Spottname geschenkt und Entlassung gefordert: Trump eskaliert Streit mit Notenbankchef

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Der Konflikt zwischen US-Präsident Donald Trump und Jerome Powell, dem Chef der US-Notenbank, eskaliert. Trump fordert Powells Entlassung und kritisiert dessen Weigerung, die Leitzinsen zu senken.

Washington – Donald Trump hat seine Kritik am Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, drastisch verschärft und offen dessen Entlassung gefordert. „Powells Entlassung kann nicht schnell genug kommen!“, schrieb der US-Präsident auf seiner Plattform „Truth Social“. Der Konflikt zwischen den beiden Männern erreicht damit einen neuen Höhepunkt.

„Too late Jerome Powell“ - Trumps Spottname für den Fed-Chef

Trump bezeichnete Powell spöttisch als „Too late Jerome Powell“ und warf ihm vor, „immer zu spät und falsch“ zu sein. Besonders verärgert zeigte sich der Präsident über Powells Weigerung, die Leitzinsen zu senken. Trump forderte die Notenbank auf, dem Beispiel der Europäischen Zentralbank zu folgen und die Zinssätze sofort zu reduzieren.

US-Präsident Donald Trump und Jerome Powell im Jahr 2017: Nun eskaliert der Streit.
US-Präsident Donald Trump und Jerome Powell im Jahr 2017: Nun eskaliert der Streit. © Alex Brandon/dpa

Die jüngste Eskalation folgt auf Powells Auftritt in Chicago, bei dem der Notenbankchef eindringlich vor den wirtschaftlichen Folgen von Trumps Zollpolitik gewarnt hatte. „Die bisher angekündigten Zollerhöhungen sind deutlich größer als erwartet, und das Gleiche dürfte für die wirtschaftlichen Auswirkungen gelten“, sagte Powell.

Warnung vor Inflation durch Trump-Zölle

Besonders deutlich warnte Powell vor den inflationären Gefahren der von Trump verhängten Zölle. Diese würden „höchstwahrscheinlich zu einem zumindest vorübergehenden Anstieg der Inflation führen“, wobei die preistreibenden Effekte auch hartnäckiger ausfallen könnten. An den Finanzmärkten wurde dies als Signal interpretiert, dass die Fed mit Zinssenkungen zurückhaltend bleiben könnte.

Trump widersprach dieser Einschätzung vehement. Er bezeichnete Powells Äußerungen als „ein weiteres und typisches Durcheinander“ und argumentierte, dass die Preise für Erdöl und Lebensmittel sinken würden. Zudem würden die USA dank der Zölle „reich“ werden - so die Begründung des Präsidenten.

Donald Trumps Angriff auf die Unabhängigkeit der Notenbank

Das Verhältnis zwischen Trump und Powell ist seit langem belastet. Zwar hatte Trump den Notenbanker 2018 persönlich an die Spitze der Fed berufen, doch die Beziehung kühlte sich rasch ab. Powell verstand sich nicht als Befehlsempfänger des Präsidenten und verteidigte konsequent die institutionelle Unabhängigkeit der Währungsbehörde.

Bislang hatte Trump stets betont, dass er nicht versuchen werde, Powell vor dem regulären Ablauf seiner Amtszeit im Mai 2026 zu ersetzen. Auch US-Finanzminister Scott Bessent bekräftigte erst kürzlich seine Unterstützung für die Unabhängigkeit der Fed bei der Festlegung der Zinssätze.

Trumps jüngster Vorstoß kommt zu einem heiklen Zeitpunkt. Der amerikanische Supreme Court beschäftigt sich derzeit mit einem Fall, der das Potenzial hat, die Unabhängigkeit der Notenbank zu beeinträchtigen. Konkret geht es um die Frage, wie einfach oder schwierig es für einen US-Präsidenten künftig sein soll, das Personal unabhängiger politischer Gremien auszuwechseln.

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