Geschichte von deutschem Traditionsunternehmen endet nach 135 Jahren endgültig

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Die traditionsreiche Familienmetzgerei Kübler stellt nach 135 Jahren den Betrieb ein. Davon betroffen sind mehr als 100 Mitarbeiter, deren Zukunft ungewiss bleibt.

Stuttgart/Waiblingen – Die Geschichte der Familienmetzgerei Kübler begann im Jahr 1890 in der Rotebühlstraße im Herzen Stuttgarts und endet im Jahr 2025 in Waiblingen (Baden-Württemberg). Bereits zum Monatsanfang hatte der Betrieb einen Antrag auf die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens gestellt, eine erhoffte Sanierung ist aber laut dem Insolvenzverwalter nicht möglich, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten. Damit endet eine 135-jährige Tradition und die Zukunft von mehr als 100 Mitarbeitern ist ungewiss. Aber der Reihe nach.

Als Johann Burger im Jahr 1890 in der Rotebühlstraße in Stuttgart eine Metzgerei gründete, geschah dies unter einem anderen Namen, den heutigen erhielt das Traditionsunternehmen erst im Jahr 1966. Die ersten Jahre waren von einem starken Wandel geprägt, auch durch den Zweiten Weltkrieg, in dem die ursprüngliche Metzgerei durch einen Luftangriff vollständig zerstört wurde. In den folgenden Jahren wuchs das Familienunternehmen massiv und verlagerte seinen Sitz in den 1990er Jahren ins nahe Waiblingen.

Insolvenzverfahren für Traditionsmetzgerei Kübler eröffnet – doch es gibt keine Sanierungsmöglichkeit

Klassische Metzgereien werden in Deutschland immer seltener, was zum einen mit einem sinkenden Fleischkonsum, zum anderen aber auch mit den Angeboten von großen Discountern und Supermärkten zusammenhängen dürfte. Deshalb orientieren sich einige Betriebe um. Eine Metzgerei in der Region Stuttgart kommt beispielsweise ohne Personal aus, wodurch Kosten eingespart werden, und eine Metzgerei im Alb-Donau-Kreis lockt mit dem weltweit ersten Leberkäs-Drive-In. Kübler hatte dagegen laut der Stuttgarter Zeitung (StZ) bereits im Jahr 2021 umstrukturiert und auf Großkunden gesetzt. Die Neuausrichtung ging für das Traditionsunternehmen aber nicht auf.

Name Kübler GmbH & Co. KG
Gründung 1890 in Stuttgart, Baden-Württemberg
Sitz Waiblingen, Baden-Württemberg
Branche Metzgerei, Einzelhandel
Mitarbeiter 106 (April 2025)

Das ehemalige Stammhaus in der Rotebühlstraße wurde im Jahr 2021, nach 130 Jahren, geschlossen und auch die Produktion in Waiblingen ist seit der Insolvenzanmeldung größtenteils zum Erliegen gekommen. Wie aus den Insolvenzbekanntmachungen der Länder hervorgeht, hat das Amtsgericht am Montag (28. April) das Regelinsolvenzverfahren für die Kübler GmbH & Co. KG eröffnet und den Stuttgarter Rechtsanwalt Tibor Daniel Braun zum Insolvenzverwalter bestellt. Dieser hat allerdings keine guten Nachrichten. „Der Geschäftsbetrieb kann nicht mehr hochgefahren werden“, sagte er laut StZ.

Kübler-Mitarbeiter erhalten Insolvenzgeld – doch weitere Zukunft ist ungewiss

„Zahlungsunfähigkeit“ und „Überschuldung“, die auch das Amtsgericht Stuttgart für Kübler angibt, sind gängige Gründe für eine Insolvenz. In einigen Fällen können Unternehmen durch den Einstieg von Investoren oder durch Übernahmen aber aus einer solchen gerettet werden. Beispielsweise wurde im vergangenen Jahr ein traditionsreiches Unternehmen der Fleischindustrie von einem größeren Betrieb übernommen. Da bei Kübler in Waiblingen aber bereits die Produktion stillsteht und die Mitarbeiter seit Monaten nicht bezahlt werden können, ist auch eine solche Rettung ausgeschlossen.

Das Produktionsgebäude der Metzgerei Kübler in Waiblingen, Baden-Württemberg.
Nach 135 Jahren endet die Geschichte der traditionsreichen Familienmetzgerei Kübler in Waiblingen. © Kübler GmbH & Co. KG

Deshalb endet nach 135 Jahren die Geschichte eines weiteren Traditionsunternehmens aus Baden-Württemberg, das in den vergangenen Jahrzehnten eine Institution auf seinem Gebiet darstellte. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es für die noch 106 Mitarbeiter von Kübler, denn ihre Gehälter werden nun zumindest für drei Monate durch das Insolvenzgeld abgedeckt. Wie es danach weitergeht, ist allerdings ungewiss. Zuletzt hatte die Insolvenzwelle auch einen renommierten Wursthersteller aus Deutschland ereilt, der Großkunden wie Rewe und Edeka beliefert.

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