Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt: Sie haben den richtigen Weg gefunden
Familie und Beruf zu vereinen ist für viele Eltern eine Herausforderung. Noch schwieriger wird es, wenn beide ein Ehrenamt betreiben - wie Angela und Florian Köck bei der Bergwacht.
Schliersee – Sie sind jede Woche bis zu 72 Stunden in der Arbeit, ein Mal wöchentlich beim Hundetraining, alle vier Wochen zwei Tage im Bergwachtdienst und im Notfall rund um die Uhr für die Hundestaffel im Einsatz: Angela und Florian Köck aus Neuhaus engagieren sich ehrenamtlich bei der Bergwacht Schliersee. Beide arbeiten bei der Berufsfeuerwehr München im Schichtdienst. Obendrein kümmern sie sich um ihre zwei Hunde Alfi und Keks. Und seit knapp zwei Jahren haben sie eine gemeinsame Tochter. Arbeit, Familie und Ehrenamt unter einen Hut bringen: Ohne die Unterstützung ihrer Familie würde das nicht funktionieren. „Das geht nur mit sehr braven Großeltern“, sagt Angela Köck – und mit viel Koordination.
Angela Köck ist Hundeführerin und Ausbilderin bei der Bergwacht
Die 33-Jährige ist seit 2008 bei der Bergwacht. 2015 trat der Rüde Keks in ihr Leben – und ist seither nicht mehr wegzudenken. Mit dem Schäferhund-Australian Shepherd-Mischling absolvierte sie die Ausbildung zur Hundeführerin. Mittlerweile ist sie selbst Ausbilderin. An ihren ersten Einsatz mit Keks erinnert sich Angela noch gut. „Zwei erfahrene Hundeführer aus Rosenheim waren schon auf der Lawine am Hirschberg, ich bin nachgerückt“, erzählt sie. Obwohl sie schon eine erfahrene Bergretterin war, war sie sehr nervös. „Mit Hund, das ist schon eine Herausforderung.“
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Der Einsatz mit Hund verlangt viel Koordination – und Kraft. Beim Skifahren oder beim Einstieg in den Helikopter muss Angela ihren 30 Kilogramm schweren Hund über den Schultern tragen können. „Da beneide ich meinen Mann“, sagt sie. Der 22 Kilogramm schwere Alfi springt Florian mit Anlauf in die Arme. Angela hebt Keks lieber aus dem Stand hoch. „Er würde mich sonst umhauen.“
„Hundeführer ist ein zeitintensives Hobby“
Florian kam 2017 zur Bergwacht. „Da hat mich Angi reingezogen“, erzählt er schmunzelnd. Anfangs begleitete er seine Freundin zu Übungen, versteckte sich im Schnee und ließ sich von Keks wieder ausgraben. Nach seiner Grundausbildung trat auch der 35-Jährige der Hundestaffel bei. Sein treuer Begleiter ist der vierjährige Schäferhund Alfi.
„Hundeführer ist ein sehr zeitintensives Hobby“, sagt Florian. Alleine für Trainings und Übungen fährt das Paar bis zu 3000 Kilometer im Jahr. Wenn Herrchen und Frauchen im Dienst sind, kommen die Hunde bei Angelas Großeltern unter. „Das haben wir schon geklärt, bevor wir die Hunde geholt haben“, erklärt Florian. Denn ohne familiäre Unterstützung könnten sie die Hunde nicht halten.
Immer für den Notfall gerüstet
Aktuell sind die beiden die einzigen ausgebildeten Hundeführer bei der Schlierseer Bergwacht. Ihr Einsatzgebiet bei der Hundestaffel umfasst die Region von Aschau im Chiemgau bis Steingaden im Kreis Weilheim-Schongau. Damit die Lebensretter schnell vor Ort sein können, sind sie immer vorbereitet. „Ich habe eine Einsatzcheckliste, die ich immer kurz kontrolliere“, erzählt Angela. Der Rucksack mit LVS-Gerät, Schaufel und Fellen ist immer gepackt.
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„Als Hundeführer darf man nichts vergessen.“ Weil es im Notfall schnell gehen muss, ist auch das Auto immer eingeräumt: Rucksack, Ski, Kleidung und Bergschuhe sind immer dabei – auch beim Einkaufen. „Wir haben schon mal einen Einkaufswagen stehen lassen und sind aus dem Laden gesprintet, weil der Piepser ging“, erinnert sich Florian.
Koordination ist das A und O
Jetzt können sie nicht mehr alles so einfach stehen und liegen lassen. Aktuell ist Angela in Elternzeit. Florian hat zwei bis drei Mal in der Woche Schicht. „Wir haben Glück, dass wir viel Zeit miteinander verbringen können“, sagt seine Frau. Organisation und Koordination bestimmen den Alltag der beiden: „Wir besprechen jeden Tag, wer im Notfall ausrücken kann“, erklärt Florian. Auch mit Angelas Großeltern, die im Haus nebenan wohnen, halten sie Absprache, ob sie im Notfall auf den Nachwuchs aufpassen.

Die junge Familie ist auch auf den Zusammenhalt in der Bergwacht angewiesen. Zu ihren Wochenenddiensten auf der Schönfeldalm können sie Freunde und Familie mitnehmen, die während eines Einsatzes auf ihre Tochter aufpassen. „Es gibt auch ein paar Bergwachtrentner, die zwar nicht mehr ausrücken, aber auf die Kinder aufpassen“, erzählt Angela. Wenn sie keine Betreuung findet, kann Angela ihre Tochter auch zu den Ausbildungsabenden mitnehmen. „Nur das macht unser Ehrenamt möglich, dass die Familie nicht außen vor ist, sondern mitgedacht wird“, sagt sie. Das sei nicht in allen Bereitschaften der Fall.
Ab Mai will die junge Mutter wieder arbeiten. „Dann müssen wir schauen, wie wir das koordinieren“, sagt ihr Mann. Doch sie werden auch diese Hürde meistern. Denn sie haben reichlich Unterstützung hinter sich.