Empörung nach Donald Trumps Nato-Aussagen: US-Kommandeur urteilt vernichtend – „Strategischer Analphabet“

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Donald Trumps Aussage zur Nato sorgt weiter für heftige Reaktionen. Aus den USA gibt es nun weitere Kritik. Ein US-Soldat fällt ein hartes Urteil.

Washington – Die Empörung über Donald Trumps Aussage zur Nato, säumigen Partnern im Ernstfall nicht vor Russland und Wladimir Putin beschützen zu wollen, ist bei den Verbündeten weiterhin groß. Während Verantwortliche in Europa mit großem Unverständnis reagieren, regt sich auch in den USA der Widerstand gegen den ehemaligen US-Präsidenten. Nach dem Weißen Haus äußerte sich auch Ben Hodges, der ehemalige Kommandeur der US-Armee in Europa, zu Trumps Nato-Aussagen und urteilt vernichtend.

Folgen seien „sehr, sehr, gefährlich“: Donald Trumps Aussage zur Nato sorgt für Diskussion

Donald Trumps Äußerungen zur Nato seien „strategisch unwissend“ und riskieren, die eigenen Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten „zu vermasseln“, sagte der Soldat im Ruhestand der britischen Times. Gleichzeitig warnte er vor einer möglichen Gefahr: Inmitten des Ukraine-Kriegs würde Trumps Nato-Aussage Russland dazu ermutigen, Nato-Länder anzugreifen. Die Folgen seien „sehr, sehr, gefährlich“ für Amerika und den Rest der Nato. Zusammenfassend attestierte der Ex-Kommandeur Donald Trump strategischen Analphabetismus.

Donald Trumps Aussagen zur Nato sorgen weiter für Kritik. Nun urteilt ein ehemaliger US-Kommandeur über die strategischen Fähigkeiten des Republikaners.
Donald Trumps Aussagen zur Nato sorgen weiter für Kritik. Nun urteilt ein ehemaliger US-Kommandeur über die strategischen Fähigkeiten des Republikaners. © Alex Brandon/AP/dpa

„Wir sind auf den Zugang in Europa angewiesen, mit Stützpunkten in fast jedem Land Europas und rund um das Mittelmeer“, sagte Hodges. „Diese Stützpunkte sind wichtig für uns und für unseren Beitrag zur Nato. Sie sind nicht hier, um die Deutschen zu beschützen, sie sind für uns und auch für das, was wir in Afrika und im Nahen Osten tun.“

Trumps Äußerung zur Nato rhetorisches Gepolter? Olaf Scholz mit mahnenden Worten

Einige Beobachter halten Trumps Nato-Aussagen für rhetorisches Gepolter, das das Ziel hat, die europäischen Verteidigungsbudgets in die Höhe zu treiben und den Druck auf die USA zu verringern. Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz sieht allerdings eine größere Gefahr und warnt vor einem Spiel mit der Sicherheit Europas. „Das Schutzversprechen der Nato gilt uneingeschränkt. Alle für einen. Einer für alle“, sagte der SPD-Politiker am Montag in Berlin bei einem Treffen mit dem neuen, proeuropäischen Regierungschef Polens, Donald Tusk.

Dass Donald Trumps Aussagen zur Nato potenzielle Gefahr für die Sicherheit der Bündnispartner bergen könnten, sieht der ehemalige US-Präsident offenbar selbst nicht. Nach seinem Wahlkampfauftritt zur US-Wahl 2024 reklamierte er stattdessen nun für sich, das Verteidigungsbündnis gestärkt zu haben. „Ich habe die Nato stark gemacht“, schrieb der Republikaner in einem Post auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social.

