Am „Tag des offenen Denkmals“ öffnen sich in Wessobrunn die Tore: Die Vereinigung „Wessofontanum“ bietet Führungen durch den Römerturm und die Kreuzbergkapelle an.
Normalerweise ist ihr Tor geschlossen. Es gibt dennoch eine Möglichkeit, einen Blick ins Innere der Kreuzbergkapelle bei Wessobrunn zu werfen, aber die muss man kennen. Am linken Rand der hölzernen Eingangstür befindet sich ein Guckloch, durch das sich auf einen Spiegel schauen lässt, der zumindest erahnen lässt, welche Schönheit sich hinter dem massiven Holztor verbirgt.
Blick in Kapelle am „Tag des offenen Denkmals“
Demnächst müssen sich Interessierte nicht mit dem kleinen Guckloch begnügen: Am 14. September, am „Tag des offenen Denkmals“ öffnet sich das Tor der Kreuzbergkapelle und die Vereinigung zur Förderung und Erforschung des Wessobrunner Kulturguts „Wessofontanum“ bietet von 13 bis 16 Uhr jeweils zur vollen Stunde Sonderführungen an. Für den Vorbericht zu diesem Ereignis hat Angela Gleixner-Lück, die in Haid lebt und Mitglied bei „Wessofontanum“ ist, das Kleinod für diese Zeitung geöffnet und einen kleinen Vorgeschmack auf die Führungen Mitte September gegeben:
Gleixner-Lück, die auch die Führungen am „Tag des offenen Denkmals“ macht, hat sich intensiv mit der Geschichte der Kreuzbergkapelle befasst: „Diese kleine Kapelle ist eine klassische Saalkirche, die zum Kloster gehört hat“, erläutert sie: „Von außen schaut sie wie eine schlichte Pfarrkirche aus, wenn Du ins Innere schaust, ist sie gar nicht mehr schlicht.“
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Kapelle wirkt auf den ersten Blick unscheinbar
Tatsächlich wirkt die Kreuzbergkapelle mit den Schindeln am Kirchturm und ihrem weißen Anstrich eher unscheinbar. Doch von Unscheinbarkeit kann im Innern der Kapelle keine Rede sein. Angela Gleixner-Lück kennt die Reaktion eines Besuchers, der das Gotteshaus zum ersten Mal betritt, schon: „Egal, für wen ich die Kirche aufsperr‘, die Leute stehen da und sagen: Oh!“ Ihr selber sei es auch nicht anders ergangen: „Hier im Pfaffenwinkel ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch ein kleiner Bau schön ausgestattet ist, ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass die Kapelle so liebevoll aussieht.“
Dabei ist die Entstehungsgeschichte des Kleinods eine grausige: Im Jahr 955 fielen die Ungarn in Wessobrunn ein und köpften den Abt und sechs seiner Mönche aus dem Benediktinerkloster. An dieses Ereignis erinnert der so genannte „Hunnenstein“, der in der Kapelle liegt. Auf diesem sollen die Ordensmänner geköpft worden sein. Auch das Deckenfresko in der Kapelle, das der berühmte Matthäus Günther geschaffen hat, erzählt von dem Martyrium.
Deckenfresko von Matthäus Günther
Die Kapelle wurde im Jahr 1595 in Gedenken an die ermordeten Mönche anstelle einer älteren Holzkirche gebaut. Im Jahr 1771 wurde die Kapelle dann umgestaltet. Aus dieser Zeit stammt auch der Innenausbau, der die Besucher regelmäßig vor Ehrfurcht verstummen lässt. Kein Wunder: Die Stuckarbeiten hat der bekannte Stuckateur Tassilo Zöpf gefertigt, die Fresken hat Matthäus Günther geschaffen, der im Jahr 1705 in Tritschenkreuth (heute Peißenberg) geboren wurde und im Jahr 1788 in Haid gestorben ist.
Über die Heimat hinaus bekannt
Günther gehört zu den berühmtesten und bedeutendsten Malern und Künstlern der Barock- und Rokoko-Zeit. Er hat weit über den Pfaffenwinkel hinaus sakrale Bauwerke mit Fresken ausgestattet und auch immer wieder in seiner Heimat gewirkt. Dass sich dieses künstlerische Schwergewicht dieser kleinen Kapelle widmete, verwundert dennoch. Hochwertige Plastiken der Weilheimer Bildhauer runden das Gesamtpaket der Innenausstattung der Kreuzbergkapelle ab. „Man sieht die Liebe zum Detail“, schwärmt Gleixner-Lück.
Gleichzeitig zu den Führungen in der Kreuzbergkapelle bietet „Wessofontanum“ am „Tag des offenen Denkmals“ auch Führungen im Römerturm beim Wessobrunner Kloster an.