Lehrerin mit 21: "Spüre den geringen Altersunterschied, aber es herrscht Respekt"

Mit gerade einmal 21 Jahren steht Libera Maria Panarella in Italien bereits vor ihrer ersten eigenen Klasse – und unterrichtet Schüler, die kaum jünger sind als sie selbst. Die junge Lehrerin stammt aus Avellino in der süditalienischen Region Kampanien und hat laut "Orizzontescuola" in diesem Jahr den landesweiten Lehrkräfte-Wettbewerb PNRR2 bestanden. Seit Oktober unterrichtet sie am Berufsinstitut Luigi Cremona in Pavia, rund 30 Kilometer südlich von Mailand.

Mit 21 Jahren ist Maria die jüngste Lehrerin an ihrer Schule

Libera schloss 2024 zunächst das humanwissenschaftliche Gymnasium ab, machte danach aber – auf Anraten ihres Vaters, der ebenfalls Lehrer ist – noch einen beruflichen Abschluss im technischen Bereich, um die Voraussetzungen für den Unterricht in praktischen Fächern zu erfüllen. Sie bewarb sich in der Lombardei, da in ihrer Heimatregion keine Stellen frei waren – und erhielt den Zuschlag.

Nach einer schriftlichen Prüfung im Februar und einer praktischen im August folgte bereits im Oktober die Anstellung als Lehrerin. "Ich bin die Jüngste unter meinen Kollegen", erzählt sie stolz. Offiziell ist sie noch befristet angestellt, ihre Stelle soll jedoch in eine Festanstellung übergehen.

Der geringe Altersunterschied zu den Schülern ist für sie sogar ein Vorteil

Dass sie Schüler unterrichtet, die nur wenige Jahre jünger sind als sie, empfindet Libera laut "Orizzontescuola" als Herausforderung, aber auch als Vorteil: "In der vierten Klasse spüre ich den geringen Altersunterschied. Aber es herrscht Respekt – und ich kann mich gut in ihre Welt hineinversetzen." 

Neben dem Unterricht studiert sie weiterhin Psychologie und will im kommenden Jahr ihren Abschluss machen. Langfristig möchte sie beides verbinden: "Ich würde gern als Schulpsychologin arbeiten – junge Menschen brauchen heute mehr denn je Unterstützung."

10 Fakten zum Lehrerberuf in Deutschland

Sie unterrichten, fördern, trösten, motivieren – und sind dabei oft am Limit: Lehrkräfte tragen entscheidend zur Zukunft des Landes bei. Hier sind zehn Fakten über den Lehrerberuf in Deutschland.

  1. Der Weg in den Beruf: Lehrkräfte absolvieren ein Lehramtsstudium mit Bachelor- und Master-Abschluss. Danach folgt ein 18-monatiges Referendariat mit praktischer Ausbildung – je nach Bundesland unterschiedlich geregelt.
  2. Quereinstieg ohne Lehramtsstudium: Vor allem im Berufsschulbereich können Fachkräfte mit Berufsausbildung, Meistertitel oder Fachwirt-Abschluss als Quereinsteiger unterrichten. Auch Erzieher und Sozialpädagogen haben mit Zusatzqualifikationen Chancen.
  3. Lange Arbeitswochen: Lehrkräfte arbeiten im Schnitt fast 50 Stunden pro Woche – weit mehr als die 40-Stunden-Norm. Unterricht, Korrekturen, Elternarbeit und Verwaltung sorgen für hohe Belastung.
  4. Unterschiedliche Gehälter: Verbeamtete Lehrer verdienen – je nach Besoldungsgruppe – zwischen 58.000 und 80.000 Euro im Jahr. Quereinsteiger nach TV-L erhalten rund 45.000 bis 75.000 Euro.
  5. Lehrermangel bleibt Problem: Bis 2035 könnten 49.000 Lehrkräfte fehlen, vor allem im Osten und an weiterführenden Schulen. Länder reagieren mit höheren Teilzeitquoten, Zuschlägen und größeren Klassen.
  6. Verbeamtung als Sicherheitsfaktor: Nach dem Referendariat können Lehrkräfte verbeamtet werden – mit festem Einkommen, aber auch strengen Voraussetzungen wie gesundheitlicher Eignung und tadellosem Führungszeugnis.
  7. Burnout-Risiko steigt: Etwa 30 Prozent der Lehrkräfte gelten laut Studien als burnout-gefährdet. Gründe sind Lehrermangel, Bürokratie und wachsender Druck durch Eltern und Digitalisierung.
  8. Digitalisierung im Klassenzimmer: Fast alle jungen Lehrkräfte (97 Prozent) befürworten digitale Technik – doch viele Schulen kämpfen mit veralteter Ausstattung und instabilen Netzwerken.
  9. Frauen dominieren den Beruf: Von 837.000 Lehrkräften sind rund 540.000 Frauen. Besonders an Grundschulen ist der Frauenanteil hoch, während Männer häufiger in höheren Schulformen vertreten sind.
  10. KI verändert den Unterricht: Künstliche Intelligenz bringt neue Chancen – etwa personalisiertes Lernen –, aber auch neue Anforderungen. Lehrkräfte müssen digitale Kompetenzen ausbauen, um Schüler auf die Zukunft vorzubereiten.