Garten - Diese Pflanzen müssen Sie nur einmal anbauen – und ernten für immer

Das Frühjahr ist für Gartenbesitzer mit die arbeitsreichste Zeit des Jahres. Salate und Radieschen müssen gesät, Tomaten vorgezogen und Kohlrabi gepflanzt werden. Obwohl es zahlreiche Gartenaufgaben gibt, die jedes Jahr erledigt werden müssen, gibt es auch Gemüsesorten, die weniger Pflege benötigen. 

Von Expertinnen empfohlen: Permaveggies

Permaveggies sind für das Gemüsebeet das, was Beerensträucher sowie Zwetschgen-, Kirsch- und Apfelbäume für den Obstgarten sind. Einmal gepflanzt, bleiben diese langlebigen Gemüsesorten über mehrere Jahre im Beet und können regelmäßig geerntet werden. „Sie sind widerstandsfähig, pflegeleicht und benötigen nicht so viel Aufmerksamkeit wie einjährige Gemüsesorten“, erklärt die Agraringenieurin und Gartenbuchautorin Christine Weidenweber.

Die Winterheckenzwiebel (Allium fistulosum) war das erste dauerhaft wachsende Gemüse, das in Weidenwebers Garten Einzug hielt. Seit sieben Jahren wächst sie nun an ihrem ursprünglichen Platz. Die Agraringenieurin aus Weibersbrunn in Franken hat die Pflanze nur einmal geteilt, um sie zu verjüngen und zu vermehren. Ansonsten reicht es, im Frühjahr und frühen Herbst etwas Kompost hinzuzufügen und regelmäßig zu gießen.

„Die Winterheckenzwiebel ist besonders für Anfänger ideal – genauso wie andere lauchartige Permaveggies wie Kantenlauch (Allium angulosum) und Etagenzwiebel (Allium x proliferum)“, so Weidenweber.

Perfekt für Knödel und Spätzle: Brennessel

Auch Hannelore Zech nutzt in ihrem Waldgarten Gemüse, das das ganze Jahr über wächst. "Es ist großartig, immer etwas ernten zu können, solange der Boden nicht gefroren ist", sagt die Permakultur-Gärtnerin aus Mienbach in Bayern. Ein wichtiger Bestandteil ihres Gartens ist die Brennnessel (Urtica dioica), die sie im Laufe des Jahres regelmäßig erntet.

Die frischen Triebe verwendet Hannelore Zech wie Spinat oder verfeinert damit Knödel, Spätzle, Pfannkuchen und Pizza. Die getrockneten Samen kommen in Müsli und Brot. "Das ist echtes Powerfood", schwärmt die Gärtnerin.

Aber auch abgesehen von der Ernte ist die Brennnessel für sie sehr nützlich: Das Grün verarbeitet Zech zu einer Jauche, die als natürlicher Flüssigdünger dient. Die getrockneten Blätter nutzt sie zudem, um ihre Küken und Ziegen im Winter zu füttern. Einige Brennnesseln lässt sie auch bewusst stehen, um Schmetterlingsraupen mit Nahrung zu versorgen.

Für Suppen und Risotto: Taubenkropf-Leimkraut 

Das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris) gehört ebenfalls zu den essbaren Wildpflanzen. Das Nelkengewächs, auch als Gewöhnliches Leimkraut oder Strigoli bekannt, ist im Mittelmeerraum beliebt, hierzulande als Gemüse jedoch nahezu unbekannt.

Christine Weidenweber nutzt vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst alles, was die Pflanze ihr bietet – von den feinen Trieben bis zu den Samen. Für Suppen, Salate, Nudelgerichte oder Risotto. "Die Silene ist sehr anspruchslos, sie wächst auch auf kargem Boden. Selbst Trockenheit übersteht sie gut", so die Agraringenieurin.

Auch bei Trockenheit und Hitze ertragreich

Einmal am passenden Standort gepflanzt, genießen Permagemüse den Ruf, nicht nur zeitig im Jahr Essbares zu liefern. Sie kommen auch mit den Widrigkeiten des Klimawandels besser zurecht, etwa mit Trockenheit und Hitze.

Haferwurzel (Tragopogon porrifolius), Spargel und Meerrettich etwa profitieren von ihren langen Wurzeln, über die sie sich mit Wasser aus tieferen Bodenschichten versorgen. Und nicht nur das: "Permagemüse liefern eine dauerhafte Bodenbedeckung und tragen zur CO2-Speicherung bei", sagt Weidenweber.

Allerdings neigen die Dauergäste dazu, einiges an Platz im Garten zu beanspruchen. Für Ewigen Kohl (Brassica oleracea var. ramosa) und Rhabarber wird empfohlen, mindestens einen Quadratmeter pro Pflanze einzuplanen. Bärlauch, Knollenziest, Erdbirne (Apios americana) und Haferwurzel brauchen für sich zwar weniger Raum, können sich im Laufe der Zeit aber enorm ausbreiten - über Saatgut, Ausläufer, Zwiebeln und Knollen, die ungeerntet im Boden verbleiben.

Topinambur als prachtvolle Zierde

Hannelore Zech mag die gefürchtete Ausbreitungswut einiger Pflanzen aber nicht pauschalisieren. "Was bei dem einen eine richtige Plage ist, ist beim anderen kein Problem", sagt sie. Auf die Topinambur (Helianthus tuberosus) hat aber auch sie ein Auge. Die gelb blühende, ausdauernde Sonnenblume ist auch als Zier- und Insektenweide beliebt. Die Knollen werden den Winter über bei Bedarf aus dem frostfreien Boden gegraben.

Zwar gibt es auch Sorten, die sich weniger stark ausbreiten. Doch bereits ein kleiner Rest, der nach der Ernte übrig bleibt oder von Wühlmäusen liegen gelassen wird, könne wieder austreiben, so Hannelore Zech. Ihr Tipp: Wer die Pflanze loswerden will, soll sie nicht ernten. Dann werden die Knollen immer kleiner. "Und irgendwann erdrückt die Pflanze sich selbst", sagt die Permakultur-Gärtnerin.

Alternativ lässt sich die unterirdische Ausbreitung mit Wurzelsperren verhindern. Oder man zieht das Gemüse gleich im Gefäß, denn viele Permaveggies wachsen auch im Kübel, wenn er genug Platz bietet. "Für Rhabarber gibt es inzwischen sogar eine kleine Züchtung, die gut im Topf wächst", sagt Weidenweber.

Bei aller Pflegeleichtigkeit: Selbst im Garten der Expertinnen wächst nicht nur dauerhaftes Gemüse, sondern auch Einjähriges. "Rein theoretisch könnte man sich natürlich nur von Permaveggies ernähren", sagt Hannelore Zech. "Aber Tomaten und Gurken sind auch was Feines."