Europa wird abgehängt: So werden die Verbrenner in China abgeschafft
Während Europa über das Verbrenner-Aus ab 2035 streitet, machen andere Länder schon Nägel mit Köpfen. In China werden 2025 deutlich mehr Elektroautos zugelassen als Verbrenner.
Peking/Brüssel – Die Welt befindet sich im Wandel, das kann keiner bestreiten. Einst blickte Europa über den Atlantik, um neue Technologien kennenzulernen, der eine oder andere Europäer war vielleicht sogar neidisch auf die Fortschrittlichkeit der USA. In diesen Tagen ist das Land aber kaum mehr wiederzuerkennen. Der Fortschritt passiert jetzt woanders – und das ist bedenklich. Besonders offensichtlich ist diese Entwicklung, wenn man die rasante Entwicklung von Elektroautos in China betrachtet. Während die EU noch darüber streitet, ob sie am Verbrenner-Aus 2035 festhalten soll, wird im Reich der Mitte schon zur Tat geschritten.
50 Prozent der Neuzulassungen in China waren 2024 Elektroautos oder Hybride
Die Entwicklung in China ist sehr schnell vorangegangen. 2020 waren noch 94 Prozent aller Neuzulassungen in China klassische Verbrenner, also Benziner oder Dieselfahrzeuge. Das geht aus Daten des Datenspezialisten Marklines hervor. Im Juli 2024 meldete der chinesische Autoverband dann plötzlich: Fast 50 Prozent aller Neuzulassungen waren sogenannte New Energy Vehicles. Darunter werden neben Elektroautos noch Plug-in-Hybride und Brennstoffzellenautos verstanden. Letztere machen aber nur einen sehr geringen Anteil aus – der Markt dreht sich also hauptsächlich um die E-Autos und Hybride.
2025 soll sich diese Entwicklung verstetigen, das erwarten zumindest Experten und Expertinnen. Gegenüber der Financial Times sagten mehrere Forschungsinstitute, dass dieses Jahr in China mehr E-Autos neu zugelassen werden als Verbrenner. Damit hat das Land schon jetzt die von Peking ausgeschriebenen Ziele übertroffen: Bis 2030 sollten 40 Prozent aller Neuzulassungen New Energy Vehicles sein, bis 2035 soll die Quote 100 Prozent betragen. Zum Vergleich: In der EU waren 2024 gerade einmal 13,6 Prozent der Neuzulassungen elektrisch.
Gut möglich also, dass China noch vor 2035 – und damit meilenweit vor der EU – nur noch New Energy Vehicles zulassen wird. Das einzige Land der Welt, das China den Rang in dieser Hinsicht noch abläuft, ist Norwegen. Seit Jahresbeginn werden im skandinavischen Land nur noch Elektroautos neu zugelassen.
China hat seine Autoindustrie mit Subventionen vollgepumpt: E-Autos sind Schnäppchen
Man fragt sich angesichts dieser Entwicklung natürlich, wie China das gemacht hat. Dabei muss man feststellen: Einiges wäre in Europa schlicht nicht reproduzierbar, zum Beispiel die massive Subventionierung der Autoindustrie, die dazu geführt hat, dass Elektroautos sehr günstig angeboten werden können. Nach Angaben von EFahrer hat China seit 2009 gut 230 Milliarden Dollar in den Aufbau der Elektro- und Batterieindustrie gesteckt.
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Die chinesischen Elektroautos werden zunehmend auch ins Ausland, zum Beispiel nach Europa, exportiert – was die EU jedoch sehr kritisch sieht. Denn in Europa wird die Autoindustrie nicht in dem Maße subventioniert wie die chinesische, sodass die Chinesen ihre Autos hierzulande unter Marktpreis anbieten können. Gegen diese wettbewerbsverzerrende Praxis hat die EU bereits Maßnahmen verkündet, so will sie chinesische Anbieter zwingen, ihre Autos zu einem verbindlichen Mindestpreis anzubieten.
China macht Besitz von Verbrennern schwer: E-Autos sind praktischer zu erwerben
Die Subventionen sind aber nicht die einzige Maßnahme, die Peking ergriffen hat – und von den anderen könnte Europa durchaus etwas lernen. So gibt es in einigen Metropolen wie Shanghai oder Peking Zulassungsbeschränkungen für Verbrenner: Wer einen Benziner in einer dieser Großstädte zulassen will, muss an einem Losverfahren teilnehmen. Wie EFahrer schreibt, warten einige Menschen sogar mehrere Jahre auf eine Erlaubnis, um einen Verbrenner zuzulassen. Logisch, dass das nicht alle mitmachen – wenn man für ein Elektroauto keine solchen Hürden durchlaufen muss.
Einige Städte und Regionen, wie die Provinz Hainan, haben außerdem klassische Verbote erlassen. Ab 2030 dürfen dort keine Verbrenner mehr verkauft werden und ab 2025 werden für kommunale Fahrzeuge wie Busse und Taxis keine Verbrenner mehr zugelassen.
Ein ganz allgemeines Verbot von Verbrennern gibt es China hingegen nicht. Vielmehr setzt man hier auf Anreize und Subventionen. Und: Der Umstieg war von langer Hand geplant. Schon in den 2000er Jahren hat Peking damit begonnen, die heimische Autoindustrie aufzubauen, mit dem konkreten Ziel, das Land zum Vorreiter bei Elektroautos zu machen. Und ganz nebenbei wollte man sich von Ölimporten befreien. China besitzt zwar auch eigene Erdölvorkommen, diese reichen aber bei Weitem nicht aus, um das Land zu versorgen. Der Umstieg auf E-Autos ist also auch eine strategische Maßnahme, um sich möglichst unabhängig zu machen.