Zehn Jahre an der Spitze: Stefan Löwls Bilanz als Landrat von Dachau

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Stefan Löwl im Jahr 2014 in seinem neuen Landratsbüro. © Hab

Stefan Löwl spricht über seinen schwierigen Start, die wichtige Unterstützung seines Vorgängers, die zurückliegenden Krisenjahre und warum es dennoch nichts Schöneres gibt, als Landrat im Landkreis Dachau zu sein.

Dachau – Der Sonntagabend des 31. März 2014 im Dachauer Landratsamt war spannender als jeder „Tatort“-Krimi. Mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur 185 Stimmen beziehungsweise 50,2 Prozent setzte sich der CSU-Kandidat Stefan Löwl in der Stichwahl gegen seinen SPD-Kontrahenten Martin Güll durch und wurde neuer Landrat.

Heute, zehn Jahre später, ist der mittlerweile 50-jährige Löwl der unumstrittene Chef der Kreisbehörde. Seine Wiederwahl zum Landrat vor vier Jahren schaffte er mühelos im ersten Wahlgang.

Anlässlich seines Dienstjubiläums spricht Löwl mit der Heimatzeitung über seinen schwierigen Start, die wichtige Unterstützung seines Vorgängers, die zurückliegenden Krisenjahre und warum es dennoch nichts Schöneres gibt, als Landrat im Landkreis Dachau zu sein.

Herr Löwl, wie groß war die Erleichterung am 31. März 2014, als feststand, dass Sie die Wahl zum Landrat gewonnen haben?

Stefan Löwl: Es war ein sehr emotionaler Abend, da es alles andere als sicher war, dass ich gewinnen würde. Gegen mich sprachen damals zwei Dinge: Ich kam nicht aus dem Landkreis Dachau. Und die anderen Parteien machten Stimmung nach dem Motto: Alle gegen die CSU.

Wie haben Sie es dennoch geschafft zu gewinnen?

Weil ich viele Unterstützer gefunden habe, auch von außerhalb der CSU, wie Roderich Zauscher als Bund-Naturschutz-Vorsitzender, Thea Zimmer von der Awo oder Konrad Wagner als damaliger Freier-Wähler-Bürgermeister von Altomünster. Das hat mich nicht nur menschlich sehr gefreut, sondern am Ende glaube ich auch den Ausschlag gegeben, dass ich 185 Stimmen mehr hatte als Martin Güll.

Ihr Vorgänger Hansjörg Christmann war 36 Jahre im Amt. War es schwer, als junger Nachfolger Dinge zu verändern oder anders zu machen?

Nein, da ich ja bereits im Landratsamt gearbeitet habe und die Akteure dort kannte. Was ich allerdings wirklich sofort verändert habe, war das Landratsbüro. Da musste die Moderne einziehen! Zuvor war es eher so eine Art altbayerische Bauernstube. Wobei ich betone: Hansjörg Christmann hat mir zu meinem Start ungemein geholfen!

Inwiefern?

Er hat ein unglaubliches Netzwerk, wahnsinnig viele Kontakte und ein umfassendes Wissen über die Vorgeschichten mancher Vorgänge. Gerade bei den Themen Sparkasse, Klinikum oder GfA war das sehr wichtig für ich. Ich kann ihn dazu heute noch anrufen und er beantwortet mir alle Fragen.

Hat Christmann Ihnen auch den guten Draht ins Münchner Rathaus vermittelt?

Nein. Bis Oberbürgermeister Dieter Reiter 2014 ins Amt kam, gab es praktisch keine Beziehung zwischen München und dem Umland. Reiter hat das komplett geändert. Ich verstehe mich super mit ihm und wir arbeiten gut zusammen. Das beste Beispiel ist das Karlsfelder Gymnasium oder die geplante Tramverlängerung nach Dachau.

Neben der guten Beziehung nach München: Was hat Sie in den vergangenen zehn Jahren noch stolz gemacht?

Zum einen, dass wir in Dachau einen Bildungs-Landkreis geschaffen haben. Wir bauen zwei neue Gymnasien, haben das Ignaz-Taschner-Gymnasium erweitert, in Indersdorf die FOS ermöglicht und auch noch zwei neue Berufsschulen bekommen. Hier ist mir allerdings wichtig, Albert Herbst zu erwähnen. Er war als zuständiger Sachgebietsleiter im Landratsamt Ideengeber und Umsetzer. Zum zweiten bin ich stolz darauf, wie wir als Landkreis durch die Krisen der vergangenen Jahre gekommen sind. Wir haben das sehr effizient und konfliktfrei, vor allem aber mit guten Teams in und außerhalb des Landratsamts, gelöst.

Gibt es auch Dinge, die in den letzten zehn Jahren nicht so gut gelaufen sind?

Da ist natürlich unser über 40 Jahre altes Landratsamt und die Tatsache, dass die Mitarbeiter hier unter wirklich erschwerten Bedingungen arbeiten müssen. Die Ausstattung ist nicht mehr zeitgemäß, das Raumklima absolut mangelhaft und wir alle wissen nicht, wie es mit der Sanierung – von einem Neubau will ich gar nicht mehr reden – weitergeht. Außerdem bedauere ich, dass die Fusion der Sparkassen Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg am Lech nicht geklappt hat. Wir würden gemeinsam heute besser dastehen, wenn der Zusammenschluss zustande gekommen wäre, da bin ich mir sicher.

Mit dem Wissen von heute: Würden Sie noch mal Landrat werden wollen?

Ja! Die Zeiten sind zwar schnell, aber erfüllend. Für mich ist es ein Riesen-Privileg, Entscheidungen treffen zu dürfen, Menschen kennenzulernen, Wissen und Informationen zu erwerben.

Hat das Amt Sie verändert?

Sagen wir es so: Zwischen 40 und 50 verändert sich jeder Mensch. In der freien Wirtschaft würde man sagen: Man wird vom Junior zum Senior. Ich gehe aber die Probleme und Herausforderungen mit 50 nicht anders an als vor zehn Jahren mit 40.

Apropos freie Wirtschaft: Dort könnten Sie mehr Geld verdienen und hätten wahrscheinlich weniger Probleme zu lösen...

Klar, wegen des Geldes wird keiner Landrat. Und ja, natürlich habe ich seit meiner Wahl viel weniger Zeit für das Privatleben. Aber gerade unsere aktuellen Probleme sind die größten, die ich in meiner ganzen Amtszeit hatte. Unser Land hat strukturelle Probleme, die müssen wir anpacken! Zum Glück habe ich immer schon sehr gern gearbeitet. Und ich habe ein Gottvertrauen, dass wir das schaffen.

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