Klares Votum für die Saurüsselalm – Kehrt nun Friede im Wiesseer Almidyll ein?

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Die Plätze auf der Terrasse der Saurüsselalm waren bei schönem Ausflugswetter immer heiß begehrt. Es sieht so aus, als könnte es bald einen Neustart für die dortige Gastronomie geben. © Thomas Plettenberg

Bad Wiessee steht hinter der Saurüsselalm: Mit zwei Gegenstimmen hat der Gemeinderat den neuen Bauantrag Haslbergers abgesegnet. Damit sind die Voraussetzungen für einen Neustart der Gastronomie geschaffen. Letzte Zweifel, ob im Almidyll nun dauerhaft Frieden einkehrt, blieben aber.

Bad Wiessee - Fast sieht es danach aus, als hätten sich Almeigentümer Franz Haslberger und die Naturschutzverbände – namentlich der Verein zum Schutz der Bergwelt (VzSB) und die Schutzgemeinschaft (SGT) – doch noch auf einen Kompromiss einigen können. In der Betriebsbeschreibung der „neuen“ Saurüsselalm ist von einer Schließung um 19 Uhr oder spätestens zum Sonnenuntergang die Rede, außerdem von einer Streichung der Events und nurmehr 26 Hüttenabenden, die bis maximal 22 Uhr dauern dürfen. Das geht aus dem Konzept hervor, das Haslberger seinem neuen Antrag beigelegt hatte und aus dem Peter Bachmann, Anwalt der Gemeinde Bad Wiessee, am Donnerstagabend (20. März) in der Gemeinderatssitzung zitierte. Bachmann nannte es eine „Annäherung hin zu einer klassischen Almhütte“.

Noch gibt es die Einigung nicht Schwarz auf Weiß

„Man ist weitestgehend beisammen“, erklärte Bachmann. Schwarz auf Weiß gibt es die Einigung, die nach vielen Gesprächen mit Landrat Olaf von Löwis (CSU) nun offenbar entstanden ist, allerdings noch nicht. Das ließ CSU-Sprecher Florian Sareiter zögern. „Es heißt, die Parteien sind sich in den wesentlichen Punkten einig. Aber was sind die unwesentlichen Punkte?“, hakte Sareiter nach. Er würde ungern über den Antrag Haslbergers entscheiden, solange nicht alle Konflikte ausgeräumt seien. „Wir sind ja kein Spielball zwischen den Vereinen und dem Bauherrn.“

Bauantrag: Gemeinderat muss Fristen einhalten

Bauamtsleiter Anton Bammer wies auf Fristen hin, innerhalb derer die Gemeinde Stellung beziehen müsse zu dem Bauantrag. „Hier geht es nur um die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit“, stellte er klar. Mit dem Antrag soll der Ist-Zustand der Saurüsselalm abgesegnet werden, inklusive Lagerschuppen und Terrasse mit Markise. Der neue Antrag war nötig geworden, nachdem Haslberger im jüngsten Gerichtsprozess seine Baugenehmigung für die Alm zurückgegeben hatte.

Gibt‘s für die Saurüsselalm überhaupt eine Privilegierung?

Für Johannes von Miller (Grüne) waren noch zu viele Fragen offen. „Wir hängen in verschiedenen Punkten in der Luft“, sagte er und wies unter anderem auf den umstrittenen Alm-Shuttle hin, über den in der Betriebsbeschreibung nichts zu lesen sei. Auch sei fraglich, ob die nötige Privilegierung der Almwirtschaft überhaupt gegeben sei. Der Richter am Verwaltungsgerichtshof habe dies ja „sehr kritisch gesehen“. Auch in den Augen von Alois Fichtner (CSU) waren noch nicht alle Zweifel ausgeräumt: „Ich habe kein gutes Gefühlt“, sagte er mit Blick auf die anstehende Entscheidung.

Gemeinderäte brechen Lanze für Almeigentümer

Andere im Gremium brachen wiederum ganz klar eine Lanze für die Alm und ihren Eigentümer. „Wir sollten das proaktiv unterstützen“, fand Johann Zehetmeier (FWG). Alles zu torpedieren, mache keinen Sinn. Kritik äußerte Zehetmeier stattdessen an den „selbst ernannten Detektiven“, die bei den Haslberger-Projekten nach jedem Stein suchen würden, der nicht richtig liege. Ähnlich äußerte sich Wolf-Hagen Böttger (SPD), der einzelne Almgegner für das Fiasko verantwortlich machte: „Durch den Shitstorm ist ein Wirtepaar weggegangen, das Hervorragendes geleistet hat.“

Bürgermeister spricht von vielen Zugeständnissen Haslbergers

Bürgermeister Robert Kühn (SPD) betonte, dass Haslberger zuletzt jede Menge Zugeständnisse an die Naturschutzverbände gemacht habe. „Wenn noch mehr gewollt wird, dann muss er zumachen“, sagte Kühn. Und das sei nicht im Sinne der Gemeinde: „Ich möchte, dass dort oben eine ordentliche Versorgung der Wanderer stattfindet“, erklärte der Bürgermeister. Und Peter Kathan (CSU) wies darauf hin, dass der Gemeinderat schon im Sinne der Vermieter und Gastgeber im Ort dem Antrag zustimmen müsse: „Die treiben uns aus dem Ort, wenn wir das heute ablehnen.“

Bauantrag Haslbergers: Zwei Gemeinderäte stimmen dagegen

Wie schon im Januar 2021, als die Umnutzung der ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Alm in eine Berggaststätte erstmals beantragt war, stimmte der Gemeinderat also wieder mit großer Mehrheit für Umbau, Nutzungsänderung und Erweiterung des Almgebäudes im Söllbachtal – unter der Bedingung, dass die Privilegierungsvoraussetzung gegeben sei, wie es Bammer formulierte. Lediglich Miller und Fichtner verweigerten ihr Einvernehmen. Nun liegt der Ball wieder im Feld des Landratsamtes als übergeordnete Genehmigungsbehörde. Dann wird es auch noch einmal um das endgültige Betriebskonzept gehen.

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