40 Jahre Einsatz für den Naturschutz
Seit 40 Jahren gibt es die Ortsgruppe des Bund Naturschutz in Weßling. Ein erster Erfolg war 1985 der Erhalt des Stocket-Wäldchens. Manche Mitglieder von damals sind heute noch dabei. Jetzt wurde gefeiert.
Weßling - „Das Stocket-Wäldchen muss erhalten bleiben.“ Dieses große Ziel setzten sich einige Naturschützer Anfang der 1980er-Jahre. Aus der Interessengemeinschaft bildete sich die Ortsgruppe Weßling des Bund Naturschutz in Bayern, die jetzt im Seehäusl in Weßling ihr 40-jähriges Bestehen feierte. „Einige der Aktiven von damals sind heute noch dabei“, berichtete Helene Neumann vom Vorstand. Sie wurden für ihr Engagement mit Urkunde und Ehrennadel ausgezeichnet. Bei manchen begann das Engagement im Bund Naturschutz schon vor der Gründung der Weßlinger Ortsgruppe.
„Was hier in vier Jahrzehnten geschaffen wurde, ist einmalig“, lobte der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz, Günter Schorn, die Arbeit der Ehrenamtlichen. „Viele junge Leute werden es erst später zu schätzen wissen.“ Und er erinnerte sich an seinen ersten Sensen-Einsatz, der so ungestüm ausfiel, dass er wegen Erschöpfung gleich wieder aufhören musste. Der damalige erste Vorsitzende Rudolf Burger habe ihm dann die richtige Technik beigebracht, erzählte Schorn lachend.
Zu den Geehrten (siehe Kasten) gehörte auch die Gemeinde Weßling, für die Bürgermeister Michael Sturm die goldene Ehrennadel entgegennahm. „Die Gemeinde hat uns von Anfang an unterstützt, ganz herzlichen Dank dafür“, so Schorn. „Wie schön, dass wir hier wohnen können“, fasste der Bürgermeister die Situation vor Ort zusammen. „Doch es braucht auch weiterhin ständige Arbeit.“ Sturm hofft, dass sich mehr junge Leute finden, die beim Naturschutz mithelfen. „Und neue Mitglieder sind herzlich willkommen.“
„Uns hat es, Gott sei Dank, nie an freiwilligen Helfern gefehlt“, stellte Walter Follner, einer der Mitbegründer der Ortsgruppe, in seinem Rückblick fest.
Mit ihrem Einsatz für den Erhalt des Stocket wurde die Ortsgruppe gleich zu Anfang bundesweit bekannt. Das Buchenwäldchen mitten in der Gemeinde sollte zugunsten eines neuen Ortszentrums abgeholzt werden. Der Bund Naturschutz unterstützte die entscheidende Klage von Anwohnern, und das Bauvorhaben im Landschaftsschutzgebiet konnte 1985 mit einem Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs verhindert werden.
Einen weiteren Schwerpunkt der Ortsgruppen-Arbeit bildete der Weßlinger See. Das Schilf war fast überall verschwunden, ein alarmierend hoher Phosphatgehalt und starke Algenbildung sorgten dafür, „dass man höchsten 30 Zentimeter tief sehen konnte“, so Follner. „Wir haben erreicht, dass man nicht mehr überall Zugang zum See hatte, haben alte Aufschüttungen entfernt und neues Schilf gepflanzt.“ Und die Gemeinde ließ sich überzeugen, einen Umweltbeirat ins Leben zu rufen.
Biotop-Experte Walter Follner ging die Kartierung der zahlreichen Biotope in der Umgebung an und kümmerte sich um das regelmäßige Mähen von Hand. „Die Felder haben sich unglaublich gut entwickelt, und wir finden hier wieder unzählige Orchideenarten, die früher vom Aussterben bedroht waren.“ Dass die Schwarze Akelei nirgends im Landkreis so prächtig wächst, darauf ist Follner besonders stolz. Für die Renaturierung des Sees und die Pflege der Biotope erhielten die Weßlinger Naturschützer 1986 den Naturschutzpreis des Bayerischen Umweltministeriums.
An zahlreiche nächtliche Einsätze zur Rettung von Amphibien erinnerte Verena Kellner. Als sie vor 14 Jahren aus München nach Weßling gezogen sei, habe sie „mit 56 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben einen Frosch gesehen“. Gemeinsam mit zehn Helfern hat sie seither tausende Tiere eingesammelt und sicher über die Straße gebracht. Und sie hat sich für eine Amphibienstopprinne am Autobahnweiher starkgemacht, die die Gemeinde jetzt gebaut hat.
Meine news
Ein Aushängeschild für die Arbeit der Ortsgruppe mit ihren heute 240 Mitgliedern ist die Streuobstwiese am südlichen Ortsrand von Oberpfaffenhofen. 1992 haben Ehrenamtliche hier 120 Bäume mit 60 Obstsorten gepflanzt. Begehrte Baumpatenschaften und das jährliche Blütenfest zeugen vom Erfolg dieses Projekts. Die Biobauern Christine und Norbert Grenzebach, Sieger der Bayerischen Wiesenmeisterschaft 2013, schenkten zum Jubiläum einen selbstgemachten Heu-Likör aus – angesetzt mit Blumen und Kräutern ihrer Meisterschaftswiese.
Ilona Ramstetter
Geehrte Mitglieder der Ortsgruppe
Mit der Goldenen Ehrennadel für 50 Jahre Engagement im Naturschutz wurden ausgezeichnet: die Gemeinde Weßling, Regine und Hansjörg Linder, Walter Follner, Franz und Elfriede Follner.
Die Silberne Ehrennadel bekamen: Helmut Lutz, Roswitha und Wilhelm Schwimmer, Nikolaus Friedl, Franz H. Hoffmann, Irmgard und Rudolf Burger (als besondere Anerkennung zusätzlich zur schon vor einigen Jahren erhaltenen Goldenen Nadel), Angelika Schiepani, Martha Bopp, Helga Soyer, Annemarie und Siegfried Kistler, Gottfried Weber und Helmut König.