Berühmt aus Hubert und Staller - steht Traditionsbäckerei am Starnberger See vor dem Aus?

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Überregional bekannt wurde die Bäckerei Graf durch die ARD-Vorabendserie „Hubert und/ohne Staller“.  Fürs Fernsehen verwandelte sich der Laden in das Stehcafé Rattlinger. Das Bild aus einer früheren Staffel zeigt Johannes Staller (Helmfried von Lüttichau), Besitzerin Sabrina Rattlinger (Carin C. Tietze), Franz Hubert (Christian Tramitz) und Lokalreporterin Barbara Hansen (Monika Gruber). © ARD-Pressedienst

Hubert liebt sie, Staller liebt sie, und die Münsinger auch: Die Bäckerei Graf gibts seit 120 Jahren. Nun ist ungewiss, ob sie jemals wieder aufmacht.

Die Ammerlander sorgen sich um den Fortbestand ihres Bäckers und Nahversorgers. Die Bäckerei Graf hat sich am vergangenen Wochenende in den jährlichen, vierwöchigen Betriebsurlaub verabschiedet. Ob das Geschäft an der Hauptstraße mit fast 120-jähriger Tradition danach wieder öffnet, ist jedoch ungewiss.

Berühmt aus Hubert und Staller - steht die Traditionsbäckerei am Starnberger See vor dem Aus?

Regina Graf spricht gegenüber unserer Zeitung von einer „Stilllegung“ des Ladens, den sie zusammen mit ihrem Mann Hubert Graf in der dritten Generation führt. „Wegen Personalmangels vorübergehend geschlossen“ steht auf einem Schild an der Eingangstür. Gleich drei Frauen hätten gekündigt. Neue Mitarbeiter zu bekommen, sei schwierig, und man werde sicher länger als die vier Wochen Urlaub benötigen, um welche zu finden. Sollte dies nicht gelingen, werde man über einen eingeschränkten Betrieb mit weniger Öffnungszeiten nachdenken.

„Beim Graf“ gibt es mehr als Brot und Brezen

Die Bewohner des Münsinger Ortsteils Ammerland wie auch Ambachs befürchten, dass ihr Bäcker und Lebensmittelladen nicht mehr aufmachen könnte. Denn „beim Graf“ gab es weitaus mehr als Brot, die beliebten Brezen, Semmeln, Gebäck und Kuchen aus eigener Konditorei. Man bekam hier Milch, Wurst, Obst, Gemüse und Haushaltsartikel wie Toilettenpapier – was man eben einmal auf die Schnelle brauchen konnte.

Berühmt durch ARD-Serie: Was wird aus dem Rattlinger?

Überregionale Berühmtheit hat die Bäckerei Graf durch die ARD-Vorabendserie „Hubert und/ohne Staller“ erlangt. Sie wird in der Krimireihe zum „Café Rattlinger“, in dem die Dorfpolizisten sich regelmäßig stärken – auch, um den neuesten Tratsch zu erfahren, der ihnen bei ihren Ermittlungen hilfreich sein könnte. Daran wird sich vorerst nichts ändern. „Der Vertrag mit der Filmgesellschaft läuft weiter. Wir belassen im Geschäft ja alles, wie es ist. Nur die frischen Backwaren bringt das Filmteam in den nächsten Wochen selber mit“, sagt Graf. Sie hoffe, dass es irgendwie weitergehe mit dem Familienunternehmen, betont sie.

Gegründet wurde es 1905 von Josef Graf. Sein Sohn Hubert Graf senior übernahm es und führte es unter dem Dach von Edeka. Bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2010 stand er noch selbst hinter der Theke. Sohn Hubert Graf junior und seiner Frau Regina gehört das Geschäft heute. Deren Sohn Maximilian ist ebenfalls Bäckermeister und Konditormeister. Im Januar mieteten die Grafs zusätzlich die Räume der ehemaligen Bäckerei Grünwald im Eurasburger Ortsteil Beuerberg und belieferten sie mit ihren Waren aus eigener Produktion.

Kunstmann übernimmt Laden in Beuerberg

Diesen Laden wird zum 1. Oktober der Wolfratshauser Gastronom Hans-Joachim Kunstmann übernehmen. „Das Personal bleibt“, sagt Kunstmann auf Nachfrage. Er betreibt im Wolfratshauser Gewerbegebiet am Bürgermeister-Finsterwalder-Ring die Bäckerei und Konditorei „Aehren-Wert“. Die Erzeugnisse gibt es in der Weidacher Backstube, der Giesinger Backstube und dem Wolfratshauser Rathauscafé zu kaufen. „Wir haben genügend Kapazitäten und wollen sanft expandieren“, erklärt Kunstmann, gleichzeitig Vorsitzender des Werbekreises Einkaufstadt Wolfratshausen. Mitarbeiter zu finden, sei in der Branche immer schwierig, weiß er aus eigener Erfahrung: „Von dreien, die du einstellst, bleibt am Ende vielleicht einer“.

TANJA LÜHR

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