Sensationelle Funde und falsche Vorstellungen - 10 Fakten aus der geheimnisvollen Welt der Archäologie

Archäologische Funde sorgen immer wieder für Schlagzeilen - nicht nur weltweit, wie zum Beispiel in Ägypten, sondern auch hier in Deutschland werden immer wieder spannende Entdeckungen gemacht. Dennoch gibt es viele Irrtümer und falsche Vorstellungen über diese Wissenschaft. Hier sind zehn interessante Fakten über die „Lehre von den alten Dingen“, die Sie unbedingt wissen sollten.

1. Die Wissenschaft 

Archäologie bedeutet „die Lehre von den alten Dingen“. Diese „alten Dinge“ sind alles, was künstlich, also von Menschenhand gemacht ist: Also um alle Formen von Architektur und Gegenständen, die in vergangenen Kulturen oder Gesellschaften hergestellt und genutzt wurden. Das Spektrum reicht von Straßen, Gebäuden, Gräbern über Wandmalereien, Mosaiken und Statuen bis hin zu Alltagsgegenständen wie Geschirr, Münzen, Schmuck, Medizin- oder Schreibgeräten und vielem mehr.

2. Die Entwicklung der Archäologie in Europa 

Die Archäologie begann sich um 1450 in Europa zu entwickeln, als man nach Beweisen für antike Ereignisse suchte. Als Pionier dieser Wissenschaft gilt Cyriacus von Ancona. Er bereiste Griechenland und den östlichen Mittelmeerraum, um antike Stätten wie den Parthenon und Delphi zu dokumentieren. Im 15. und 16. Jahrhundert führte das Interesse an den griechischen und römischen Altertümern zu einer regelrechten Sammelleidenschaft, die ab Mitte des 16. Jahrhunderts der systematischen Erfassung der Denkmäler wich.

Im 18. und 19. Jahrhundert setzten sich archäologische Forschungsmethoden durch. Christian Jürgensen Thomsen entwickelte das "Dreiperiodensystem" und legte damit den Grundstein für die Gliederung der Vor- und Frühgeschichte. Johann Joachim Winckelmann gilt als Begründer der Klassischen Archäologie.

3. Nicht nur Feldarbeit: Tätigkeitsfelder von Archäologen 

Archäologen arbeiten in unterschiedlichen Bereichen. Unter anderem organisieren sie Ausgrabungen und dokumentieren die Funde. Außerdem beschäftigen sie sich in der Restaurierung mit der Untersuchung und Rekonstruktion historischer Objekte. Als Sachverständige prüfen Archäologen die Echtheit von Objekten und erstellen Gutachten. 

Im Kulturmanagement entwickeln sie Konzepte für Ausstellungen und museumspädagogische Programme. Darüber hinaus können sie im Verlagswesen und Journalismus Manuskripte redigieren und Fachartikel verfassen.

Grab von Ramses IX.
Das Grab von Ramses IX. im Tal der Könige in Ägypten. Getty Images

4. Archäologie wird oft mit anderen Wissenschaften verwechselt

Viele verwechseln Archäologie auch mit anderen Wissenschaftsbereichen. So hat sie nichts mit Dinosauriern zu tun, damit beschäftigt sich die Paläontologie. Mit Pflanzen, Tieren und Umwelt beschäftigen sich Naturwissenschaftler wie Archäozoologen, Archäobotaniker und Geologen.

Die Wissenschaft ist auch nicht gleichzusetzen mit Archäometrie, also naturwissenschaftlichen Mess- und Datierungsmethoden, und Anthropologie, der Lehre vom Menschen. Die Archäologie arbeitet jedoch zum Teil eng mit diesen Disziplinen zusammen.

5. Archäologie ist nicht gleich Archäologie 

Die Archäologie umfasst verschiedene Disziplinen, da sich die alten Kulturen der Welt stark voneinander unterschieden. Ihre Untersuchung erfordert spezifische Kenntnisse der materiellen Hinterlassenschaften sowie der gesprochenen und geschriebenen Sprachen. 

Daher gibt es verschiedene Fachgebiete wie die Vorderasiatische Archäologie, die Vor- und Frühgeschichte, die Klassische Archäologie, die Byzantinische/Frühchristliche Archäologie sowie Teile der Ägyptologie, Altamerikanistik, Indologie und Sinologie.

6. Forschungsmethoden

Archäologische Forschungsmethoden umfassen die Quellenerschließung und die Interpretation. Die Quellenerschließung beinhaltet die Ausgrabung, die Dokumentation sowie die Auswertung und Konservierung der Funde. Prospektionsmethoden wie Geländebegehung und Luftbildarchäologie ermöglichen zerstörungsfreie Untersuchungen. Ausgrabungen werden oft durch Voruntersuchungen wie magnetische Sondierung vorbereitet.

