Kürzung der Rente für Witwen und Witwer, „da sie keinen Partner mehr mitversorgen müssen“
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VonAmy Walkerschließen
Die neue Bundesregierung plant keine großen Reformen bei der Rente. Das sorgt für Frust bei Ökonomen, die die Finanzierung gefährdet sehen.
Berlin – Wirtschaftsexperten und Ökonomen erleben in diesen Tagen erneut eine Enttäuschung. Auch die bald-Regierung von Friedrich Merz (CDU) wird keine weitreichende Reform bei der Rente durchführen – viel schlimmer, sie will die Leistungen zum Teil sogar ausweiten. Das Rentenniveau bleibt bis 2031 stabil bei 48 Prozent und die Mütterrente soll für Eltern, die vor 1992 Kinder bekommen haben, erhöht werden. Diese Neuerungen sollen aus Steuermitteln finanziert werden, nicht aus den Beitragmitteln der Rentenkasse.
Weniger Rente für Hinterbliebene: „Bei der Rente tickt eine Zeitbombe“
Das sorgt besonders bei der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm für Enttäuschung. Sie und ihre Kollegen fordern schon lange größere Reformen bei der Rente, damit sie für die Zukunft auch gut aufgestellt ist. Gegenüber der Rheinischen Post macht sie nun auch konkrete Vorschläge: „Die Witwenrente gehört auf den Prüfstand. Wenn Frauen sich darauf verlassen, dass sie im Alter von der Rente des Partners leben, senkt das den Anreiz für eigene Erwerbstätigkeit und Vorsorge“, sagte sie.
Eine Reform könnte laut Grimm so aussehen: „Stirbt ein Partner, wird die Rente des Hinterbliebenen gesenkt, da er keinen Partner mehr mitversorgen muss. Das gilt dann für beide gleichermaßen.“
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Die Witwenrente wird an Hinterbliebene ausgezahlt, deren Ehepartner verstorben ist. Voraussetzung ist, dass der Verstorbene mindestens fünf Jahre lang bei der Rentenversicherung versichert war.
Mütterrente und Rente mit 63 sollten abschafft werden
Die Nürnberger Professorin kritisiert auch die Angleichung der Mütterrente. „Ich mache mir große Sorgen, bei der Rente tickt eine Zeitbombe. Statt die Mütterrente und Rente mit 63 abzuschaffen, was angesichts der alternden Gesellschaft notwendig wäre, verteilt die künftige Koalition nun neue Geschenke“, sagte Grimm.
Viele Rentnerinnen erhalten für ihre Kindererziehungszeit Mütterrente. Künftig soll es keine Rolle mehr spielen, ob die Kinder vor 1992 oder danach geboren wurden. Wer früher Kinder bekommen hat, kann so mit mehr Geld rechnen.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin bekräftigte ihre Forderung nach Anhebung des Rentenalters: „Das Renteneintrittsalter muss steigen, sonst ist die Rente mittelfristig nicht mehr finanzierbar. Jedes Jahr zusätzliche Lebenszeit könnte aufgeteilt werden: zwei Drittel der zusätzlichen Lebenszeit gehen in Arbeit und ein Drittel in Ruhestand. Dann ergibt sich das höhere Rentenalter von allein, wenn die Lebenserwartung steigt.“ (mit dpa)
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