Nach Sturm auf Großmarkt: Frankreich greift hart gegen protestierende Bauern durch

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Bei den Protesten der Landwirte geht es in Frankreich wesentlich hitziger zu als bei den Demonstrationen in Deutschland. In Paris kommt es zu Dutzenden Festnahmen.

Paris – Es sind andere Bilder als von den Demonstrationen in Deutschland: Die Bauernproteste in Frankreich verschärfen sich weiter. Die Polizei hat am Mittwoch (31. Januar) 79 demonstrierende Bauern in Gewahrsam genommen, die zu Fuß und trotz massiver Polizeipräsenz in den Großmarkt Rungis bei Paris eingedrungen waren.

Bauernproteste in Frankreich: Landwirte stürmen Großmarkt Rungis in Paris

In einer Lagerzone gab es Beschädigungen, hieß es von Seiten der Polizei. Die Sicherheitskräfte haben das Gelände inzwischen wieder geräumt. Innenminister Gérald Darmanin hatte schon vor Tagen gepanzerte Fahrzeuge der Gendarmerie in Rungis stationieren lassen.

Innerhalb der Protestbewegung herrschte Uneinigkeit, ob der Betrieb des weltgrößten Frischgroßmarktes im Süden von Paris gestört werden sollte oder nicht. Der Chef des regierungsnahen größten Bauernverbands FNSEA, Arnaud Rousseau, hatte sich dagegen ausgesprochen.

Teils mit gepanzerten Fahrzeugen versuchte die französische Polizei den Großmarkt Rungis gegen die Proteste der Bauern abzuschirmen.
Teils mit gepanzerten Fahrzeugen versuchte die französische Polizei den Großmarkt Rungis gegen die Proteste der Bauern abzuschirmen. © IMAGO/Baptiste Autissier

Aus dem Südwesten des Landes hatte sich jedoch ein Traktor-Konvoi auf den Weg gemacht. Der linksgerichtete Bauernverband Coordination rurale hatte Rungis zum Ziel erklärt. Sicherheitskräfte blockierten den Konvoi am Mittwoch in etwa 170 Kilometern Entfernung. Nach Angaben der Gendarmerie hatten aber etwa 30 Traktoren die Sperren durchbrochen.

Landwirte protestieren in Frankreich: Autobahnen in Richtung Paris blockiert

Unterdessen waren mehrere wichtige Autobahnen Richtung Paris mehrere Tage in Folge blockiert, was zu zahlreichen Staus führte. Die Zugeständnisse der französischen Regierung und der EU konnten die protestierenden Landwirtinnen und Landwirte in Frankreich bislang nicht zu einem Ende ihrer Aktionen bewegen.

„Die Erwartungen sind sehr hoch“, sagte Rousseau bei einer Anhörung im französischen Senat. „Dabei geht es auch um Dinge, die sich nicht in drei Tagen regeln lassen“, fügte er hinzu. Er bekräftigte seinen Aufruf zu Mäßigung. In Frankreich protestieren die Bauern seit mehr als einer Woche. Am Mittwoch waren nach Regierungsangaben rund 10.000 Landwirtinnen und Landwirte landesweit auf den Straßen. Sie klagen über bürokratische Auflagen, kostspielige Umweltstandards und geringes Einkommen.

Regierung in Paris verzichtet auf Steuererhöhung für Agrardiesel

Die Regierung in Paris hat bereits auf eine geplante Steuererhöhung für Agrardiesel verzichtet und Hilfen für Rinderzüchter angekündigt. Die EU-Kommission lockerte unterdessen die Vorschriften für einen Mindestanteil an Brachland auf Ackerflächen. In Deutschland hat der Bundestag an diesem Freitag (2. Februar) dagegen den schrittweise Abbau von Steuerentlastungen für Bauern beschlossen – trotz der großen Demonstrationen im Vorfeld. (pm/AFP)

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