Integrationspreis für „Raumgeben.net“: Herrschinger Initiative vermittelte 50 Wohnungen an Geflüchtete

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Starnberg
  4. Herrsching

Kommentare

Eine Urkunde und 850 Euro erhielten die Integrationspreisträger Dr. Georg Strasser (2.v.l.) und Dr. Dr. Peter Frey(3.v.l.) von (v.l.) Innen- und Integrationsstaatssekretär Sandro Kirchner, Regierungsvizepräsidentin Sabine Kahle-Sander, dem Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Karl Straub, und Regierungspräsident Dr. Konrad Schober.  © Reg. v. Obb.

Die Herrschinger Initiative „raumgeben.net“ wurde mit dem oberbayerischen Integrationspreis ausgezeichnet. Sie vermittelt leer stehende Wohnungen an anerkannte Geflüchtete und entlastet so Landratsamt und Freistaat. Rein ehrenamtlich.

Herrsching/Landkreis – „Ohne eigene vier Wände bleiben Migranten fremd im Land. Selbst wenn sie Arbeit haben, Steuern zahlen, Kinder erziehen und Nachbarn sind.“ Das ist die Analyse und zugleich der Antrieb der Initiative „raumgeben.net“. Seit ihrem Start im März 2023 hat sie etwa 50 Wohnungen an mehr als 120 Geflüchtete vermittelt. Für ihr außerordentliches ehrenamtliches Engagement erhielt das kleine Team um Dr. Georg Strasser aus Breitbrunn am Montag den oberbayerischen Integrationspreis. „Das hilft uns hoffentlich dabei, noch bekannter zu werden“, sagt Strasser dem Starnberger Merkur.

„Raumgeben.net“ ist eine von sieben Initiativen, die Bayerns Innen- und Integrationsstaatssekretär Sandro Kirchner, der Integrationsbeauftragte der Staatsregierung, Karl Straub, Regierungspräsident Dr. Konrad Schober und Vizepräsidentin Sabine Kahle-Sander im Rahmen einer Feierstunde im Maximilian-Saal der Regierung von Oberbayern auszeichneten. „Nix leer stehen lassen“ lautet der Leitspruch der Organisation aus dem Landkreis Starnberg. Die Grundidee entstand einst beim Runden Tisch „Wohnen in Herrsching“, mittlerweile ist die Initiative unter das Dach des Vereins „Wir schaffen das“ geschlüpft. Jener betreibt das Café Blabla, einen Begegnungsort für Geflüchtete, und einen Frauentreff.

250 Wohnungssuchende auf Liste der Herrschinger Initiative

„Das ist kein Kunstwerk, was wir da machen“, sagt Georg Strasser, 67 Jahre alt und ehemaliger Unternehmensberater, bescheiden. „Wir sind ein ganz normaler Makler, aber für eine spezielle Zielgruppe.“ Und die Vermittlung kostet weder Vermieter noch Mieter etwas. Der Fokus liegt auf leer stehenden Immobilien, die nicht so leicht vermittelbar sind – weil sie etwa sanierungsbedürftig sind oder es sich um Einliegerwohnungen handelt. „Manche Familien wissen nach einem Todesfall erst mal nicht, was sie mit einer Wohnung machen wollen“, sagt Strasser. Auch in solchen Fällen könne „raumgeben.net“ auf ein bis zwei Jahre befristet jemandem ein Dach über dem Kopf vermitteln, der es dringend nötig habe.

Und das sind viele: Rund 250 Menschen stehen aktuell auf der Wohnungssuchenden-Liste der Initiative. Sie konzentriert sich auf eine Personengruppe, die Freistaat und Landratsamt seit Beginn der großen Flüchtlingsbewegungen im Jahr 2015 Kopfzerbrechen bereitet: die sogenannten Fehlbeleger, also bereits anerkannte Asylbewerber, die auf dem freien Wohnungsmarkt aber nichts finden und deshalb weiterhin Plätze in staatlichen Gemeinschaftsunterkünften belegen. Im Landkreis leben derzeit rund 1400 anerkannte Flüchtlinge, mehr als ein Drittel davon sind Fehlbeleger.

Gute Zusammenarbeit zwischen Initiative und dem Landratsamt

So sehr sich Strasser, der auch im Herrschinger Flüchtlingshelferkreis engagiert ist, über den Integrationspreis freut, so genau weiß er, dass seine Organisation die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt entlastet. Weil durch „raumgeben.net“ hier und da Plätze in den Containerdörfern frei werden. Zum Hintergrund: Im Landkreis wurden kürzlich neue Unterkünfte in Tutzing und Wörthsee fertiggestellt, eine weitere ist in Feldafing vorgesehen. Erweiterungen sind etwa in Percha, Berg, Gilching und Weßling geplant. „Privater Wohnraum hilft, dass es nicht noch mehr werden müssen“, schreibt die Initiative in einer Pressemitteilung.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Starnberg-Newsletter.)

Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt lobt Strasser, man informiere sich gegenseitig über Immobilien, und ab und an erhält die Initiative eine kleine Förderung. Geld, das sie vor allem für Wohnungsanzeigen ausgibt. Das gelte auch für die 850 Euro, mit denen der Integrationspreis dotiert ist, sagt Strasser, dem ein Hinweis besonders wichtig ist: Wer Wohnraum (vorübergehend) zur Verfügung hat, kann das online auf raumgeben.net melden.

Einen positiven Nebeneffekt hat das Raumgeben-Team schon öfter festgestellt: „Gerade die Gruppe der Senioren und alleinstehenden Menschen ist unter den Vermietern groß“, heißt es. „Wenn es gut geht, bilden sich Alten-WGs zum Nutzen beider Seiten.“

Auch interessant

Kommentare