Schleuser setzt syrische Familie mit Baby nachts am Bahnhof aus
Zeugen fiel in Benediktbeuern ein orientierungsloses Ehepaar mit vier Kindern – darunter einem Säugling – auf. Der Polizei gegenüber schilderte der Vater die Geschichte ihrer Schleusung.
Benediktbeuern – Ein Schleuser hat in der Nacht zum Montag (28. Oktober) eine syrische Familie mit vier Kindern in Benediktbeuern ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen. Die Mutter und ein Säugling mussten aufgrund gesundheitlicher Probleme sofort in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Die Bundespolizei ermittelt gegen einen bislang unbekannten Pkw-Fahrer
Schleuser lässt syrische Familie in Benediktbeuern zurück
Laut einer Mitteilung der Bundespolizei fiel Zeugen eine orientierungslos wirkende Gruppe auf. Den Hinweisen folgend fuhren Streifen der Grenzpolizei Murnau sowie der Bundespolizei Garmisch-Partenkirchen nach Benediktbeuern. Am Bahnhof trafen die Beamten sechs Personen an. Ausweisen konnte sich die Familie nicht. Ihren eigenen Angaben zufolge handelte es sich um ein syrisches Ehepaar und ihre drei Söhne im Alter von 16, 14 und vier Jahren sowie ihre rund elf Monate alte Tochter.
„Das kleine Mädchen wirkte schwach und war offenkundig in einer schlechten gesundheitlichen Verfassung“, schreibt die Polizei. Es hatte wie auch seine 42-jährige Mutter Probleme mit dem Atmen. Die Polizeibeamten sorgten umgehend dafür, dass Mutter und Baby mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus nach Garmisch-Partenkirchen gefahren werden konnten.
Vater berichtet von Autofahrt aus Slowenien nach Benediktbeuern
Den Vater und seine drei Söhne brachten die Bundespolizisten zum Garmisch-Partenkirchner Revier, wo die vier gemeinsam versorgt wurden. Der 41-Jährige erklärte, dass er und seine Familie von Slowenien aus in einem dunkelfarbigen Pkw nach Deutschland befördert worden seien. Es habe sich um die letzte Etappe einer längeren Schleusung gehandelt, für die er insgesamt rund 15 000 Euro zu zahlen hatte.
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Da es sich bei dem Wagen um einen Fünfsitzer gehandelt habe, musste seine Frau mit allen vier Kindern auf der Rückbank sitzen. Angurten sei unter diesen Umständen nicht mehr möglich gewesen. Kindersitze seien ohnehin nicht vorhanden gewesen. Mitten in der Nacht habe der Fahrer unvermittelt angehalten und die Familie aufgefordert auszusteigen. Als sie den Wagen verlassen habe, sei der Fahrzeugführer unvermittelt davongefahren.
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Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurde die Familie am Montagnachmittag am Krankenhaus wieder zusammengeführt. Von dort aus konnten die syrischen Staatsangehörigen im weiteren Verlauf einer Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in München zugeleitet werden. (ast)