Neuen Art von Hyaenodonten - Urzeitlicher Spitzenräuber: Schädel eines furchterregenden Fleischfressers entdeckt

Forscher haben in der ägyptischen Wüste einen fast vollständigen Schädel einer neuen Art von Hyaenodonten, einer ausgestorbenen Gruppe von Fleischfressern, entdeckt. Dieses Raubtier lebte vor circa 30 Millionen Jahren und stand an der Spitze der Nahrungskette. Die Fossilien wurden in der Fayum-Depression gefunden. Sie war in der Vergangenheit ein tropisches Paradies voller Leben. Heute ist sie eine trockene Wüstenlandschaft.

Die Entdeckung wurde im Journal of Vertebrate Paleontology veröffentlicht und gibt neue Einblicke in eine vergessene Raubtierdynastie.

Bastetodon war etwa so groß wie ein Leopard

Der neu identifizierte Bastetodon war etwa so groß wie ein Leopard und hatte eine Gebiss, das ideal zum Zerreißen von Fleisch geeignet war. Seine scharfen Zähne, die gewaltigen Kiefermuskeln und ein verkürzter Unterkiefer zeugen davon, dass er an der Spitze der Nahrungskette stand. Zu seinen möglichen Beutetieren gehörten Primaten, frühe Flusspferde, Elefanten und Klippschliefer. Die ehemals dichten Wälder der Fayum-Region boten ideale Jagdbedingungen für Bastetodon.

Hyaenodonten waren Fleischfresser, die lange vor den heutigen Katzen und Hunden existierten. Sie verbreiteten sich über Afrika, Asien, Europa und Nordamerika, bis sie vor etwa 18 Millionen Jahren verschwanden.

Sensationeller Fund in der Fayum-Depression

Das „Sallam Lab“, ein Team von Paläontologen, stieß während einer Expedition in der Fayum-Depression auf eine bemerkenswerte Entdeckung. Die Hauptautorin der Studie, Shorouq Al-Ashqar, beschreibt den entscheidenden Moment: „Gerade als wir unsere Arbeit abschließen wollten, entdeckte ein Teammitglied etwas Bemerkenswertes – eine Reihe großer Zähne, die aus dem Boden ragten. Sein aufgeregter Ruf brachte das Team zusammen und markierte den Beginn einer außergewöhnlichen Entdeckung: ein nahezu vollständiger Schädel eines urzeitlichen Spitzenraubtiers, ein Traum für jeden Wirbeltier-Paläontologen.“

Einen fast vollständigen Schädel zu finden, ist in der Fossilienforschung selten. Üblicherweise werden nur einzelne Fragmente entdeckt, die mit viel Mühe rekonstruiert werden müssen. Diese Entdeckung erlaubt eine detaillierte Untersuchung des Bastetodon.

Gruppe löwengroßer Hyaenodonten in Fayum gefunden

Die Expedition führte zu einer weiteren wissenschaftlichen Sensation: Bereits vor 120 Jahren wurde eine Gruppe löwengroßer Hyaenodonten in Fayum gefunden. Die Forscher ordneten sie einer neuen Gattung zu. Sie wurden Sekhmetops genannt, nach der löwenköpfigen ägyptischen Kriegsgöttin Sekhmet. Bastet und Sekhmet waren in der ägyptischen Mythologie eng verbunden, und wissenschaftlich gesehen sind beide Gattungen Teil derselben afrikanischen Raubtiersippe.

Die Entdeckung bestätigt, dass Hyaenodonten ihren Ursprung in Afrika haben und sich von dort aus verbreiteten. Sie entwickelten sich in mehreren Evolutionswellen weiter und zählten später zu den gefährlichsten Fleischfressern ihrer Zeit.

Einen außergewöhnlicher Fossilienfund gab es auch in China: Dabei hat ein Forscherteam eine neue Art des Frühmenschen mit dem Namen Homo juluensis identifiziert.

Prof. Sallam
Prof. Sallam, leitender Autor und Mitglied des Sallam Lab-Teams, während der Expedition zur Entdeckung des Hyaenodonten-Schädels. Professor Hesham Sallam

Das Verschwinden der Hyaenodonten

Hyaenodonten beherrschten die Raubtierwelt über Millionen von Jahren, jedoch war dieser Erfolg letztlich nicht von Dauer. Vor rund 18 Millionen Jahren veränderten sich die Klimabedingungen drastisch. Es breiteten sich Raubtiere wie frühe Katzen, Hunde und Hyänen aus, die die Hyaenodonten verdrängten. Der Wandel der Landschaft und das Schwinden ihrer bevorzugten Beute führte zu ihrem Aussterben.

Dr. Matt Borths, Kurator für Fossilien am Duke Lemur Center Museum of Natural History, hebt die Bedeutung der Fayum-Region hervor: „Fayum ist eines der wichtigsten Fossiliengebiete in Afrika. Ohne Fayum wüssten wir sehr wenig über die Ursprünge afrikanischer Ökosysteme und die Evolution afrikanischer Säugetiere wie Elefanten, Primaten und Hyaenodonten.“

Ein Blick in die ferne Vergangenheit

Die Fayum-Depression bietet Wissenschaftlern die Möglichkeit, eine Zeit zu erforschen, in der sich die heutige Tierwelt Afrikas erst herausbildete. Die Entdeckungen von Bastetodon und Sekhmetops veranschaulichen die komplexe Evolutionsgeschichte der Raubtiere. Obwohl ihre Nachfahren heute ausgestorben sind, liefern ihre Fossilien wertvolle Einblicke in die Entwicklung moderner Raubtiere und ihre Interaktion mit den damaligen Ökosystemen.

Der Fund des nahezu vollständigen Schädels ist nicht nur ein wissenschaftlicher Durchbruch, sondern auch ein Zeichen dafür, dass die ägyptische Wüste noch viele Mysterien birgt. Die Forscher des Sallam Lab haben gezeigt, dass auch in gut erforschten Fossilienregionen immer wieder erstaunliche Neuentdeckungen möglich sind.

Von Anne Bajrica