Spezialistin für Digitale Transformation - Gedanken lesen mit KI? Wie Meta Gehirnsignale in Text verwandelt
Jean-Rémi King behauptet, dass das System in 80 Prozent der Fälle den gedrückten Buchstaben bestimmen kann. Was bedeutet das für die Zukunft der Gehirnforschung und KI-Entwicklung?
Jean-Rémi King und sein Team bei Meta haben eine bemerkenswerte Genauigkeit in der Erkennung von Buchstaben erreicht. Durch das Training eines tiefen neuronalen Netzwerks auf die MEG-Signale der Proband:innen konnte das System in 80 Prozent der Fälle den richtigen Buchstaben bestimmen.
Diese hohe Trefferquote wurde durch die präzise Erfassung und Verarbeitung der Signale erreicht. Insbesondere hat das neuronale Netzwerk gelernt, die charakteristischen Muster zu identifizieren, die das Gehirn beim Vorstellen bestimmter Buchstaben erzeugt. Die Verarbeitung dieser Daten in Echtzeit ist ein wichtiger Meilenstein.
Für die Zukunft der Gehirnforschung bedeutet dies, dass die Verbindung zwischen Gehirnsignalen und Technologie immer präziser wird. In der KI-Entwicklung könnte dies den Weg für neue Gehirn-Computer-Schnittstellen ebnen, die nicht-invasiv und benutzerfreundlich sind. Diese könnten beispielsweise bei Menschen mit Bewegungseinschränkungen eingesetzt werden oder sogar neue Formen der Kommunikation ermöglichen.
Was für ein System wollte Meta eigentlich entwickeln und warum ist man nun davon abgewichen
Meta hatte ursprünglich ein System in Entwicklung, das es Nutzern ermöglichen sollte, direkt aus ihren Gedanken zu tippen. Ziel war es, ein sogenanntes „Brain-Computer-Interface“ (BCI) zu schaffen, das die Gehirnaktivität in Text umwandeln kann, ohne dass physische Eingabegeräte wie Tastaturen oder Touchscreens notwendig sind. Das System sollte mithilfe von Elektroden, die in den Kopf implantiert werden, die Gedanken des Nutzers erfassen und in digitale Eingaben übersetzen. Diese Technologie, die sich auf die präzise Überwachung neuronaler Aktivitäten konzentrierte, hätte einen revolutionären Schritt in der Mensch-Maschine-Interaktion bedeutet.
Das Projekt von Meta, das als eines der ambitioniertesten Vorhaben im Bereich der Gehirn-Technologie galt, wurde mit einer Investition von rund 2 Millionen US-Dollar in ein spezialisiertes Forschungslabor vorangetrieben. Die Vision war, eine Schnittstelle zu schaffen, die das Tippen in Echtzeit auf Basis von Gedanken ermöglicht. Erste Erfolge wurden erzielt, indem man erste Ansätze zur Erkennung von Buchstaben und Wörtern aus den Gehirnströmen heraus entwickelte.
Jedoch entschied Meta, den ursprünglichen Plan aufzugeben. Statt eines Implantats, das direkt mit dem Gehirn interagiert, ist das Unternehmen nun auf eine nicht-invasive Methode umgeschwenkt. Ein Grund für die Änderung der Richtung war, dass die Technologie noch nicht ausgereift genug war, um verlässlich und präzise genug zu arbeiten, um das Tippen aus Gedanken wirklich praktikabel zu machen. Zudem gab es ethische Bedenken, vor allem hinsichtlich des invasiven Charakters von Gehirnimplantaten, die das Vertrauen der Nutzer beeinträchtigen könnten.
Meta hat sich daher für einen anderen Ansatz entschieden, bei dem externe Geräte verwendet werden, die mit der Gehirnaktivität in Verbindung stehen, aber keine Implantate erfordern. Diese Technologie hat das Potenzial, ähnliche Fortschritte zu erzielen, ohne die schwerwiegenden Risiken und Herausforderungen der invasiven Hirntechnologie.
Stellen wir uns 2050 vor - wie kann so ein System weiterentwickelt werden zum Wohl oder zur Gefahr für uns Menschen?
Hier sind einige Szenarien, die die potenziellen Vorteile und Gefahren einer solchen Technologie verdeutlichen:
Vorteile für den Menschen:
- Barrierefreiheit und Inklusion: Menschen mit körperlichen Einschränkungen, wie etwa Lähmungen oder schweren motorischen Beeinträchtigungen, könnten durch direkte Gehirn-Computer-Interaktion vollständig in die digitale Welt integriert werden. Ein solches System würde es ihnen ermöglichen, zu kommunizieren, zu arbeiten und das Internet zu nutzen, ohne auf traditionelle Geräte angewiesen zu sein. Menschen mit Sprach- oder Hörstörungen könnten durch diese Technologie ebenfalls einen enormen Fortschritt in ihrer Lebensqualität erleben.
- Medizinische Fortschritte: Gehirn-Computer-Schnittstellen könnten zur Behandlung neurologischer Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen eingesetzt werden. Indem Gehirnaktivitäten überwacht und moduliert werden, könnte die Technologie helfen, Gehirnströme zu stabilisieren oder sogar verloren gegangene Funktionen wiederherzustellen. In Kombination mit künstlicher Intelligenz (KI) könnte eine präzise Diagnose und personalisierte Behandlung möglich sein.
- Produktivität und Effizienz: Ein solcher Fortschritt könnte die Arbeitswelt revolutionieren, indem er eine noch nie dagewesene Geschwindigkeit und Effizienz beim Bearbeiten von Aufgaben ermöglicht. Gedanken könnten in Echtzeit in digitale Form umgewandelt werden, was die Produktivität in vielen Bereichen – von der Wissenschaft bis zur Kunst – auf ein neues Niveau heben würde. Auch die Kommunikation zwischen Menschen könnte durch Gedankenübertragung vereinfacht und beschleunigt werden, wodurch Grenzen von Sprache und Kultur überwunden werden könnten.
Gefahren und Risiken:
- Privatsphäre und Kontrolle: Ein solches System könnte theoretisch Gedanken „lesen“ und sogar manipulieren.
- Missbrauch durch Dritte: Der Zugriff auf das Gehirn eines Menschen könnte für kriminelle oder böswillige Zwecke missbraucht werden.
- Gesellschaftliche Spaltung: Der Zugang zu dieser Technologie könnte ungleich verteilt sein. Wohlhabende oder technologisch fortgeschrittene Gesellschaften könnten Vorteile wie schnellere Kommunikation und erweiterte kognitive Fähigkeiten genießen, während andere Gesellschaften möglicherweise ausgeschlossen bleiben.
- Eine starke Abhängigkeit von Maschinen zur Ausführung selbst grundlegender kognitiver Aufgaben könnte langfristig zu einer Abnahme der geistigen Fähigkeiten führen.