Deutsches Traditionsunternehmen schließt Ende Oktober – alle Mitarbeiter gekündigt

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Erneut geht die Geschichte eines deutschen Traditionsunternehmens zu Ende. Der Maschinenbauer Stoll wird Ende Oktober geschlossen, alle Mitarbeiter erhalten die Kündigung.

Reutlingen – Die Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft im Südwesten Deutschlands reißen nicht ab. Nachdem jüngst das Ende der Waiblinger Traditionsmetzgerei Kübler verkündet wurde, trifft es nun erneut ein Unternehmen aus der Region Stuttgart. Wie der Reutlinger General-Anzeiger (GEA) berichtet, soll der 1873 gegründete Strickmaschinenhersteller Stoll mit Sitz in Reutlingen (Baden-Württemberg) Ende Oktober geschlossen werden. Die 270 Mitarbeiter wurden am Donnerstag (8. Mai) in einer Betriebsversammlung über diesen Schritt informiert.

Das Unternehmen Stoll wurde im Jahr 1873 in der baden-württembergischen Kleinstadt Riedlingen am Südrand der Schwäbischen Alb gegründet und konnte sich in der langen Unternehmensgeschichte mit einer Vielzahl an Patenten hervortun. Nach über 150 Jahren wird die Geschichte des Traditionsunternehmens, das seit 2020 zur hessischen Karl Mayer Gruppe gehört, aber enden. Für die Mitarbeiter, die allesamt die Kündigung erhielten, wurde ein Sozialplan erstellt.

Bei Stoll in Reutlingen gehen Ende Oktober die Lichter aus – Sozialplan für die Mitarbeiter beschlossen

Laut dem Bericht ist die Muttergesellschaft, die Karl Mayer Gruppe mit Sitz in Obertshausen bei Offenbach, durch rückläufige Umsätze und Verluste in eine Schieflage geraten, an der Stoll nach Angaben des Unternehmens einen großen Anteil hat. Deshalb sei bereits im Februar beschlossen worden, sich von dem Bereich der Flachstrickmaschinen und demnach von Stoll in Reutlingen zu trennen. Die Mitarbeiter des schwäbischen Traditionsunternehmens demonstrierten mehrfach für den Erhalt des Betriebs, letztendlich aber ohne Erfolg.

Name H. Stoll AG & Co. KG
Gründung 1873 in Riedlingen, Baden-Württemberg
Sitz Reutlingen, Baden-Württemberg
Branche Maschinenbau
Mitarbeiter 270

Im Zuge der Schließung des Traditionsunternehmens mussten alle 270 Mitarbeiter gekündigt werden, für sie wurde aber ein Sozialplan erstellt. Wie die IG Metall Reutlingen-Tübingen auf Nachfrage des GEA erklärte, sind die Höhen der Abfindungen nach Altersgruppen gestaffelt und betragen zwischen 0,25 und 0,45 Bruttomonatsgehältern pro Beschäftigungsjahr. Zudem soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden, die die Mitarbeiter auffängt. Erst kürzlich wurde auch bekannt, wie hoch der Stellenabbau des Stahlkonzerns Voestalpine am Standort Dettingen (Erms) bei Reutlingen ausfallen wird.

Das Verwaltungsgebäude von Stoll am Stammsitz Reutlingen, Baden-Württemberg.
Das Reutlinger Traditionsunternehmen Stoll soll Ende Oktober geschlossen werden. Für die Mitarbeiter gibt es einen Sozialplan. © Vux/Wikipedia/CC BY-SA 3.0

IG Metall kritisiert Stoll-Muttergesellschaft wegen fehlenden Rettungsversuchen

Laut der IG Metall hat sich die Karl Mayer Gruppe in den vergangenen Monaten nur mit der Schließung von Stoll beschäftigt und keine Anstrengungen unternommen, Investoren für den Geschäftsbereich zu finden. Nach einem solchen will die Gewerkschaft bis zur Schließung Ende Oktober 2025 weiterhin die Augen offenhalten. Das hessische Unternehmen gab dagegen an, bereits mit potenziellen Interessenten für die Übernahme des Standortes Reutlingen in Kontakt zu sein. Für die Belegschaft kommt das aber wohl zu spät.

Vor wenigen Tagen wurde auch bekannt, dass das Traditionsunternehmen Nolte Möbel aus Rheinland-Pfalz im Juli 2025 endgültig geschlossen werden soll.

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