Hausverwaltungen verspielen Eigentümergelder in Millionenhöhe

Eine gemeinsame, mehrjährige Recherche des Hessischen (HR) und des Bayerischen Rundfunks (BR) legt den Schluss nahe, dass mehrere große Hausverwaltungen, die zur Consigma-Gruppe in Wiesbaden gehören, die Rücklagen ihrer Wohnungseigentümer in riskanten Anleihen anlegten. Gelder in zweistelliger Millionenhöhe, die für notwendige Sanierungen vorgesehen waren, sind nun größtenteils verloren. Mehr als hundert Wohnungseigentümergemeinschaften in elf Bundesländern sollen betroffen sein.

Den Recherchen zufolge haben mehrere Hausverwaltungen der Wiesbadener Consigma-Gruppe die Gelder ihrer Wohnungseigentümergemeinschaften - ohne deren Zustimmung - in Anleihen einer GmbH angelegt, die mittlerweile insolvent ist. Ihr Name: "DR Deutsche Rücklagen". 

Eigentümergemeinschaften stellen Strafanzeige

Das Gesetz schreibt vor, dass WEG-Gelder sicher, etwa in Bundesanleihen oder Festgeld, investiert werden und jederzeit frei verfügbar sein müssen. Diese Kriterien trafen auf die Anleihen der DR nicht zu: BR und HR berichten von einer Eigentümergemeinschaft in Hamburg, die nach der Insolvenz der DR nur noch 40 Prozent der angelegten Gelder zurückerhalten wird. Sie habe deshalb, wie mehrere weitere Eigentümergemeinschaften auch, Strafanzeige gegen ihre Hausverwaltung gestellt. Die Anzeigen seien bislang von den Justizbehörden als Einzelfälle behandelt worden, weil die Staatsanwaltschaft Wiesbaden keinen Anfangsverdacht für einen strafbaren Betrug sah. 

Mittlerweile hat die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftssachen Frankfurt den Fall übernommen und rund 40 Strafanzeigen gebündelt. Gegen den früheren Geschäftsführer der Deutsche Rücklagen führe die Staatsanwaltschaft Mosbach in Baden-Württemberg zudem ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Kreditwesengesetz, berichtet der BR. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die "Deutsche Rücklagen" verlieh die Gelder der Wohnungseigentümer den Recherchen zufolge weiter an Immobilienprojekt-Entwickler. Dieses Vorgehen hatte die Finanzaufsicht Bafin nach ersten Berichten in "Report München" im Jahr 2023 verboten und die Rückabwicklung angeordnet. Einige Eigentümergemeinschaften hätten danach ihr Geld noch zurückerhalten. Die Anleihegeschäfte seien jedoch weitergegangen, berichten die Reporter. Als die Entwickler in Zahlungsschwierigkeiten gerieten, brach das Modell der DR zusammen. 

Dubiose Rolle einer Volksbank 

Eine Rolle spielt in dem Skandal auch die Volksbank Main Tauber mit Hauptsitz in Tauberbischofsheim. Dort hat auch die Deutsche Rücklagen ihren Sitz. Die Bank habe die Anleihen vermittelt und für die Hausverwaltungen mehr als hundert Depots eröffnet, berichten HR und BR. Es gebe außerdem Hinweise auf unternehmerische Verflechtungen der beteiligten Firmen. Weder die inzwischen fusionierte Volksbank Neckar Odenwald Main Tauber, noch der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken habe sich auf ARD-Anfragen äußern wollen.

Das Video erschien am 20.05.2025 in der TV Sendung report München vom Bayerischen Rundfunk. Dieses und weitere report München Videos können Sie jederzeit kostenfrei in der ARD Mediathek ansehen.