„Blamabel“: Debatte um Fahrradsicherheit nimmt Fahrt auf - Kritiker schreiben Brandbrief an Behörden
Umweltschützer laufen Sturm. Sie halten die aktuelle Planung der Sauerlacher Straße für hochgefährlich. Ihre Forderung: eine komplette Neuplanung.
Wolfratshausen – Die drei Vereinigungen eint dasselbe Ziel: Der Radverkehr in Wolfratshausen soll gestärkt werden. Ein Ärgernis bringt die Wor-for-Future-Initiative, den Bund Naturschutz und den lokalen Fahrradclub-Ableger noch näher zusammen: Die Umbauten der Sauerlacher Straße zwischen Bahngleis und Moosbauerweg sorgen bei den drei Vereinen für mächtig Verdruss – „blamabel“ sei das Ergebnis. Die Umweltschützer haben einen Brandbrief an das Staatliche Bauamt und den Landrat verfasst – sie fordern eine Neuplanung.
„Die Aufweitung der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen im Bereich des neuen Edeka-Markts hat leider zu einer Lösung geführt, die vor allem für Kinder, Senioren, Fußgänger und Radfahrende nicht nur unzureichend, sondern auch gefährlich ist“, schreiben die Unterzeichner in dem Brief. „Mit großer Sorge zur Verkehrssituation“ wurde der Brief geschrieben. Gleich mehrere Mängel hätten Wor for future, Bund Naturschutz und ADFC festgestellt: Da seien zum einen die sogenannten Homburger Kanten – also die etwa drei Zentimeter hohe Abgrenzung des Fuß- und Radwegs von der Straße. „Beim spitzwinkligen Überfahren mit dem Fahrrad führen sie unweigerlich zum Sturz, was bisher schon zu mehreren Unfällen geführt hat.“ An einigen Einmündungen wurden diese Kanten inzwischen abgeschrägt.
Keine Radspur, schwierige Einfahrten und fehlende Fußgängerwege: Kritik an Baumaßnahme in Wolfratshausen
Eine Radspur soll den Verkehr sicherer machen – „es gibt aber trotz der Überbreite der Sauerlacher Straße stadtauswärts zwischen Bahnübergang und Moosbauerweg keine“. Vor und nach dem besagten Abschnitt ist jedoch ein Schutzstreifen markiert. Warum der unterbrochen wurde? „Völlig unverständlich“ finden die Umweltschützer. Radler müssen sich hinter dem Bahngleis „im spitzen Winkel in den fließenden Verkehr auf der viel befahrenen Sauerlacher Straße hineindrängen und haben schlechte Sicht auf den Verkehr in ihrem Rücken“. Kurzum: „Die Planung ist in keiner Weise nachvollziehbar.“
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Eine ähnliche Situation gebe es auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Was dort – stadteinwärts – hinzukommt: „Momentan besteht Kollisionsgefahr zwischen aus der Tiefgarage ausfahrenden Kfz und Radfahrern.“ Die Radspur führt nämlich direkt vor der Tiefgaragen-Ausfahrt des Edeka-Supermarkts entlang. „Für die Radspur sollte an dieser Stelle eine Haltelinie aufgebracht werden“, fordert das Dreierbündnis.
In der Gesamtbetrachtung habe die Baumaßnahme mehr geschadet als geholfen: „Es muss leider festgestellt werden, dass im genannten Bereich die Belange der Kinder, Senioren, Fußgänger und Radfahrenden ungenügend berücksichtigt und einige vermeidbare Gefahrenstellen geschaffen wurden.“ Ärgerlich sei das – und „blamabel“, vor allem deshalb, weil die Loisachstadt hochoffiziell das Prädikat „Fahrradfreundliche Kommune“ trägt. Von Bemühungen, den Radverkehr zu stärken „ist im vorliegenden Fall nichts festzustellen“.
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Klimaschützer und Radler machen gemeinsame Sache: Es gibt Kritik am Staatlichen Bauamt
Die Beschwerden über den Straßenabschnitt sind nicht neu. Im August, also kurz nach Abschluss der Maßnahme, äußerte sich der Umweltreferent des Stadtrats zu der Thematik. Dr. Hans Schmidt sah durch die Verkehrsführung und die Kanten eine große Sturzgefahr vor dem Gleis. Mit seiner Sorge um die Sicherheit wendete er sich an den Bürgermeister. Der reagierte in einer öffentlichen Sitzung des Bauausschusses. „Zusammenfassend haben sich bei der Stadt drei Personen schriftlich und zwei Personen telefonisch über die Homburger Kanten in den Einmündungen bei der Verwaltung beschwert“, erklärte Heilinglechner. „Setzt man die fünf erwachsenen Personen in Relation zu den gegenwärtig 17 199 Erwachsenen Bürgerinnen und Bürgern im Stadtgebiet, so kann man sicherlich nicht von einer Vielzahl von Beschwerden sprechen.“ Die Wolfratshauser Vereine rufen deshalb auf der Internetseite der Future-Aktivisten dazu auf, negative Erfahrungen zu melden.
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„Wir erwarten eine Überprüfung und Neuplanung aufgrund der aufgeführten Problemstellungen“, schließt der Brief. Die Konfliktsituationen für Radfahrer sollen beseitigt werden. Bislang liegt laut Future-Initiative noch keine Antwort zu dem Schreiben vor.
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