Rückschlag für Putin – Xi hält Kreml bei Russland-Pipeline hin

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China und Moskau scheinen in Gesprächen über eine Pipeline zu stecken. Diese kommen offenbar nicht voran. Für Russland steht ein Milliardenbetrag auf dem Spiel.

Moskau – Keine guten Nachrichten für Kreml-Chef Wladimir Putin: Im April 2025 brachen die Einnahmen aus russischen Gas- und Ölexporten um etwa zwölf Prozent ein, verglichen mit dem Vorjahresmonat. Dabei ist Russland in hohem Maße von den Gewinnen abhängig, die seine Gasverkäufe abwerfen. Seitdem der Kreml auf die Einnahmen vom europäischen Markt verzichten muss, legt Putin immer wieder neue Hoffnung in das Pipeline-Projekt „Power of Siberia 2. Dieses sollte eigentlich in eine neue Phase übergehen.

Verhandlungen in Moskau – Entscheidung über Pipeline „Power of Siberia 2“ am Siegestag?

Was war passiert? Am 9. Mai hatte der chinesische Präsident Xi Jinping Moskau besucht, um dort einer Jubiläumsfeier des Kremls zum Sieg im Zweiten Weltkrieg beizuwohnen. Während dieses Besuchs, soweit jedenfalls die Ankündigung, sollten auch die Gespräche rund um den Bau und die Inbetriebnahme der wichtigen Gas-Pipeline „Power of Siberia 2“ fortgesetzt werden. Das hatte das Nachrichtenportal Bloomberg im Vorfeld berichtet.

Wladimir Putin in Moskau.
Schlappe für Putin – Xi lässt Kreml bei Russland-Pipeline auflaufen © IMAGO / ZUMA Press

Diese Pipeline soll Gas von den russischen Yamal-Feldern über die Mongolei bis nach China transportieren. Wladimir Putin hatte Xi dieses Projekt bereits 2022 vorgestellt. Es würde dafür sorgen, dass China gewaltige Mengen russischen Gases abkauft, um zum Teil die ausbleibenden Käufe der Europäer zu kompensieren. Europa wiederum hatte sich im Zuge des Ukraine-Kriegs schrittweise von russischem Gas gelöst und seine Quellen diversifiziert.

China aber hat es bislang vermieden, der Pipeline grünes Licht zu geben. Die Regierung in Peking knüpft mehrere Bedingungen an den Bau: Erstens muss das Gas, das Russland durch die Pipeline liefert, genauso billig sein wie auf dem russischen Heimatmarkt. Außerdem will China eine direkte Verbindung der Pipeline von Russland nach China, ohne den Umweg über die Mongolei.

Xi gibt leicht nach – zahlt China mehr für russisches Gas?

Vor dem Treffen in Moskau hatte es noch geheißen, China wäre vielleicht dazu bereit, einen höheren Preis für das Gas in Betracht zu ziehen. Dieser hätte dann zwischen der russischen Rate und dem gelegen, was China derzeit für Gas bezahlt, das über die „Power of Siberia 1“ geliefert wird. Allerdings sei mit einem Ergebnis nicht während Xis Besuch in Moskau zu rechnen.

Die erste „Power of Siberia“-Pipeline ging bereits 2019 ans Netz. Ende 2023 hatte sie die volle Kapazität erreicht.

China und Russland verhandeln über Pipeline – „Unternehmen arbeiten am Vertrag“

Seit der Ankündigung ist nun mehr als eine Woche vergangen und auch die Feiern zum „Siegestag“ in Russland liegen mehrere Tage zurück. Im Falle einer zumindest teilweisen Einigung hätten Xi und Putin das als Zwischensieg verkaufen können – stattdessen aber herrscht über die Pipeline Funkstille.

Die russische staatliche Nachrichtenagentur TASS hatte aber verlauten lassen, dass sich Russland und China in einer „aktiven“ Phase der Gespräche über die neue Gas-Pipeline befänden. Am 8. Mai hieß es dazu: „Die Unternehmen arbeiten an einem Vertrag. Sie sind in der aktiven Phase der Verhandlungen, daher glaube ich nicht daran, dass sie es vor dem 9. Mai hinkriegen“, zitierte Reuters den russischen Energieminister Sergei Tsivilev.

Dieses Stichdatum ist verstrichen, ohne dass China oder Russland eine Einigung veröffentlicht hätten. Angesichts dessen, dass beide Länder sonst sehr erpicht darauf sind, ihre Freundschaft und den Zusammenhalt gegen den Westen zur Schau zu stellen, scheint das ungewöhnlich.

China als Russland-Partner – Putin ohne Xi „in tiefen Schwierigkeiten“

Für Russland ist die Nähe zu China einerseits Rettungsleine, andererseits ein Risiko. Seitdem die westlichen Sanktionen Russlands Wirtschaft erdrücken, hat sich Peking zunehmend als Moskaus wichtigster Handelspartner erwiesen. Sowohl bei Energieexporten als auch bei Rohstoff-Lieferungen hatte China versucht, Europa zu ersetzen.

Der Handel zwischen den beiden Ländern wuchs im Jahr 2024 von auf 261 Milliarden Euro. Im Februar 2022 hatten China und Russland eine „grenzenlose“ Partnerschaft geschlossen, die sowohl wirtschaftliche und militärische, als auch diplomatische Partnerschaft garantierte. Auf diese Weise wollen beide Länder dem Einfluss des Westens gegenüberstehen.

Diese Entwicklung hat zwar dafür gesorgt, dass Russland mit einer Vielzahl von Sanktionen besser zurechtkommen konnte als gedacht, aber gleichzeitig ist das Land zu einem gewaltigen Maß von China abhängig. Ohne diese wirtschaftliche Unterstützung wäre Moskau „in tiefen Schwierigkeiten“, zitierte das Nachrichtennetzwerk DW den Russland-Experten Björn Alexander Düben.

Schwächere Pipeline als „Nord Stream 1“ – China braucht Russland-Pipeline nicht

Abschließend kann sich der Bau von „Power of Siberia 2“ noch einige Jahre lang hinziehen. Experten gehen davon aus, dass China erst nach 2030 zusätzliche Gaslieferungen benötigen würde. Die geplante Pipeline soll pro Jahr 50 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren – das wäre weniger als die Kapazität der mittlerweile stillgelegten Pipeline Nord Stream 1. Die Pipelines sollten russisches Gas nach Deutschland transportieren, gingen aber nie in Betrieb.

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