„Einem Minister nicht würdig“: Ralf Schumacher wettert gegen Habeck-Video zu Bauernprotesten

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Der Ex-Formel 1-Profi und TV-Experte Ralf Schumacher äußert sich in einem Interview mit dem Sender RTL wütend gegenüber Robert Habeck und der Arbeit der Ampel-Koalition.

Berlin - Erneut hat eine Videobotschaft von Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) auf X, vormals Twitter, hohe Wellen geschlagen. Auf diese Art und Weise hatte sich der 54-Jährige bereits zum Krieg in Israel und der dadurch neu entflammten Antisemitismus-Debatte in Deutschland geäußert und dafür medial viel positiven Zuspruch erhalten. In seinem neuen Video äußert er sich zu den Bauernprotesten und warnt vor einer völkisch-nationalistischen Unterwanderung der Protestbewegung und einer Verrohung des gesellschaftlichen Diskurses in Deutschland.

Der Hintergrund: Die angekündigte Protestwoche der deutschen Landwirte startete am selben Tag, an dem Habeck seine Video-Botschaft online stellte. Mehrere tausend Bauern bildeten an diesem Tag mit ihren Traktoren lange Konvois und legten damit Bundesstraßen und Autobahnen im ganzen Land lahm. In München fuhren rund 5500 Bauern mit ihren Traktoren in Richtung Innenstadt, im hessischen Wiesbaden waren es etwa 2000. In Brandenburg schlossen Landwirte, laut Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ganze Ortschaften ab. Aktuell geplant ist eine komplette Protestwoche, deren Aktionen noch mehrere Tage andauern sollen.

Proteste und Straßenblockaden der Landwirte soll eine ganze Woche andauern

In diesem Zusammenhang wandte sich Robert Habeck in einem Video-Statement gezielt an Gruppierungen, wie beispielsweise die rechtsextreme Kleinpartei „Freie Sachsen“, welche die Gelegenheit nutzte, um am Montag ihre Kritik an der Corona- und Migrationspolitik der Regierung zu verkünden. Der Minister findet in seinem Video-Statement hierfür eindringliche Worte und warnt einer weiteren „Formierung extremistischer Gruppen“ und „kursierenden Umsturzphantasien“. Hierzu meldeten sich auch Stimmen, die Habecks Sorge nicht teilen.

Für die Situation der Landwirte fand der Bundesminister, auch im Hinblick auf seine Erfahrung als Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein, verständnisvolle Worte und Bekundungen der Solidarität: „Sie arbeiten sieben Tage die Woche, sind immer auf Abruf und wenn andere ihren Jahresurlaub machen, haben sie Erntezeit.“ Am Ende seiner Videobotschaft äußert der Minister noch einmal große und staatstragende Worte. Die Zivilgesellschaft sei dazu aufgerufen, sich zu beteiligen, das heißt wählen zu gehen, und die liberale Demokratie in Deutschland sei ein Schatz, den es zu verteidigen gelte.

Ex-Formel 1-Profi und TV-Experte Ralf Schumacher beim Formel 1 Grand Prix 2023 in Quatar
An ein Mikrofon und daran, eine Plattform zu haben, ist er gewöhnt: Habeck-Kritiker und TV-Experte Ralf Schumacher beim Grand Prix 2023 in Katar. © Imago / eu-images

Ex-Formel 1-Profi äußert in einem RTL-Interview patzig in Richtung Habeck und Ampel-Koalition

Ralf Schumacher, Ex-Profi-Rennfahrer und der kleine Bruder von Michael Schumacher, postete nun am Montag ein Foto auf Instagram mit einem Traktor, der ein Schild trägt mit der Aufschrift: „Bauernstärke ist Landesstärke“. Darunter schreibt er: „Ich wünsche den Bauern viel Erfolg und hoffe, dass unsere Regierung zur Vernunft kommt. Die Landwirtschaft ist extrem wichtig für unser Land und das sollte der Allgemeinheit auch was wert sein.“ Der gebürtige Hürther baut derzeit sein Elternhaus zu einer Art Bauernhof um.

Hinter dem Satzstück „dass unsere Regierung zur Vernunft kommt“ steckt, und das weiß man, wenn man dem 48-Jährigen in den sozialen Netzwerken bereits länger folgt, noch mehr Frust. Frust, der sich speziell an einer Person aufhängt: Dem Urheber der bereits erwähnten Video-Botschaft. In einem Interview mit dem Sender RTL wendet er sich konkret gegen den Wirtschaftsminister und meint: „Wenn jemand mal einer anderen Meinung ist, ist er gleich irgendwie rechts. Das finde ich auch total schade, weil der Dialog und das Gespräch dadurch ja gar nicht stattfinden kann.“

Auch zaghaft kritische Kommentare finden sich an Schumachers Instagram-Post zu den Bauernprotesten

Der heutige TV-Experte legt weiter nach: „Das ist eines Wirtschaftsministers auch nicht würdig.“ Ein Hinweis darauf, dass Habecks Gesprächsangebote bei den Protesten am Fähranleger Schlüttsiel von den Protestierenden nicht wahrgenommen wurden, erwähnt Schumacher in diesem Zusammenhang nicht. Unter Schumachers Instagram-Post weisen auch einige andere zaghaft kritische Stimmen auf andere Aspekte in diesem Zusammenhang hin.

Eine Kommentatorin schreibt: „Plötzlich sind alle so solidarisch mit den Bauern, dabei hat doch das Konsumverhalten der letzten 30 Jahre dafür gesorgt, dass Subventionen überhaupt in diesem Maße notwendig sind.“ Ein anderer Kommentator meint, eine Doppelmoral im Umgang mit der Protestbewegung der Bauern und den Straßenprotesten der Letzten Generation zu erkennen: „Ich verstehe den Unterschied in der jetzigen Debatte nicht … warum werden die einen unterstützt und die anderen verteufelt?“ Die Letzte Generation hatte sich im Vorfeld ebenfalls mit den protestierenden Landwirten solidarisiert.

Robert Habeck: „Wenn an Traktoren Galgen hängen […], dann ist eine Grenze überschritten.“

Habeck verweist in seinem Video auf konkrete Grenzen, die er bei der Protestbewegung der Landwirte sieht: „Wenn an Traktoren Galgen hängen, wenn Traktorenkolonnen zu privaten Häusern fahren, dann ist eine Grenze überschritten.“ Hierfür bekam er Zuspruch vom SPD-Abgeordneten Rolf Mützenich. Der sagte laut Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass Protest gegen die Regierung zur Demokratie gehöre, aber dass Drohungen, Sachbeschädigungen oder Galgen zu weit gingen.

Habecks FDP-Ministerkollege Marco Buschmanns schrieb in sozialen Netzwerken: „Wer für bessere Arbeitsbedingungen streikt oder friedlich für legitime politische Ziele demonstriert, ist von unserer Rechtsordnung geschützt. Wer Sachen beschädigt, Menschen nötigt oder gegen die Ordnung des Grundgesetzes hetzt, stellt sich gegen unsere Rechtsordnung.“ (Sonja Ruf)

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