Vor Austausch muss Gershkovich Antrag an Putin ausfüllen – und hinterlässt eiskalte letzte Frage
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Ivan Gershkovich ist frei. Auf seinem Gnadengesuch vor dem Gefangenenaustausch hinterließ der US-Journalist noch eine beeindruckende Bemerkung an Wladimir Putin.
Washington D.C. – Es ist absolut historisch, was am Donnerstagabend und in der Nacht zu Freitag zunächst in Ankara, dann an den Flughäfen in Moskau, Köln/Bonn und Washington passierte. Der bislang größte Austausch von Gefangenen zwischen Russland und dem Westen seit dem Kalten Krieg fand statt. In Deutschland empfing Olaf Scholz etwa einen in Belarus erst zum Tode veruteilten, dann aber begnadigten Deutschen. Joe Biden begrüßte den in Russland inhaftierten US-Journalisten Evan Gershkovich.
Gershkovich nach Gefangenenaustausch frei – er hinterlässt bemerkenswerte letzte Frage an Putin
Neben riesiger Freude etwa bei der Familie des Wall-Street-Journal-Korrespondenten Gershkovich gab es aber auch Kritik. Denn im Gegenzug ließ etwa Deutschland den sogenannten „Tiergarten-Mörder“ frei. Hinterbliebene seines Opfers zeigten sich erschüttert vom Gefangenen-Deal. Kurz nach der Freilassung der Häftlinge macht nun außerdem eine eiskalte wie beeindruckende Aktion Gershkovichs die Runde.
Zahlreiche Monate hatte Gershkovich in Haft in Russland gesessen, ehe nun der Austausch – der, wie die USA angaben, eigentlich auch für Alexej Nawalny bestimmt war – zustande kam. Eine letzte Frage in Richtung Wladimir Putin konnte Gershkovich sich aber offenbar nicht verkneifen. Wie es nun aus Berichten heißt, bat er den Kreml-Machthaber höchstselbst spontan kurz vor der Entlassung um ein Interview.

In „förmlichem Hochrussisch“: Auf Begnadigungsantrag bittet Gershkovich Putin um ein Interview
Darüber berichtet jedenfalls das Wall Street Journal, immerhin das Medium, für das Gershkovich in Russland tätig war und ihm deshalb selbstredend nahesteht. Demnach habe er trotz des Deals ein offizielles Gnadengesuch an Putin ausfüllen müssen. Allerdings habe dieser Antrag auch eine Spalte für „eigene Bemerkungen“ enthalten. Entgegen der Erwartungen ließ Gershkovich die Spalte nicht leer.
Stattdessen habe er diese „in dem förmlichen Hochrussisch, das er sich in 16 Monaten Haft angeeignet hatte“ ausgefüllt. In der letzten Zeile habe er Putin dann einen Vorschlag gemacht: Wäre er nach seiner Freilassung bereit, sich für ein Interview zusammenzusetzen? Über eine Antwort des russischen Präsidenten war zunächst nichts bekannt. Bemerkenswert ist die Aktion unter den Umständen jedoch allemal – besonders, da Putin-Scherge Dmitri Medwedew den frisch Freigelassenen bereits eine Drohung hinterherrief.
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Gershkovich nach Gefangenenaustausch frei – insgesamt 26 Personen in den Deal involviert
Hinter Gershkovich liegen aufwühlende Monate. Auf einer Reportage-Reise in Jekaterinburg am Ural vom russischen Geheimdienst FSB festgenommen worden. Mitte Juli wurde er in einem umstrittenen Prozess wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren strenger Lagerhaft verurteilt. Das Wall Street Journal wies die Anschuldigungen gegen Gershkovich zurück. Die US-Regierung forderte über Monate seine Freilassung.
Am Donnerstag hatten Russland, Belarus und mehrere westliche Länder in einer beispiellosen Aktion unter Beteiligung des türkischen Geheimdienstes MIT auf dem Flughafen von Ankara insgesamt 26 Gefangene ausgetauscht. (han/dpa)