Baumarkt-Riese in der Krise: Inzwischen ist klar, welche Standorte wann schließen
Ein großes Unternehmen mit zahlreichen Standorten befindet sich in Schieflage – mehrere Dutzend sollen schließen. Inzwischen sind Details bekannt.
München – 400 Standorte hat der Baustoff- und Agrar-Riese Baywa deutschlandweit. Bald werden es weniger sein. Eine bittere Nachricht für Menschen, die sich dort mit Baustoffen versorgen, aber insbesondere für die örtlichen Landwirte. Denn: Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler und spielt eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands.
Auch „klassische“ Baumarkt-Ware wird von Baywa gehandelt – insofern ist es auch eine wichtige Anlaufstelle für Verbraucher, die keinen Bezug zur Landwirtschaft haben. Es gibt verschiedene Arten von Standorten, unter anderem für Baustoffe, für Haus und Garten, für Agrar sowie für Technik.
Insgesamt will die Baywa 1.300 Vollzeitstellen streichen, davon ist inzwischen mehr als die Hälfte abgebaut. Bei 15 von 26 Standorten, die dicht gemacht werden sollen, gibt es inzwischen ein Schließungsdatum. In den vergangenen Wochen wurden die Details bekannt.
Fünf Baustoffstandorte von Baywa machen schon Ende April dicht
Schon zum 30. April ist Schluss an fünf Baustoffstandorten der Baywa, wie das Unternehmen auf Nachfrage von BaustoffMarkt mitteilt: Mittelneufnach, Ehingen, Scheßlitz, Neu-Ulm und Obertraubling. In Ehingen ist nur der Baustoffmarkt betroffen, nicht aber der gegenüberliegende Technikstandort. „Die Schließung des Baustoffstandorts ist eine Folge der standardmäßigen Prüfungen unseres Standortnetzes. Grund für die Schließung sind neben den strategischen Überlegungen auch die hohen Investitionskosten, die für den Erhalt und die Modernisierung der Gebäude notwendig wären. Die wirtschaftliche Entwicklung des Standorts steht hier nicht im Vordergrund“, lässt die Baywa dazu laut BaustoffMarkt wissen.
Wie ein Sprecher dem BR bestätigte, stehen auch die Schließungspläne für acht weitere bayerische Standorte: In Kronach in Oberfranken sowie in Triftern in Niederbayern gehen demnach am 30.6. die Lichter aus. Ebenfalls Mitte des Jahres ist Schluss in Gars und Rothenfeld in Oberbayern. Bis Ende 2025 bleiben die Standorte in Thiersheim in Oberfranken sowie in Schwandorf in der Oberpfalz sowie in Gangkofen und Velden in Niederbayern. Das Bayerisch Landwirtschaftliche Wochenblatt nennt jeweils die selben Termine – und zusätzlich noch zwei für Standorte in Baden-Württemberg: 31.5. für Altensteig und 31.12. für Niederstotzingen.
Die feststehenden Schließungen von Baywa-Standorten
- Mittelneufach (Bayern): 30.4.
- Ehingen (Baden-Württemberg): 30.4. (nur Baustoff)
- Scheßlitz (Bayern): 30.4.
- Neu-Ulm (Bayern): 30.4.
- Obertraubling (Bayern): 30.4.
- Altensteig (Baden-Württemberg): 31.5.
- Gars (Bayern): 30.6.
- Rothenfeld (Bayern): 30.6.
- Triftern (Bayern): 30.6.
- Kronach (Bayern): 30.6.
- Schwandorf (Bayern): 31.12.
- Gangkofen (Bayern): 31.12.
- Niederstotzingen (Baden-Württemberg): 31.12.
- Thiersheim (Bayern): 31.12.
- Velden (Bayern): 31.12.
Meine News
Insgesamt sollen 26 der 400 Baywa-Standorte geschlossen werden
In 15 Fällen stehen also die Termine fest. Insgesamt 26 der 400 Baywa-Standorte sollen geschlossen werden. Diese verteilen sich laut BR wie folgt: Sechs Baustoffstandorte stehen vor dem Aus sowie 20 Agrarstandorte. Die Agrartechnikstandorte sollen alle erhalten bleiben.
Auch hinter den Kulissen schreitet die Sanierung von Baywa offenbar voran: Man habe sich mit Kernbanken und Großaktionären auf ein aktualisiertes Finanzierungskonzept und eine aktualisierte Sanierungsvereinbarung bis 2028 verständigt, teilte das Unternehmen vor wenigen Tagen mit. Auf dieser Basis soll auch der seit Ende Januar betriebene Restrukturierungsplan angepasst werden.
Die Baywa hatte im Februar von einem zusätzlichen Finanzierungsbedarf bei ihrer Tochter Baywa r.e. in Höhe von 435 Millionen Euro berichtet. Im März war dann der Plan für das neue Finanzierungskonzept bekanntgeworden, der inzwischen unterschrieben ist. Der Chief Restructuring Officer der Baywa, Michael Baur, lobte die kurzfristige Bereitstellung der zusätzlichen, für das aktualisierte Finanzierungskonzept benötigten Liquidität. Sie verdeutliche das Vertrauen der Finanzierungspartner und Großaktionäre in die Transformation der Baywa.

Baywa: Hohe Verluste im vergangenen Jahr
Der neue Baywa-Chef Frank Hiller lobte die Fortschritte: Sie sendeten „ein klares Signal an Kunden und Lieferanten: Die Baywa ist auf einem guten Weg“, sagte er. Sie konzentriere sich wieder auf ihr Kerngeschäft. Die Baywa steckt tief in der Krise. In den ersten neun Monaten 2024 hatte der Konzern inklusive Baywa r.e. über 640 Millionen Euro Nettoverlust geschrieben. Ursache der Baywa-Krise ist eine missglückte Expansion auf Kredit im vergangenen Jahrzehnt. Auch eine Discounter-Kette befindet sich in Schieflage und schließt Dutzende Filialen. (lin mit dpa)