Film aus dem Landkreis kann und will Mutmacher sein
Vom 20. bis 29. September ist Demenzwoche, der 21. September ist Alzheimertag. Verbunden mit einem besonderen Termin in Grafing.
Grafing - Günter Roggenhofer hat in puncto Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mittlerweile eine gewaltige Routine entwickelt. Zusammen mit seiner Frau Anna Daller und einem Freund, Thomas Bogner, hat er vor einiger Zeit schon die letzten sieben Jahre im Leben seiner an Demenz erkrankten Mutter Elfriede dokumentiert. Und gemeinsam hat man aus vielen Videoschnipseln dann einen Film in Kinolänge zusammengestellt, der anfänglich nur für den Privatgebrauch gedacht war, danach aber ab und an zumindest im Großraum München öffentlich gezeigt wurde. Weil er ein Thema anspricht, das alle angeht, weitete sich der geografische Raum, in dem es zu Aufführungen kam, immer mehr aus. Inzwischen war der Streifen „Diagnose Demenz, Schreckgespenst“ schon in allen Teilen Deutschlands zu sehen. Und ist auch weiterhin zu sehen; bei ungebrochener Resonanz.
Aufführung im Grafinger Kino am 21. September ab 19 Uhr
Gerade im Monat September richtet sich das öffentliche Interesse besonders auf die Thematik. Dann gibt es, wie in Bayern, eigens Demenzwochen. Oder am 21. September den Welt-Alzheimertag. Alleine an jenem Samstag wird es deutschlandweit rund zehn Aufführungen des Films aus dem Landkreis Ebersberg in Kinos geben. Eine davon im Capitol-Kino in Grafing, wo es schon einmal, im vergangenen Jahr im November, eine vollkommen ausgebuchte und eine fast ausverkaufte Vorstellung gegeben hatte.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.)
Überrascht ob der ungebrochen großen Nachfrage scheinen Günter Roggenhofer und seine Frau längst nicht mehr. Schließlich spreche man hier ein Thema an, das jeden etwas angehe, sagt er. Ob nun in Mecklenburg-Vorpommern oder im Ruhrgebiet: Das Feedback auf die 102 intensiven Filmminuten erlebt das Paar überall gleich. Viele seien, so Roggenhofer am EZ-Telefon, erst einmal überrascht, dass es Menschen gibt, die positiv über ein Thema erzählen, das vielfach noch immer negativ belastet scheint. Nach dem Film aber sähen viele Demenz und ihre Begleiterscheinungen im Alltag zumindest mit anderen Augen bzw. aus einem anderen Blickwinkel. „Das war immer auch eine Hauptintention unseres Engagements“, so Roggenhofer, der nach wie vor hauptberuflich eine Computerfirma betreibt.
Nachfrage des Publikums ist ungebrochen groß
Interessanterweise ist auch die Boutique seiner Frau Anna im Birkenhof in Zorneding, was den Landkreis Ebersberg anbelange, zu einem ersten Treffpunkt für Menschen geworden, die in ähnlichen familiären Situationen stecken wie einst das Paar aus Baldham. Ein Stück weit biete das kleine Geschäft, zumindest ab und an, ein Forum für eine erste Kontaktaufnahme mit den Eheleuten, die sich sieben Jahre lang aufopferungsvoll um die Mama bzw. Schwiegermutter kümmerten. Kümmerten in einer Art und Weise, die Bewunderung auslöste.
Etwas, was den beiden bis heute nicht unbedingt angenehm ist. Was man gemacht habe, sei nie außergewöhnlich gewesen, wird Roggenhofer nicht müde zu betonen. Schließlich habe man anfangs selber größte Zweifel gehabt, ob man es neben dem Beruf wirklich schaffen können, das zu leisten, was zu leisten war, um Elfriede Roggenhofer einen angenehmen Lebensabend trotz ihrer fortschreitenden Demenz zu bereiten.
Roggenhofer: „Altwerden ist ein Geschenk“
Heute sagen die beiden: „Altwerden ist ein Geschenk.“ Sagen, man habe verinnerlicht, dass jeder Mensch am Anfang seines Lebens Hilfe benötige, am Ende aber diese Hilfe mindestens genauso nötig sei. Altersbegleitung könne so sehr eine gute Möglichkeit sein zur Lebensreflexion. „Die letzten Meter glücklich gestalten, darum geht es“, wird Roggenhofer nicht müde zu betonen.
Meine news
Dass eine plötzliche Demenzerkrankung eines lieben Angehörigen jeden zu jeder Zeit treffen kann, macht Günter Roggenhofer gerade wieder durch. Und erzählt von einem Freund, den man zurzeit zu sich und in ein Pflegeheim im Landkreis geholt habe, um ihm die gleiche Zuwendung zu schenken wie einst seiner Mutter. Er spricht von den gleichen schönen wie anstrengenden und energieraubenden Zeiten wie damals.
Am Samstag, 21. September, kommt der Film über seine Mutter wieder ins Grafinger Kino. Beginn ist um 19 Uhr. Karten gibt es online über https://capitol-grafing.de/programm/film/diagnose-demenz-ein-schrecken-ohne-gespenst.
Das Besondere: Anna Daller und Günter Roggenhofer stehen dann wieder nach der Aufführung dem Publikum persönlich Rede und Antwort. Wie schon so oft vorher irgendwo in der Bundesrepublik. Es geht, sagt Roggenhofer, dabei fast immer um die gleichen Fragen. Wie habt ihr das geschafft? Wie regelt man das mit der eigenen Arbeit? Roggenhofer: „Menschen suchen offenbar jemanden, denen sie ihre Geschichte erzählen können. Wir hören oft mehr Fragen, als dass wir Antworten geben können.“ Und dabei müsse man ehrlicherweise auch immer wieder betonen, selbst ja nur Laie zu sein. Nicht selten entwickeln sich nach den Aufführungen auch schon mal 1:1-Gespräche. Gut sei, dass manche so immerhin den ersten Schritt machten, sich einzulassen auf ein Thema, das noch viel zu oft verdrängt werde.
Eine andere, vielleicht nicht weniger erwähnenswerte Botschaft, gibt es auch. Roggenhofer sagt das so: „Wir zeigen auch, dass das, was wir gerne von der Pflege und ihren Mitarbeitern abverlangen, von denen überhaupt nicht zu leisten ist.“
Wer den Termin in Grafing nicht wahrnehmen kann, hat innerhalb des Landkreises übrigens noch eine zweite Gelegenheit. Am Samstag, 12. Oktober, wird der Film im katholischen Pfarrheim Forstinning ab 15 Uhr projiziert. Auch dort sind Anna Daller und Günter Roggenhofer persönlich dabei.