Hoffnung für den Bergsteigerbus: Politik sagt ja, aber Tirol soll mitbezahlen

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Könnte nun doch auch im Sommer 2025 rollen: Der Bergsteigerbus in die Eng. © RVO

Hoffnung für den Bergbus in die Eng: Der Kreisausschuss hat nun doch der Notvergabe zugestimmt, sucht aber Unterstützung für die Finanzierung.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Es sieht wieder besser aus für den Bergsteigerbus in die Eng. Nachdem die Verwaltung einen „Rechenfehler“ behoben hatte, stimmte der Kreisausschuss in seiner Sitzung am Montag der Notvergabe für den kommenden Sommer zu. Billiger wird das Ganze allerdings nicht.

Verwaltung entschuldigt sich für Rechenfehler

Er wolle sich noch einmal bei allen Beteiligten entschuldigen, leitete Matthias Schmid, am Landratsamt zuständig für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), seine Ausführungen ein. „Mir ist da ein Fehler unterlaufen.“ Tatsächlich war der Infrastrukturausschuss in seiner April-Sitzung davon ausgegangen, dass die Notvergabe den Landkreis unverhältnismäßig teuer kommt. Der Betrieb des Busses von Juli bis Mitte Oktober 2025 war mit rund 200 000 Euro veranschlagt. Das sei in etwa genauso viel, wie zwei volle Sommersaisons bei regulärer Ausschreibung kosten würden, hieß es seinerzeit im Ausschuss. Und genau da lag der Fehler. Tatsächlich liegen die Kosten des Busses jährlich bei rund 200 000 Euro – egal ob Notvergabe oder nicht.

Entscheidung des RVO, sich zurückzuziehen, ist erst seit Kurzem bekannt

Warum es überhaupt eine Notvergabe brauche, fragte Klaus Barthel (SPD). „Man wusste doch vorher, dass die Konzession für den Bus 2025 ausläuft.“ Er wollte daher wissen, warum sich das Landratsamt nicht früher um die Nachfolgeregelung gekümmert habe. „Tatsächlich wissen wir erst seit Kurzem, dass der RVO die Linie nicht mehr bedienen will und keine Verlängerung der Konzession beantragt“, antwortete Landrat Josef Niedermaier (FW). Hintergrund ist der Systemwechsel durch den MVV-Beitritt des südlichen Landkreises.

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Als der RVO seinen Rückzug bekannt gab, war es für eine reguläre Ausschreibung aber längst zu spät. Die muss ein Jahr vorab bekannt gemacht werden. Dann finden Ausschreibung und Vergabe statt. Im Anschluss muss dem Unternehmen noch ein angemessener Zeitraum eingeräumt werden, um alles vorzubereiten. Die Konzession für den Bergbus läuft aber schon im Juli 2025 aus.

CSU schlägt Kostenbeteiligung der österreichischen Nachbarn vor

Die Linie sei wichtig, befand Barbara Schwendner (Grüne). Der Tourismus profitiere ungemein von dieser Verbindung ins Karwendel. „Die Kosten bereiten uns schon Bauchschmerzen. Aber der Rückgewinn – das ist schon ein Pfund, das wir bekommen“, sagte Schwendner. Letztlich erschließe man durch den Bus aber eine touristische Region in Österreich und betreibe so Wirtschaftsförderung für Tirol, wandte CSU-Fraktionschef Martin Bachhuber ein. „Und bei aller Freundschaft“ könnten sich die Tiroler daher ja auch an den Buskosten beteiligen, regte er an. Das sah Werner Weindl (CSU) ähnlich. Der Bus lege „keine geringe Strecke“ auf österreichischer Seite zurück, halte auch in Hinterriß. „Da ist es schon legitim, da mal nachzufragen“, sagte Weindl.

Kosten: Alpenverein signalisiert Gesprächsbereitschaft

Tatsächlich hat das drohende Aus für den Bergbus schone andere Unterstützer auf den Plan gerufen. „Wir haben einen Brief von der Tölzer Alpenvereinssektion bekommen“, sagte Landratsamts-Abteilungsleiter Wolfgang Krause. In dem Schreiben wird die Bedeutung der Buslinie betont. „Also haben wir gefragt, ob sich der Alpenverein eine finanzielle Beteiligung vorstellen könnte“, sagte Krause. Und tatsächlich sei Gesprächsbereitschaft signalisiert worden. Neu wäre das nicht: Als der Bus eingeführt wurde, gab es schon einmal eine Unterstützung durch den DAV-Landesverband.

Künftig soll die ganze Linie in die Eng im MVV-Tarif fahren

Für den Fahrgast hat die Übernahme der Linie einen klaren Vorteil. Müssen Passagiere, die beispielsweise mit dem Deutschlandticket unterwegs sind, derzeit ab der Grenze zu Österreich weitere 6,50 Euro zahlen, soll im Bergsteigerbus künftig grenzübergreifend der MVV-Tarif gelten.

Einige Ausschussmitglieder haderten aber nach wie vor mit den Kosten. Ob man denn wisse, wie viele Fahrgäste mit dem Bus unterwegs sind, wollten Barthel und Bachhuber wissen. Schließlich senkt jedes verkaufte Ticket das Defizit. Die Einnahmezahlen rückt der RVO allerdings nicht heraus. Und vielleicht ließen sie auch gar keine richtigen Rückschlüsse zu.

Gravierende Probleme durch das Deutschlandticket

Denn das Deutschlandticket sorgt weiterhin für gravierende Probleme. „Man hat sich immer noch nicht auf eine Einnahmenaufteilung geeinigt“, sagte Landrat Niedermaier. Momentan bleibe das Geld bei dem Partner, der das Deutschlandticket verkauft – und das sei derzeit vor allem die Deutsche Bahn. „Wir rennen hier in ein finanzielles Desaster“, glaubt Niedermaier.

Dennoch wurde vom Kreisausschuss einstimmig die Notvergabe für den Bergsteigerbus (Linie 369) für den Sommer 2025 beschlossen. Ab Dezember 2025 soll dann eine reguläre Vergabe der Linie für zwei Jahre erfolgen. Zusätzlich soll versucht werden, bei der Finanzierung Dritte mit ins Boot zu holen. Den endgültigen Beschluss fällt dann der Kreistag in der Juli-Sitzung.

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