Moskau in Reichweite westlicher Waffen: Putin muss seine Kriegsführung neu ausrichten – Taurus-Debatte verschärft sich

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hat am Montag bekannt gegeben, dass alle Reichweitenbeschränkungen für Waffen an die Ukraine aufgehoben wurden. Diese Entscheidung könnte besonders für die Lieferung der deutschen Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine von Bedeutung sein, die möglicherweise bald erfolgen könnte, wenn man die erst im März getroffenen Aussagen von Merz beim Wort nimmt. Damals forderte er Olaf Scholz auf, Taurus an die Ukraine zu liefern.  

Die viel diskutierten Marschflugkörper sind möglicherweise nicht in der Lage, Moskau zu treffen, jedoch ist ihre Technologie vergleichbar mit der der amerikanischen Tomahawk-Raketen, die durchaus die russische Hauptstadt erreichen könnten. In seiner Ankündigung am Montag hat Merz deutlich gemacht, dass auch die von den Amerikanern gelieferten Waffen keiner Reichweitenbeschränkung mehr unterliegen.

Putin muss wegen Reichweitenbeschränkung umdisponieren

Der russische Außenminister Sergei Lawrow hat bereits europäische Regierungschefs beschuldigt, den Krieg durch diese Maßnahmen zu verlängern. Da die meisten Luftwaffenstützpunkte im Westen Russlands nun in Reichweite ukrainischer Angriffe geraten können, muss Russland seine Luft- und Logistikzentren weiter ins Landesinnere verlegen, wodurch die Kriegsführung gegen die Ukraine erschwert wird, so der "Telegraph".

Ein regelmäßiger Beschuss Moskaus mit Marschflugkörpern könnte schnell dazu führen, dass die Moskauer Bevölkerung sich gegen Putin und sein Regime wendet. Bereits jetzt sind Urlaubsflüge zu Küstenorten aufgrund ukrainischer Drohnenangriffe und des Mangels an westlichen Flugzeugteilen gestört. Der "Telegraph" berichtet außerdem, dass die sonst patriotisch eingestellte Moskauer Presse bereits beginnt, die wirtschaftlichen Probleme auf die Sanktionen des Westens und die Politik des Kremls zurückzuführen,

Taurus
Die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine wird schon lange diskutiert. Leonhard Simon/Getty Images

Waffenruhe könnte durch Druck auf Moskau näher rücken

Mit dem Wissen, dass Putins Militärbasen sowie Moskau nun in Reichweite westlicher Waffen sind, könnte eine Waffenruhe angestrebt werden. Und auch US-Präsident Trump scheint angesichts der jüngsten Entwicklungen zu realisieren, dass Putin nicht ernsthaft an Frieden interessiert ist. Die westlichen Staats- und Regierungschefs sind sich zunehmend einig, dass Verhandlungen mit Putin nur aus einer Position der Stärke möglich sind, heißt es im Bericht weiter.

Kritik an Merz‘ Zögern bei Taurus

Die Entscheidung von Friedrich Merz, die Reichweitenbeschränkungen aufzuheben, jedoch keine Taurus-Marschflugkörper zu liefern, hat sowohl innerhalb Deutschlands als auch international für Kritik gesorgt. Im Wahlkampf hatte Merz noch als Oppositionsführer klar die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern gefordert, während er in seiner Rolle als Kanzler zögert. 

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter zeigte sich verärgert darüber und schrieb am Dienstag auf X: „Es gibt keinerlei Anzeichen, dass Deutschland endlich Taurus-Marschflugkörper liefert, denn ich sehe weiterhin keine Einigkeit in der Koalition und keinen politischen Willen, angemessen und mit Stärke und Konsequenz auf die massive Eskalation Russlands zu agieren.“ Er appellierte, „wie zuvor vielfach angekündigt und gefordert“ Taurus an die Ukraine zu liefern.