Neben der Ausgrabung spielt die Bauforschung eine wichtige Rolle. Die Auswertung von Funden erfolgt mittels Typologie und Materialbestimmungen. Methoden zur absoluten Chronologie wie die Radiokarbonmethode und Dendrochronologie datieren Funde. Die historische Interpretation erfolgt durch Analogieschluss oder Vergleich mit anderen Quellen.

7. Archäologie in Deutschland: Berufschancen und Anforderungen 

In Deutschland sind rund 2800 Menschen in der Archäologie beschäftigt. Ein Bachelor-Abschluss in Archäologie ist die Mindestvoraussetzung, um in diesem Bereich zu arbeiten. Höhere akademische Abschlüsse wie Master oder Promotion bieten bessere Chancen auf Festanstellungen und Führungspositionen in privaten Unternehmen, staatlichen Institutionen oder Forschungseinrichtungen.

Das Einkommen von Archäologen variiert stark und hängt von der Qualifikation, der Berufserfahrung und der jeweiligen Position ab. Führungspositionen und Spezialgebiete bieten in der Regel höhere Gehälter ab 5000 Euro brutto.

Pompeji
Abguss von Menschen in Pompeji in Italien. Getty Images

8. Bekannte Funde in der Archäologie

Überall auf der Welt werden täglich Funde aus der Vergangenheit gemacht. Doch manche Funde sind für die Geschichte so bedeutsam, dass sie vielen Menschen im Gedächtnis bleiben. Ein Teil der wichtigsten Funde im Überblick:

  • Grab des Pharaos Tutanchamun: Das Grab des Pharaos Tutanchamun im Tal der Könige wurde 1922 entdeckt und enthielt unberührte Schätze aus über 3200 Jahren. Noch nie zuvor hatten Archäologen ein von Grabräubern nahezu unberührtes Pharaonengrab entdeckt.
  • Terrakotta-Armee: Das Mausoleum von Qín Shǐhuángdì in Zentralchina, knapp 36 Kilometer nordöstlich von Xi’an, wurde für den ersten chinesischen Kaiser Qín Shǐhuángdì errichtet. Die imposante Grabanlage, die zwischen 246 und 210 v. Chr. erbaut wurde, ist vor allem für ihre Terrakotta-Armee bekannt, die aus mehreren tausend lebensecht gestalteten Soldatenfiguren besteht. Die Figuren stellen eine Garnison verschiedener Truppenteile und militärischer Ränge der damaligen Zeit dar.
  • Stadt Pompeji: Pompeji war eine antike Stadt in Kampanien am Golf von Neapel, die beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. verschüttet wurde und unter der Vulkanasche weitgehend erhalten blieb. Nach ihrer Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert begann die zweite Geschichte der Stadt, die Pompeji zu einem zentralen Objekt der Archäologie machte.
  • Himmelsscheibe von Nebra: Die Himmelsscheibe von Nebra, eine runde Bronzeplatte mit Goldapplikationen, gilt als die älteste konkrete Darstellung des Himmels. Ihr Alter wird auf 3700 bis 4100 Jahre geschätzt. Das Artefakt der Aunjetitzer Kultur zeigt astronomische Phänomene und religiöse Symbole. Am 4. Juli 1999 entdeckten Raubgräber die Scheibe auf dem Mittelberg bei Nebra in Sachsen-Anhalt.

9. Archäologische Denkmalpflege in Deutschland 

Die archäologische Denkmalpflege in Deutschland ist Aufgabe der Bundesländer. In der Regel sind es die Denkmalämter, die diesen Bereich organisieren. Größere Städte verfügen oft über eine eigenständige Stadtarchäologie. 

Die meisten Ausgrabungen werden von den Fachämtern oder von Fachfirmen im Rahmen von Notgrabungen durchgeführt. Forschungsgrabungen sind selten und werden nur im Rahmen von Drittmittelprojekten, zum Beispiel der Deutschen Forschungsgemeinschaft, durchgeführt.

10. Die bekanntesten Archäologen und ihre Entdeckungen

Doch nicht nur die Entdeckungen sind bekannt, auch die Entdecker haben sich einen Namen gemacht. Einige der bekanntesten Archäologen im Überblick:

  • Howard Carter fand das Grab des Tutenchamun im Tal der Könige.
  • Heinrich Schliemann entdeckte die Ruinen des bronzezeitlichen Trojas und ist Pionier der Feldarchäologie.
  • Johann Joachim Winckelmann begründete die wissenschaftliche Archäologie und Kunstgeschichte.
  • Gertrude Caton Thompson war eine englische Archäologin, die zu einer Zeit tätig war, in der die Beteiligung von Frauen in diesem Bereich unüblich war. Einen Großteil ihrer Arbeit führte sie in Ägypten durch.
  • Zahi A. Hawass gilt als einer der einflussreichsten, aber auch umstrittensten Ägyptologen der Gegenwart.