner Spielzeugdrohnen vom Discounter. Lächerlich das Ganze, holt die Dinger einfach vom Himmel und macht euch nicht lächerlich." Zum Originalkommentar
"Also eine Geran fliegt in 9.000 Meter Höhe, mit einer Geschwindigkeit von 600 km/h und es gibt Länder außerhalb des Konfliktes, die es besser wissen und wie man diese Drohnen bekämpft. Das halte ich für, sagen wir mal, grenzwertig. Wenn die Ukraine es schon nicht schafft und die werden täglich damit konfrontiert, und Russland auch, kann mir keiner sagen/schreiben, dass Dritte dieses auf einem Schießplatz besser hinbekommen." Zum Originalkommentar
"Wurden denn damit schon feindliche Drohnen über kritischer Infrastruktur vom Himmel geholt und der Beweis erbracht, dass diese aus Russland kamen? Oder ist das eher eine theoretische Sache? Oder werden jetzt alle Schrotflintenbesitzer die kleinen Hobbydrohnen vom Himmel ballern?" Zum Originalkommentar
"Wird in Deutschland nie funktionieren. Viel zu einfach und pragmatisch." Zum Originalkommentar
Umwelt- und Sicherheitsbedenken
Es gibt auch Sorge über die Umweltfolgen bleihaltiger Munition und Gefahren für Unbeteiligte. Diese Bedenken sind berechtigt: In Deutschland ist bleihaltige Jagdmunition weitgehend verboten, um Böden, Tiere und Gewässer zu schützen. Auch alternative Materialien wie Wolfram oder Stahl sind ökologisch nicht unbedenklich. In dicht besiedelten Gebieten wäre der Einsatz solcher Munition aus Sicherheitsgründen ohnehin unzulässig.
"Bleihaltige Munition. Damit auch noch die letzten Vögel vergiftet werden. Ich habe nichts gegen das Abschießen sämtlicher Drohnen, aber bitte unter Beachtung der Sicherheit für die Bürger (Trümmerteile!) und für die Natur!" Zum Originalkommentar
"Ist das in dicht besiedelten Gebieten nicht gefährlich? Man möchte ja als Außenstehender nicht plötzlich von einem Projektil getroffen werden." Zum Originalkommentar
"Bleihaltige Munition auf Wolframbasis? Wie soll denn das funktionieren?" Zum Originalkommentar
"Bei der Jagd ist bleihaltige Munition verboten. Wegen des Umweltschutzes. Die Ukraine setzt bleihaltige Munition ein. Und unsere Grünen regen sich noch nicht mal auf." Zum Originalkommentar
"Die Splitter bei Rheinmetall sind aus Wolfram. Ich weiß nicht, ob das umweltschädlich ist." Zum Originalkommentar
Ironie
Hinter den ironischen Kommentare einiger Leser steht die Überzeugung, dass Deutschland einfache Lösungen grundsätzlich verkompliziert. Die Kritik ist emotional, aber Ausdruck eines realen Glaubwürdigkeitsdefizits staatlicher Sicherheitspolitik.
"Na, dann, auf zu Pferd und Wagen. Wer kann helfen?" Zum Originalkommentar
"Mit Pfeil und Bogen oder mit der Armbrust wäre doch ideal. Geräuschlos wäre es auch." Zum Originalkommentar
"Mit der Schleppschleuder geht's auch. Ohne das Klima zu schädigen und die Natur zu belasten." Zum Originalkommentar
Kritik an Politik und Lobbyismus
Sieben Prozent der Leser vermuten, dass einfache, günstige Lösungen bewusst ignoriert werden, um teure Industrieprojekte zu fördern. Genannt werden Konzerne wie Rheinmetall oder Hensoldt. Die Entwicklung spezialisierter Abwehrsysteme betrifft tatsächlich einen milliardenschweren Markt. Diese Systeme sind militärisch notwendig, aber teuer und schwerfällig. Der Einfluss der Rüstungsindustrie auf sicherheitspolitische Entscheidungen ist politisch umstritten.
"Unsere Regierung hat noch nie gut funktionierende Modelle, egal in welchem Bereich, von anderen Ländern übernommen und wird es auch weiterhin nicht tun." Zum Originalkommentar
"Ich habe gestern was gesehen, was ausreicht. Wir leben in Deutschland und nicht in den USA, falls man es immer noch nicht begriffen hat. Und ich brauche nichts und niemanden, der auf die Waffenlobby à la USA reinfällt." Zum Originalkommentar
"Die Rüstungsindustrie jubelt schon." Zum Originalkommentar
Diskussion über Technik und Recht
Sechs Prozent der Leser argumentieren sachorientiert und vergleichen technische Systeme. Sie verweisen auf moderne, präzise Lösungen wie programmierbare Munition oder Mikrowellen-Abwehrsysteme. Diese Technologien befinden sich in Deutschland bereits in der Erprobung.
""Mittlerweile gibt es sogar spezielle Modelle mit schlagkräftiger Munition." "Mittlerweile" ist nun auch schon seit August 2024... Das Problem: das ist nur "last ditch", die Systeme für etwas größere Entfernungen (50 - 500 m) wie den FN C-UAV Container gibt's zwar schon länger (2022), aber die sind schlecht zu transportieren und auch wieder schweineteuer." Zum Originalkommentar
"Bei aller Bescheidenheit - der Skyranger von Rheinmetall verschießt etwas, was wohl besser ist als jede Schrotflinte. Beim Verlassen der Mündung wird das Geschoss programmiert, wann es in 1000 Einzelteile zersplittert - nun - man muss kein Leonardo sein - das liegt doch alles auf der Hand." Zum Originalkommentar
"Das funktioniert in Deutschland wahrscheinlich erst in ein paar Jahren nach Erlass der 14. Durchführungsverordnung zur Änderung der Multikopterfluggerätsstreumunitionsabschussverordnung." Zum Originalkommentar
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