Wirtschaftsweise mit dringender Renten-Warnung: „Können nicht mehr so stark steigen“

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Das Rentenniveau soll bis 2031 garantiert bleiben. Wirtschaftsweise Monika Schnitzer warnt die neue Koalition jedoch: „Die Renten können nicht mehr so stark steigen.“

München – Die Sicherung der Rente hat für die neue Arbeitsministerin Bärbel Bas Priorität. Gleichzeitig ist die gesetzliche Rentenversicherung unter Druck, die Finanzierung gefährdet. Monika Schnitzer, Chefin des Sachverständigenrats Wirtschaft, hat die neue Koalition zum Handeln gemahnt. „Die Renten können nicht mehr so stark steigen wie bisher“, sagte die sogenannte Wirtschaftsweise dem Focus. Eine Möglichkeit sei, sie an die Inflation zu koppeln.

Die Anpassung der Renten orientiert sich derzeit an der Entwicklung der Löhne. Dabei sind die Daten des Statistischen Bundesamts zur Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer entscheidend. Darin sind jedoch auch Einkünfte über der Beitragsbemessungsgrenze, für die anteilig keine Beiträge gezahlt werden, und Einnahmen von Selbstständigen enthalten. Deshalb wird auch die Entwicklung der zur Rentenversicherung beitragspflichtigen Gehälter berücksichtigt. Der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor lässt zudem das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentnern in die Berechnung einfließen.

Rente soll stabil bleiben – Merz-Koalition will Niveau von 48 Prozent bis 2031 sichern

Die Stabilisierung des Rentenniveaus sorgt als sogenannte Haltelinie zudem dafür, dass eine Standardrente nicht unter 48 Prozent eines Durchschnittsgehalts fällt. Diese Regeln haben dafür gesorgt, dass die Renten in den vergangenen 30 Jahren fast immer gestiegen sind. Ausnahmen sind die Jahre 2004 bis 2006, wie aus einer Übersicht des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen hervorgeht.

Für Bärbel Bas hat sich Sicherung der Renten Priorität, Wirtschaftsweise Monika Schnitzer warnt jedoch vor der Garantie des Rentenniveaus. (Montage) © IPON/dts Nachrichtenagentur/Imago

Auch zum 1. Juli 2025 steigen die Renten um 3,74 Prozent, nachdem sie im Vorjahr um 4,57 Prozent gestiegen sind. Die neue Koalition aus CDU, CSU und SPD will das Rentenniveau von 48 Prozent bis 2031 sichern. Damit werden sich die Renten wie bisher entwickeln.

Wirtschaftsweise Monika Schnitzer warnt Regierung wegen Renten-Plan

Wirtschaftsweise Monika Schnitzer warnte jedoch davor, eine Rentenreform noch weiter aufzuschieben. Der Plan der Koalition werde dazu führen, dass die Beiträge noch stärker steigen und das Rentensystem mit „noch mehr Steuergeldern“ gestützt werden müsse, sagte die Münchner Ökonomin dem Focus. Das lähme den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig stünden im Bundeshaushalt weniger Geld für Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Forschung zur Verfügung.

Neben der Forderung, die Entwicklung der Renten an die Inflation zu koppeln, plädierte Schnitzer für eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters. Die Wirtschaftsweisen hatten dabei etwa vorgeschlagen, die Regelaltersgrenze für den Ruhestand an die Lebenserwartung zu binden. In einigen Jahren ist dabei eine Rente mit 70 möglich.

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