Markt Schwaben: Ende der Grundschule an alter Stätte

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Ein Markenzeichen der Schwabener Grundschule, die nun Falken-Grundschule heißen wird, ist die voluminös angelegte Aula. © Johannes Dziemballa

Die Grundschule in der Herzog-Ludwig-Straße ist Geschichte. Nun sind Ferien. Und danach geht es - im neuen Schuljahr ab Mitte September - im Neubau einen Steinwurf weit entfernt im Habererweg weiter.

Markt Schwaben - 21 Jahre lang war Bernd Romir Leiter. Mit der EZ unternahm er noch einmal, vor dem großen Schulumzug, einen kleinen Rundgang durch das bald leerstehende Gebäude. Es war für ihn auch ein Ausflug in Erinnerungen.

Schon die Aula ist spürbar anders als viele andere. Keine erdrückenden Deckenhöhen gibt es hier. Stattdessen eröffnet sich sofort ein Blick in eine Art Halle, die ein wenig an einen Kirchenbau erinnern könnte. Nicht hell ist es, aber luftig und offen. Großzügig großräumig und zugleich einladend. Etwas, was der langjährige Leiter der Schwabener Grundschule, Bernd Romir, spontan in Verbindung bringt mit einer Art architektonisch umgesetzter Begrüßungskultur. 

Hier, quasi im Herzstück des Schulhauses in der Herzog-Ludwig-Straße, hat er schon viel erlebt: Einschulungen von fast 3000 ABC-Schützen zum Beispiel. Das waren Veranstaltungen, die ihm in jedem Einzelfall zuallererst dazu dienten, den jungen Erstklässlern möglichst jede Spur von Angst schon bei der ersten Begegnung mit Schule zu nehmen. Eine Schule, in die Kinder mit Angst gingen, sagt er, sei nie eine Schule in seinem Sinne gewesen.

Geist der alten Aula lebt im Neubau weiter

Hier, in der mächtig wirkenden Aula, hat er Weihnachtsfeiern mit den Tausenden ihm und seinem Kollegium anvertrauten Schülern gefeiert, Kinder nach vier Jahren auf weiterführende Schulen verabschiedet, mit ihnen Theater gespielt, gelacht und gesungen. Hat gleichsam pädagogische Fachvorträge oder den Schulfasching organisiert und durchgeführt.. Als sehr hilfreich haben sich dabei stets jene Stufen erwiesen, die nicht selten als Tribüne einen optimalen Zweck erfüllten. An diesem Tag aber liegen dort diverse Schulutensilien. Alles, was in den letzten Wochen von den Grundschülern vergessen oder verloren wurde. 

Der Architekt Martin Schimpf habe sich damals bei der Konstruktion des Eingangsbereichs durchaus etwas gedacht, lobt Romir rückblickend. Und auch Bürgermeisterin Walentina Dahms stimmt voll und ganz zu. Mit dem neuen Empfangsbereich drüben im Habererweg, also im künftigen Schulhaus, würde viel von dem Geist der alte Aula übernommen, sagt sie.

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Erst vor einigen Tagen war sie mit den aktuellen Viertklässlern, also den Schulabgängern in diesem Sommer, im Neubau nebenan, um ihnen direkt einmal das zu zeigen, was die meisten als Schüler gar nicht mehr erleben werden. Die Begeisterung unter den Kindern für den Neubau, sagt sie, sei jedenfalls riesengroß gewesen. Und das Interesse auch. Es hagelte nur so an Fragen Richtung Rathauschefin.

Bernd Romir lässt derweil den Blick andächtig schweifen durch den Raum, der 27 Jahre lang so etwas wie sein Arbeitsplatzempfang war. 21 Jahre wirkte er dort als Chef, sechs als Konrektor. Zu seinem Start als Schulleiter war er übrigens nicht nur Rektor und Klassenleiter, sondern auch noch Konrektor in einer Person. Was war passiert? Landrat Hermann Beham trat kurz zuvor zurück, Ebersbergs Bürgermeister Hans Vollhardt wurde kurz darauf sein Nachfolger. Und Walter Brilmayer neuer Rathauschef in der Kreisstadt. Und dessen freigewordener Job als Schulleiter in Steinhöring fiel an Rudi Pilzweger, seinen Konrektor in der Marktgemeinde.

