2000 Jahre altes Skelett: Neues über das Ascholdinger Mädchen

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Das Ascholdinger Mädchen: Wer war sie und wie lebte sie vor 2000 Jahren? © cs

Ein Archäologe berichtet beim Historischen Verein Neues über das Ascholdinger Mädchen. Das Skelett wurde 2000 unter dem Stubenboden eines Hauses gefunden.

Bad Tölz – Wie praktisch: Auf dem Weg zum nächsten Vortrag des Historischen Vereins geht man direkt am Objekt des Interesses vorbei und kann es aus nächster Nähe in Augenschein nehmen. Im ersten Stock des Tölzer Stadtmuseums ist in einer Glasvitrine das Skelett einer etwa 14 Jahre alten Frau zu sehen: das sogenannte Ascholdinger Mädchen. Die fast 2000 Jahre alten menschlichen Überreste wurden im Jahr 2000 in einem Anwesen nahe der Ascholdinger Kirche beim Herausbrechen eines Stubenbodens gefunden.

Der Archäologe Hans-Peter Volpert aus München wird am Mittwoch, 15. Mai, den aktuellen Forschungsstand zu diesem frührömischen Frauengrab sowie ähnlicher Gräber vorstellen.

Gräber der Heimstettener Gruppe geben viele Rätsel auf

Volpert ist Experte für die Gräber der „Heimstettener Gruppe“, die im 1. Jahrhundert nach Christus im Voralpenland siedelte und viele Rätsel aufgibt. Erst elf Gräber wurden genauer untersucht, sieben davon von Volpert. Er hält die Gräbergruppe schon deshalb für „sehr spannend“, weil Körpergräber im 1. Jahrhundert unüblich waren. Die Römer, die seinerzeit auch im Alpenvorland schon sehr präsent waren, verbrannten ihre Toten. Der Einfluss der unaufhaltsam vordringenden Besatzungsmacht ist aber auch an den Heimstettener Gräbern – erstaunlicherweise die meisten davon Frauen – erkennbar. Etwa an den Grabbeigaben.

Hans-Peter Volpert, Archäologe
Hans-Peter Volpert, Archäologe © kn

Frauen mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein

Wer waren diese Frauen, deren Überreste und Kleidung anders als die der Männer auch nach 2000 Jahren noch ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein verraten? Volpert erzählt von der sehr einheitlichen Tracht, „fast einer Uniform“, die die Frauen getragen haben und die von enormem Prestige zeugt. „Existierten bei der Tracht kultische Zusammenhänge?“ ist eine der vielen Fragen, der die Archäologen heute nachgehen.

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Die opulenten Grabbeigaben liegen dort am Körper, wo sie hingehören. Gefunden wurden beim Ascholdinger Mädchen beispielsweise ein mit Bronzehütchen verzierter Ledergürtel, mehrere Bronze-Gewandfibeln sowie eine gelochte römische Münze.

Vortrag am 15. Mai im Tölzer Stadtmuseum

Faszinierend findet es der Archäologe aus der Landeshauptstadt, dass die Heimstettener Gräber eigentlich erst seit etwa 120 Jahren bekannt sind. Noch in den 1980er-Jahren sei der Wissensstand eher gering gewesen. Seit 15 Jahren, sagt Volpert, habe man da aber enorm aufgeholt und „einen Sprung nach vorne gemacht“. Man könne nun auch Rückschlüsse auf die Siedlungen um die Gräber herum ziehen.

Der Vortrag: „Das frührömische Frauengrab aus Ascholding – eine Identitätssuche“ von Hans-Peter Volpert M.A. findet am Mittwoch, 15. Mai, um 19.30 Uhr im historischen Sitzungssaal des Tölzer Stadtmuseums statt. Der Eintritt ist wie immer frei.

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