Landratsamt wegen Asyl-Plänen in Wengen weiter in der Kritik

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Klagen über die Informationspolitik des Landratsamtes: Sieglinde Möslang beim Kaffeetrinken mit Florian Schmid. © privat

Geplante Flüchtlingsunterkunft im „Engel“ sorgt in Wengen weiter für Unmut – Bewohner und Gemeinde wurden vom Landratsamt nicht vorab informiert.

Weitnau/Sonthofen – Sieglinde Möslang kann sich auch zwei Monate danach immer noch aufregen: „Meine Buaba haben es mir im Krankenhaus erzählt, vorher hat niemand mit mir geschwätzt, hinterher auch nicht. Bis heute! Das geht nicht!“ Möslang wohnt seit mehr als 50 Jahren im Anbau des ehemaligen „Gasthof Engel“ mitten in Wengen, zuerst in Miete, seit über 40 Jahren gehören ihr dort zwei Eigentumswohnungen. Jeder im Dorf kennt die rüstige 87-Jährige, zusammen mit ihrem Mann hat sie 49 Jahre lang die „Wenger Egg“ bewirtschaftet.

Gemeinde wurde nicht informiert – ein üblicher Vorgang

Nun soll Sieglinde Möslang womöglich neue Nachbarn unter ihrem Dach bekommen. Das Landratsamt will im ehemaligen und zwischenzeitlich heruntergekommenen Gasthof nach eigenem Bekunden bis zu 50 Aslybewerber unterbringen. Doch weder Sieglinde noch Weitnaus Bürgermeister Florian Schmid oder der Gemeinderat sind bisher offiziell darüber informiert worden. „Und das geht nicht, so hintenrum!“, schimpft Möslang. Damit ist sie nicht allein, im beschaulichen Pfarrdorf zu Füßen des Raggenhorns.

Das wird immer so gehandhabt, verteidigt sich das Landratsamt (LRA) in Sonthofen. Landrätin Indra Baier-Müller schreibt in einer Pressemitteilung: „Eine zu frühzeitige Information der Betroffenen ohne gesicherte Basis würde nur zu unnötiger Verunsicherung führen.“ Bisher gibt es offenbar nur Schriftverkehr zwischen dem LRA und dem von Schmid beauftragten Rechtsanwalt. „Die Pläne zur Nutzung der Unterkunft bleiben bestehen“, betont das LRA. Das Mietverhältnis begann demnach am 1. Juli, die Asyl­bewerber sollen einziehen, sobald das Haus vollständig eingerichtet und ausgestattet ist. Der „Engel“ ist nach Auffassung der Sonthofener Behörde für Familien und Einzelpersonen geeignet, er wird durch einen eigenen Objektverwalter betreut und soll nachts von einem mobilen Sicherheitsdienst „bestreift“ werden.

Proteste richten sich gegen Politik und Landratsamt

All diese Informationen sind erst jetzt durch die Pressemitteilung bekannt geworden. „Hintenrum“ gab es bislang nur Gerüchte. Auch der Bürgermeister wurde nicht informiert: „Wir fordern Transparenz und Rücksicht auf unsere Interessen“, verlangt Schmid. Die Proteste richten sich gegen die Politik und das Vorgehen des Landratsamtes.

Mit Asylsuchenden hat das Dorf schon Erfahrungen gemacht. Zwischen 2015 und 2020 kümmerte sich ein Helferkreis um die im Ort untergebrachten Geflüchteten. Es wurden Deutschkurse durchgeführt, noch heute gibt es zu einigen der früheren Mitbewohner persönliche Kontakte. Derzeit leben mehrere Flüchtlinge aus der Ukraine in Wengener Privatquartieren. Doch auch für diese ist die schwache Infrastruktur des knapp 500 Einwohner zählenden Fleckens mit vielen abgelegenen Einödhöfen ein alltägliches Problem. Busse nach Kempten, Isny oder nur in den Hauptort Weitnau fahren selten, mit dem Fahrrad ist man stundenlang unterwegs. Außer einem Dorfladen und einem Gasthaus gibt es keine sozialen Treffpunkte, Internet und Mobilfunk weisen trotz großer Bemühungen der Gemeinde immer noch Empfangslücken auf. „Ohne Auto geht bei uns praktisch nix“, weiß Sieglinde Möslang. „Wengen ist wirklich kein guter Standort für eine Flüchtlingsunterkunft.“ Nicht nur sie ist gespannt, wie es nun weiter geht. „Lasst uns miteinander reden“, sagt der Bürgermeister. Vom Landratsamt gibt es bisher nur Schriftliches.

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