Äußerung von Donald Trump bei Veranstaltung zur US-Wahl: Republikaner bereit, Nato fallenzulassen

Ob Donald Trump im Falle einer Wiederwahl bei den US-Wahlen in diesem Jahr tatsächlich eine Abkehr von den Nato-Partnern umsetzen würde, ist gegenwärtig ungewiss. Laut Hodges ist die Gefahr allerdings groß. Der ehemalige US-Kommandeur führte gegenüber der Times weiter aus, er glaube, dass Trump „absolut bereit“ sei, Europa den Rücken zu kehren, wenn er ins Weiße Haus zurückkehrt. „Das hat nichts damit zu tun, ob Deutschland sein 2-Prozent-Ziel erreicht oder ob Norwegen oder Kanada dies tun“, sagte er. „Trump hasst Allianzen. Er hasst eine Verpflichtung, bei der er etwas erfüllen muss.“

Donald Trump sei ein „Mafia-Typ“, der nicht in seinen Möglichkeiten eingeschränkt werden will. Während seiner vergangenen Amtszeit als US-Präsident hätte er gezeigt, dass ihm moralische Verpflichtungen völlig egal seien. „Wir wären dumm, wenn wir das, was er sagt, nicht für bare Münze nehmen würden.“ Die Sorgen und Unsicherheit in der transatlantischen Gemeinschaft könnten daher begründet sein. Präsident Joe Biden bezeichnete Trumps jüngste Kritik an der Allianz unlängst als „entsetzlich und gefährlich“.

2-Prozent-Ziel der Nato: Nur wenige Länder erfüllen Trumps Anspruch

In seiner Zeit als US-Präsident hatte Donald Trump immer wieder den Bündnispartnern in der Nato vorgeworfen, sich zu sehr auf den Schutz der Vereinigten Staaten zu verlassen. Er forderte daher regelmäßig von den Ländern den Ausbau der eigenen Streitkräfte. Hierfür sollten zwei Prozent des BIP für Verteidigungsausgaben verwendet werden. Wie Newsweek in einem Beitrag aufschlüsselt, haben bisher Polen (3,9 Prozent), die USA (3,49 Prozent), Griechenland (3,01 Prozent), Estland (2,73 Prozent), Litauen (2,54 Prozent), Finnland (2,45 Prozent), Rumänien (2,44 Prozent), Ungarn (2,43 Prozent), Lettland (2,27 Prozent), das Vereinigte Königreich (2,07 Prozent) und die Slowakei (2,03 Prozent) die gesteckte Zielmarke, zwei Prozent ihres BIP für die Streitkräfte auszugeben, erreicht.

Bezogen auf Daten vom Juli 2024 verfehlten damit Frankreich, Montenegro, Nordmazedonien, Bulgarien, Kroatien, Albanien, die Niederlande, Norwegen, Dänemark, Deutschland, Tschechien, Portugal, Italien, Kanada, Slowenien, Türkei, Spanien und Belgien die Vorgabe. Luxemburg investierte 0,72 Prozent des BIP in die eigene Verteidigungsfähigkeit. Allerdings hat das Land aufgrund seiner Größe auch gesonderte Vorgaben. Da Island über kein eigenes Militär verfügt, ist es in den Zahlen nicht berücksichtigt.

Trump droht mit Aussage der Nato – Deutschland investiert 2 Prozent vom BIP

Wie die Tagesschau schreibt, hat Trump seine Drohung an die Nato zwar im Konjunktiv platziert, dennoch würde mit großer Umsicht seitens der Bündnispartner reagiert werden. Seine jüngste Attacke würde die Allianz im Kern treffen, heißt es weiter. Wer das eigentliche Ziel von Trumps Nato-Äußerung ist, hatte der ehemalige US-Präsident bei seiner Aussage nicht adressiert. Womöglich könnte der Republikaner allerdings Deutschland im Speziellen gemeint haben – auch wenn dies künftig unbegründet sein könnte. Laut Tagesschau plant die Bundesregierung nämlich, 2024 mindestens 2,0 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt für Verteidigungsausgaben aufzuwenden. (fbu)

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