Inflation trifft auch die Imker
Allgemein gestiegene Kosten machen auch den Honig teurer. Die Ernte in diesem Jahr war zufriedenstellend, aber herausfordernd.
Herausfordernd, aber zufriedenstellend: So beschreibt Herbert Schwarzer, 2. Vorsitzender des Imkerkreisverbands Erding, das vergangene Honigjahr im Landkreis. Der Heimatzeitung berichtete er, warum es einigen Imkern Schwierigkeiten bereitet hat und wie sich die Inflation auf die Vermarktung auswirkt.
In seinem Erntebericht schreibt der Imkerkreisverband, dass das Bienenjahr 2024 bis zum Ende spannend verlaufen sei. Spannender, als man es sich gewünscht hätte, wie Schwarzer auf Nachfrage einräumt.
Etwa 500 Imker kümmern sich im Kreis Erding um Honigbienen. „In ganz unterschiedlichen Größenordnungen“, wie Schwarzer sagt. Von Hobbyimkern mit drei Völkern bis hin zu zwei Erwerbsimkern mit über 200 Bienenvölkern sei alles vertreten.
„Die Vermarktung ist derzeit schwierig“
Viele von ihnen hatten in diesem Jahr keine leichte Honigernte. Obwohl durch das nasse und kalte Wetter im Mai ein guter Teil der gesammelten Vorräte zur Eigenversorgung der Völker benötigt wurde, nennt Schwarzer die Ernte des Frühjahrsblütenhonigs zufriedenstellend bis gut. „Das kann schon alle zwei Kilometer anders sein. Es hängt viel davon ab, ob und wie viel Raps blüht, oder ob beispielsweise der Löwenzahn ausblühen darf“, sagt der Imkermeister.
Für ein besonders anstrengendes Jahr sorgte kürzlich der Waldhonig in Form von Melezitosehonig. „Diese Honigart tritt circa alle zehn Jahre auf und kristallisiert bereits nach wenigen Tagen in den Waben. Das erschwert das Schleudern erheblich“, heißt es im Jahresbericht. Ein enormer Mehraufwand für die Imker (wir berichteten) und der Grund, weshalb der Preis für den Waldhonig wohl steigen wird. Insgesamt versuche man, die Honigpreise jedoch stabil zu halten.
„Die Vermarktung ist derzeit schwierig“, bedauert Schwarzer. Beim Festsetzen der Preise sei kein Spielraum nach unten mehr gegeben. „Durch die Steigerungen der letzten Zeit haben auch Preise für Futter angezogen“, begründet der Dorfener, der sich um 22 Bienenvölker kümmert.
Die Preissteigerungen in allen Bereichen sorgen für einen geringeren Absatz. „Viele Direktvermarkter haben aktuell Schwierigkeiten. Die Leute brauchen das Geld woanders“, vermutet Schwarzer und ergänzt: „Beim Honig ist Importware zum halben Preis aus dem Supermarkt natürlich verlockend. Darum versuchen wir, unsere Preise möglichst zu halten, da wir sonst noch mehr Kunden verlieren würden.“
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Appell: Kauft einheimischen Honig
Während noch in den Corona-Jahren ein Trend zu heimischem Honig erkennbar gewesen sei, sei der Absatz seit der Inflation 2022 bei vielen Betrieben deutlich zurückgegangen. „Das trifft vor allem die Imker, die 15 Völker und mehr haben. Die kleineren mit sechs oder sieben Völkern bekommen den Honig von Nachbarn, Freunden und Bekannten abgenommen. Mit mehreren Völkern ist man aber schon auf andere Käufer angewiesen.“
Immer wieder entschließen sich deshalb Imker dazu, ihre Völkerzahlen zu reduzieren. „Man braucht aber eben die Dichte für die Bestäubung. Wir hören regelmäßig Stimmen, die sich in Teilen des Landkreises mehr Bestäubung wünschen würden.“
Der Kreisverband appelliert deshalb: „Nur durch den Kauf einheimischen Honigs können Familienbetriebe erhalten und die Bestäubungsleistung der Bienen auf lokaler Ebene gesichert werden.“ Zudem seien viele Honig-Fälschungen im Umlauf. „Häufig wird der Honig mit Zuckersirup gestreckt“, erklärt Schwarzer. Bei Honig mit der Herkunftskennzeichnung aus EU- und Nicht-EU-Ländern müsse man zudem damit rechnen, dass die Verarbeitung unter Umständen weniger sorgsam ablaufe.
Erfreulich sei, dass der Landkreis heuer frei von der amerikanischen Faulbrut war. Auslöser sind häufig nicht ausgespülte Gläser von Importhonig, der den Erreger in sich trägt. „Der Landkreis hat deshalb die Glascontainer mit einem Aufkleber versehen, dass nur gewaschene Honiggläser entsorgt werden sollen. Hier ist die Imkerschaft auf die Einsicht und Mithilfe der Bevölkerung angewiesen“, betont der Verband.
Wer selbst etwas zum Wohlergehen der Bienen beitragen möchte, ist mit den Tipps des Imkermeisters gut beraten. „Viele haben Ecken im Garten oder auf dem Balkon, wo ein paar Blumen Platz finden würden“, weiß er, und: „Insektenhotels sind ganz nett, aber vor allem für Wildbienen ist es das Wichtigste, weniger Ordnung in den Gärten zu haben.“ So können Blühmischungen mit Samen für bei Honig- und Wildbienen beliebte Pflanzen gekauft werden. „Eine Honigbiene fliegt recht weit, bei Wildbienen sind es nur einige hundert Meter. Sie sind also auf eine Dichte von kleinen Blühinseln angewiesen.“
Bilanz zum Thema Blühstreifen
Auch Klee könne man einfach blühen lassen. „Wenn ich etwas für die Bienen pflanze, hole ich mir damit auch keine Wespen in den Garten. Die gehen nicht auf Nektar und Pollen. Wildbienen stechen ohnehin nicht und die Honigbiene auch nicht, solange sie sich nicht in Gefahr sieht“, betont Schwarzer. „Und das, was den Bienen zugutekommt, hilft zum Beispiel auch den Schmetterlingen.“
Bilanz ziehen möchte der Verband im Oktober zum Thema Blühstreifen in der Landwirtschaft, die von der RWG Erdinger Land initiiert wurden. „Ich habe das Gefühl, dass das gut angenommen wird“, meint Schwarzer. Blühstreifen sollten bestenfalls im 90-Grad-Winkel zur Straße gepflanzt werden: „Direkt an viel befahrenen Straßen entlang ist die Verwirbelung zu stark und die Insekten landen an der Windschutzscheibe.“