„T.O.P.“-Beratung und „Café der Kulturen“: Ein Platz für Teilhabe, Orientierung und Perspektiven für Geflüchtete

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Bei Leckereien aus aller Welt ließen es sich die Gäste gutgehen. So soll es auch in Zukunft im „Café der Kulturen“ aussehen. © Wölfle

Großer Andrang herrschte bei der Eröffnung des neuen „T.O.P.“-Standorts in Schongau – denn dieser ist mehr als eine reine Beratungsstelle für Geflüchtete. Dort ist mit vier beteiligten Stellen jetzt alles unter einem Dach, um Integration gelingen zu lassen. Und alle Bürger sind herzlich eingeladen, sich daran zu beteiligen.

Schongau - „Ich habe meine Wette verloren, denn ich habe mit maximal 30 Gästen gerechnet“, sagte Adel Youkhanna, Berater der Caritas für Flüchtlinge und Integration, bei seiner Begrüßung und lachte. Denn so eine Wette verliert man doch gerne.

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Wie hoch er diese verloren hatte, ließ sich schwer sagen, denn in den Räumen und Gängen tummelten sich die Gäste aus Nah und Fern. Alteingesessene Schongauer ratschten mit ihren neuen Mitbürgern aus der ganzen Welt – eine bunte, tolerante und vielfältige Gesellschaft, die an diesem Nachmittag nicht gepredigt, sondern einfach gelebt wurde.

Teilhabe, Orientierung und Perspektiven

Und genau das ist das Konzept, das in den Räumen am Dr. Leonhard-Zill-Platz umgesetzt werden soll, und in Weilheim bereits ein voller Erfolg ist. Im Erdgeschoss ist das Projekt „T.O.P.“ untergebracht. Das steht für Teilhabe, Orientierung und Perspektiven. Dahinter stehen vor allem ehrenamtliche Mitbürger mit Migrationshintergrund, die den neu ankommenden Menschen „Hilfe zur Selbsthilfe“ anbieten.

Die Kulturdolmetscher: Elaa Alriem (re.) übersetzte die Reden von Adel Youkhanna (li.) und Inge Bias-Putzier (2.v.li.) ins Arabische, Omolbannin Mahdawi in Dari/Persisch.
Die Kulturdolmetscher: Elaa Alriem (re.) übersetzte die Reden von Adel Youkhanna (li.) und Inge Bias-Putzier (2.v.li.) ins Arabische, Omolbannin Mahdawi in Dari/Persisch. © Wölfle

Circa 15 der eigens dazu ausgebildeten „Kulturdolmetscher“ stehen zu bestimmten Zeiten (siehe Kasten) Geflüchteten mit Rat und Tat zur Seite. „Wir nennen sie Multiplikatoren“, erklärte Youkhanna. Denn gerade Menschen, die selbst irgendwann neu in Deutschland angekommen sind, wissen am besten, wie man helfen kann. Was benötigt wird, damit Integration gelingen kann. Und sie sind in gewisser Weise auch Vorbild für die Neuankommenden, denn an ihnen können diese sehen, wie ein Zusammenwachsen funktionieren kann.

Multiplikatoren und Vorbilder

„Das ist genau das, was ich mir vor ein paar Jahren auch gewünscht hätte“, blickte beispielsweise Elaa Alriem zurück, die aus Syrien geflohen war. Keine Frage also für sie, sich als Kulturdolmetscher ausbilden zu lassen, und tatkräftig mitanzupacken.

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Im Hintergrund sind die offiziellen Berater natürlich trotzdem am Werk, aber sie werden durch die Ehrenamtlichen stark entlastet. Auch deshalb, weil die Kulturdolmetscher über 15 verschiedene Sprachen sprechen. Einen beeindruckenden Eindruck davon konnte man bei der feierlichen Eröffnung bekommen. Die Reden wurden von Alriem auf Arabisch, von Omolbannin Mahdawi auf Dari/Persisch, von Cenin Yasar auf Türkisch und von Tatjana Klatt auf Russisch übersetzt.

Alles unter einem Dach

Ziel einer gelungenen Integration ist es natürlich auch, die Übersetzungen irgendwann überflüssig zu machen. Deshalb bieten das Bildungskolleg und das Kolping-Bildungswerk in den Obergeschossen des Gebäudes Deutschkurse an. Und zwar in allen Schwierigkeitsstufen.

„Das ist so super, dass hier alles unter einem Dach ist, was für eine Integration wichtig ist“, schwärmte Youkhanna. Denn die Bildungsangebote und die Beratungs- beziehungsweise Vernetzungsstelle werden durch ein ganz wichtiges Integrations-Angebot ergänzt: Das „Café der Kulturen“.

Auch Ängste und Vorurteile abbauen

Dieses wird vom Asylhelferkreis Schongau betrieben (Öffnungszeiten siehe Kasten). Auch das ehrenamtlich. Hier sollen sich alle treffen. Und zwar wirklich alle. „Wir würden uns sehr freuen, wenn auch deutsche Mitbürger bei uns vorbeischauen. Auch um Vorurteile und Ängste abzubauen“, hofft Esra Böse, die als Sozialreferentin der Stadt Schongau die Räume vermittelt hat und in engem Kontakt zu den Verantwortlichen steht.

Dort sollen zudem verschiedene Aktionen angeboten werden. „Wir planen schon eine Foto-Ausstellung“, verriet Inge Bias-Putzier von der Diakonie München-Oberbayern, die Träger des Projekts ist. „Wer eine Idee für eine Aktion hat, der darf sich jederzeit gerne melden“, ergänzte Böse.

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

Das Gebäude am Dr. Leonhard-Zill-Platz soll auf jeden Fall ein lebendiger Ort sein, an dem miteinander geredet, diskutiert, gespielt oder auch musiziert wird. So wie bei der Eröffnung, die von der Gruppe „Farbenklang“ musikalisch umrahmt wurde. Da brauchte es auch keine Übersetzung.

Auch nicht bei den Leckereien aus vielen Ländern, die die Kulturdolmetscher für die Gäste der Eröffnungsfeier bereitet hatten. „Vielfalt kennt keine Grenzen, wir sind alle Menschen. Lassen Sie uns das Gemeinsame betonen, nicht das Trennende“, bat Youkhanna. Mit dem Projekt sollte das funktionieren. Am ersten Tag herrschte bei allen Beteiligten eine T.O.P.-Stimmung.

Zur Info: Die Kulturdolmetscher und Berater von „T.O.P.“ sind jeden Montag und Mittwoch jeweils von 15 bis 17 Uhr vor Ort. Das „Café der Kulturen“ hat Montag, Mittwoch und Donnerstag jeweils von 15 bis 18 Uhr sowie am Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Wer sich mit einer Idee einbringen möchte, kann sich jederzeit bei Inge Bias-Putzier melden unter den Telefonnummern 0881/927659822 oder 0160/4918692 oder per Mail an iputzier@diakonie-muc-obb.de.

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