Reitz-Thema: Merz darf nicht zum europäischen Schein-Riesen werden

Die Kommunikationsstile von Friedrich Merz und Olaf Scholz könnten unterschiedlicher kaum sein. Wo Scholz noch mit Zurückhaltung agierte, holte Merz die verbale Brechstange raus, auch beim Thema Ukraine. Doch kann der neue Kanzler halten, was er verspricht? 

FOCUS-online-Chefkorrespondent Ulrich Reitz meint: „Also wer in Europa ein Riese sein will, der muss immer aufpassen, dass er nicht als Scheinriese endet.“

Merz muss sich in der Außenpolitik „besser unfallfrei“ verhalten

Der Bundeskanzler erklärte beim Europaforum des WDR am Montag die Reichweitenbeschränkung für an die Ukraine gelieferte Waffen für beendet. Diese Aussage hat zu Reaktionen sowohl aus der deutschen Politik als auch aus Russland geführt

Daraufhin hat Merz seine Aussage korrigiert müssen, indem er erklärte, dass er lediglich die bestehende Realität beschrieben habe. Laut Reitz sei eine solche Korrektur in der Außenpolitik problematisch. Denn wenn es um die Sicherheit eines Landes gehe, verhalte man sich „besser unfallfrei“, so Reitz.

Reitz: „Liefert man die Waffen? Das ist nicht entschieden“

Die Korrektur würde deswegen die Frage aufwerfen: „Inwiefern stehe ich auf einmal in der Außenpolitik als ein Schein-Riese da?“ Reitz erklärt weiter: „Und wenn man nicht als Schein-Riese enden will, liefert man diese Waffen: Ja oder Nein? Und das ist eben nicht entschieden.“

Deutschland hat bisher Waffen mit einer Höchstreichweite von bis zu 85 Kilometern geliefert, wodurch Moskau nicht in Reichweite liegt. Es sei nach wie vor unklar, ob Deutschland unter Merz Mittelstreckenraketen vom Typ Taurus liefern werde.

Reitz betont, dass Merz' Kommunikation „fragwürdig“ sei. „Sie kommt auch international fragwürdig an. Sie stiftet Verwirrung und macht im Moment Deutschland sicherlich nicht stärker.“