Wunsch: Dass alles weiter genutzt wird

Das Schwabener Lehrerurgestein kennt hier in der Herzog-Ludwig-Straße jeden Winkel, jede Ecke. Alles. Mit der Hand deutet er auf einen Bereich in ein paar Metern Höhe, an der er 2010 eine 20 Quadratmeter große Leinwand hatte anbringen lassen; zur Übertragung von zwei deutschen Fußball-WM-Spielen. „Public Viewing“ sozusagen , aber offiziell deklariert als seine Privatveranstaltung. Das deutsche Team gewann zweimal, 4:1 über England und 4:0 gegen Argentinien. „Das sollte man wiederholen“, fachst die Bürgermeisterin spontan in Erwartung besserer deutscher Fußballresultate.

Eine regenbogenartige Kollage über uns stößt sogleich ins Auge. Resultat einer Projektwoche, die es immer wieder gab, erzählt der Exrektor. Ansonsten stehen bereits ungezählte, gut gefüllte Umzugskartons umeinander. Der Auszug steht unmittelbar bevor. Offizieller Start für die Aktion war am gestrigen Freitag.

Wo der Nikolaus auf der Treppe stürzte

Im zentralen Treppenhaus im Innern hält Romir nochmals inne. Hier, auf der Treppe, sei in der ersten Hälfte der 90er Jahre Altbürgermeister Willi Haller einmal fürchterlich gestürzt. Ein Wunder, dass nicht noch Schlimmeres passierte, sagt Romir. Haller hatte sich kurz zuvor, wie es viele Jahre üblich war, in sein Nikolaus-Gewand gehüllt und war auf einer der mittleren Stufen auf seinen Mantel getreten und nach vorne gefallen samt Mitra, Goldenem Buch und Stab. Doch ein Schutzengel war halt eben auch dabei. Die Utensilien blieben heile. Nur die Schmerzen ließ sich der Altbürgermeister danach, so Romir, bei seinem Auftritt vor den Schulkindern nicht anmerken. 

Bernd Romir
Hatte nochmals richtig Spaß, seine alte Wirkungsstätte zu besichtigen: Bernd Romir. © J.Dziemballa

Einen letzten Blick in einen der Schulräume gibt es an diesem Nachmittag leider nicht, die Räume sind allesamt verschlossen. Dafür plaudert der Exrektor über lange zurückliegende, engagierte Diskussionen über das, was im Schulkiosk verkauft werden durfte und was nicht. Bewährt habe sich, weder das Eine, Süßen, noch das Andere, Gesundes, ausschließlich anzubieten. Ein generelles Verbot hätte ohnehin nur dazu animiert, sich entsprechend beim Bäcker Hupfer einzudecken. 

Hitzefrei gab es nur ganz selten

Debatten löste immer wieder auch das Thema Hitzefrei aus. Durch die Bäume ringsum seien die Räume hinter den gewaltigen, tief rotbraunen Klinkern im Markt Schwabener Schulhaus gut geschützt gewesen, richtiges Aufheizen habe da schon mal drei bis vier Tage gedauert. Zum Bedauern derer offenbar, die sich schon auf hitzefreie Stunden freuten. 

Gestapelte Stühle
Die Stühle sind gestapelt. Alles ist startklar für den Umzug © J.Dziemballa

Dass auch im Umfeld immer wieder Veränderungen vorgenommen wurden, war auch dem Engagement des Exchefs zu verdanken. Mit Manfred Hoser und Bernd Stiegler bastelte er 2013 an der Idee, bei der Kapelle ein Klettergerüst zu installieren. Und man packte gleich auch nach allen Regeln handwerklicher Kunst gemeinsam an. Auch eine Rampe am Haupteingang für einen möglichst behindertengerechten Zugang hätte es ohne solche Initiativen nicht gegeben. 

Grundschule Markt Schwaben: Durchwischen in der Aula.
Nochmals durchgewischt wird, bevor die Lehrer und Schüler die Grundschule verlassen. © Johannes Dziemballa

Man wird sehen.  

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