Syrische Familien nachts ausgesetzt: Schleuser geht Polizei in Bad Tölz ins Netz

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Die Bundespolizei meldet die Festnahme eines mutmaßlichen Schleusers in Bad Tölz. © Bundespolizei

Die Bundespolizei hat in Bad Tölz einen mutmaßlichen Schleuser festgenommen. Dem Ukrainer wird vorgeworfen, Migrantengruppen in Kochel am See und Benediktbeuern ausgesetzt zu heben.

Bad Tölz/Kochel am See/Benediktbeuern – Eine orientierungslose syrische Familie mit vier Kindern war kürzlich am Bahnhof in Benediktbeuern aufgefunden worden. Jetzt hat die Polizei in Bad Tölz den mutmaßlichen Täter festgenommen, der die Familie nach Deutschland eingeschleust und hilflos ausgesetzt haben soll.

Polizei fasst gesuchten Verdächtigen in Bad Tölz

Die syrische Familie hatte ausgesagt, per Pkw von Slowenien nach Deutschland gebracht worden zu sein. Die Ermittlungen der Polizei konzentrierten sich auf ein in Ungarn zugelassenes Auto. „Auf genau diesen Pkw wurden Beamte der Polizeiinspektion Bad Tölz im Rahmen einer Kontrolle im Tölzer Gewerbegebiet aufmerksam“, teilt ein Sprecher der Bundespolizeiinspektion Rosenheim mit.

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Am Steuer des Wagens habe ein ukrainischer Staatsangehöriger gesessen, der offiziell in Budapest gemeldet ist. Die Polizei hielt es für möglich, dass der 57-Jährige erneut Migranten im Landkreis abgesetzt haben könnte. Darauf seien die in der Region eingesetzten Polizeistreifen aufmerksam gemacht worden.

Zwei Frauen und vier Kinder in Kochel am See ausgesetzt

Tatsächlich trafen Beamte der Murnauer Grenzpolizei dann am Kochler Bahnhof auf eine sechsköpfige Migrantengruppe. Es handelte sich um zwei Frauen mit ihren jeweils zwei Kindern. Eigenen Angaben zufolge stammten sie aus Syrien. Sie hätten sich in der Türkei für mehrere tausend Euro pro Person einer Schleuserorganisation anvertraut. Papiere für die Einreise oder den Aufenthalt in der Bundesrepublik hatten sie nicht.

Die Frauen berichteten, dass sie kurz zuvor von einem Schlepper aufgefordert worden seien, aus dem Fahrzeug auszusteigen. Nachdem sie das Auto verlassen hatten, fuhr der Fahrzeugführer plötzlich davon und ließ sie mitten in der Nacht zurück. Aufgrund ihrer umfassenden Schilderungen konnte nachvollzogen werden, dass es sich bei diesem Mann offenkundig um den kurz zuvor festgenommenen Ukrainer handelte.

Mutmaßlicher Schleuser nach Stadelheim gebracht

Der mutmaßliche Schleuser und die abgesetzten Personen wurden getrennt voneinander zur zuständigen Bundespolizei-Dienststelle nach Rosenheim gebracht. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen konnten die Mütter mit ihren Kindern einer Aufnahmestelle für Flüchtlinge zugeleitet werden.

Der ukrainische Fahrer wollte sich den Bundespolizisten gegenüber nicht zum Vorwurf des mehrfachen Einschleusens von Ausländern äußern. Er wurde am Amtsgericht in München vorgeführt. Auf richterliche Anordnung hin brachten ihn die Beamten ins Gefängnis in Stadelheim, wo er seine Untersuchungshaft anzutreten hatte. (ast)

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