Beim Aufräumen „wunderbare Sachen“ entdeckt – Museum an historischem Ort in Bayern wird neu eröffnet

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Haben das Lapidarium auf Vordermann gebracht: (v.l.) Cathrin Hartmann, Bernhard Lück und Angela Gleixner-Lück. © Cathrin Hartmann

Viele Jahre schlummerte das kleine Museum im Wessobrunner Römerturm einen Dornröschenschlaf. Aus diesem ist es jetzt erwacht: Das Lapidarium wurde auf Vordermann gebracht und neu ausgeleuchtet.

Wessobrunn – Es begann mit einem Foto. Der Archäologe Bernhard Lück, der, wie seine Frau Angela Gleixner-Lück ein relativ neues Mitglied der Vereinigung Wessofontanum ist, sollte im Lapidarium, der kleinen Sammlung von Steinfragmenten im Römerturm, fotografiert werden. Das Foto sollte Cathrin Hartmann machen, die ebenfalls ein relativ neues Mitglied im Wessofontanum ist.

Als die Drei das Lapidarium betraten, bot sich ihnen ein ziemlich trostloser Zustand. Die Steine, Ziegel, Säulenreste und Kapitelle – so werden die oberen Abschlüsse einer Säule genannt – seien verstaubt und einigermaßen unordentlich in den Regalen gelegen, berichten sie. Das Trio beschloss, sich des Raumes und seiner Ausstellungsstücke anzunehmen, das Lapidarium zu entstauben und neu zu ordnen. „Dabei haben wir festgestellt, dass da wunderbare Sachen liegen“, berichtet Gleixner-Lück beim Pressetermin beim Grauen Herzog, wie der Römerturm auch genannt wird: „Wir haben uns gedacht, das können wir nicht so lassen.“

Museums-Wiedereröffnung in Wessobrunn: Trio verhalf Lapidarium zu neuem Glanz

In Absprache mit der Vorstandschaft von Wessofontanum, der Vereinigung, die sich der Erhaltung, Förderung und Erforschung der Wessobrunner Kulturgüter verschrieben hat, haben sich die Drei sogleich ans Werk gemacht. „Wir haben alles abgestaubt und manches vorsichtig gereinigt“, erzählt Gleixner-Lück. Wie auch ihr Mann hat sie lange in der Archäologie gearbeitet. Sie kennt sich aus mit alten Steinen und historischen Funden und weiß, wie diese behandelt werden müssen, damit sie keinen Schaden nehmen. Nach der Reinigung wurden die Ausstellungsstücke sortiert und neu in den Regalen platziert.

Weil die Drei so begeistert von den Stücken waren, die dort im Lapidarium schlummerten, beschlossen sie, künftig immer ein Exponat in den Mittelpunkt der Ausstellung zu rücken. „Wir haben hier wirklich Pfründe, mit denen wir wuchern können“, sagt Gleixner-Lück. Über dieses Ausstellungsstück schreibt sie jeweils einen Beschreibung, ihr Mann fertigt eine archäologische Zeichnung an und Hartmann macht ein Foto davon. Diese Beschreibung hängt im Eingangsbereich zum Lapidarium vor der Gittertür, die den Betrachter von den Ausstellungsstücken trennt. Nach einer gewissen Zeit soll dann ein neues Exponat auf diese Weise vorgestellt werden. „Die Leute sollen wissen, dass es sich immer wieder lohnt, in den Römerturm zu schauen“, sagt Gleixner-Lück, die vor rund zwei Jahren nach Haid gezogen ist.

Einige glückliche Zufälle

Als das Lapidarium wieder auf Vordermann gebracht war, wurde schnell deutlich, dass es noch weiteren Handlungsbedarf gibt: „Die Beleuchtung war ein Graus“, so Gleixner-Lück. Sie nahm Kontakt zu der Firma auf, die vor 30 Jahren das Licht im Grauen Herzog installiert hatte, und stieß auf einen Spezialisten für Ausstellungsbeleuchtung. Dieser habe sofort Zeit gehabt und eine neue Beleuchtung angebracht.

Überhaupt habe es einige glückliche Zufälle bei der Aktion gegeben. Unter anderem seien sie auf einen Steinrestaurator gestoßen, der ihnen nun mit Rat und Tat zur Seite stehe, und Hartmann habe von einem Steinmetz einen über 100 Jahre alten Steinmetzbock aus Holz geschenkt bekommen, auf dem nun die Einzelstücke präsentiert werden können.

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Bei der Eröffnungsfeier können sich alle Interessierten ein Bild vom Lapidarium und seinen Ausstellungsstücken machen. Bei gutem Wetter sollen ein paar Exponate im Freien präsentiert werden. Allzu oft werden die Steinfragmente nicht herumgetragen: „Es sind so schöne Stücke, aber sie sind sauschwer“, sagt Gleixner-Lück.

Eröffnungsfeier: Die Wiedereröffnung des neu konzipierten Lapidariums im Römerturm wird am Sonntag, 4. Mai, von 13 bis 16 Uhr gefeiert. Das Wessofontanum bietet Kurzvorträge über die Ausstellungsstücke und deren Bedeutung an. Es gibt Führungen auf den Römerturm und Informationen zu den Turmuhren sowie Kaffee und Kuchen (bei schlechtem Wetter im Pfarrsaal).

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