Naturschützer alarmiert: „Weitere Vernichtung von Wald“ - Kritik an Gewerbe-Vorratsfläche im Nonnenwald

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Der Waldstreifen, hier links im Bild, steht im Entwurf des neuen Flächennutzungsplans als Vorratsfläche für Gewerbe. Er zieht sich auf rund 450 Metern entlang der Dr.-Gotthilf-Näher-Straße vom Druckzentrum bis etwa auf Höhe von Neukirnberg; rechts der Lkw- und RVO-Parkplatz, im Hintergrund das Roche-Werk. © Wolfgang Schörner

Der Penzberger Bund Naturschutz zeigt sich alarmiert, weil im Entwurf des neuen Flächennutzungsplans eine weitere Gewerbefläche im Nonnenwald eingezeichnet ist. Die Vorratsfläche, die eine Größe von 4,53 Hektar hat, befindet westlich des Druckzentrums und reicht bis auf Höhe von Neukirnberg.

Bei der Vorratsfläche für Gewerbebetriebe im aktuellen Entwurf des neuen Flächennutzungsplans handelt es sich um einen Waldstreifen im Nonnenwald. Er zieht sich nördlich der Dr.-Gotthilf-Näher-Straße auf einer Länge von etwa 450 Metern vom Druckzentrum bis ungefähr auf Höhe von Neukirnberg (wir berichteten). Die Vorratsfläche hat eine Größe von 4,53 Hektar. Bei der Präsentation des Entwurfs Ende März im Penzberger Stadtrat hieß es, sie sei für die nächsten 15 Jahre gedacht und werde nicht sofort realisiert. Die Fläche ist größer als die neue Gewerbefläche, die derzeit an der Straße „Nonnenwald“ südlich von Roche für rund zehn Betriebe entsteht. Dort wurden vor kurzem die Bäume gefällt.

Bund Naturschutz zeigt sich alarmiert

Der Penzberger Bund Naturschutz übt nun Kritik an der 4,53-Hektar-Vorratsfläche. Er sei alarmiert und warne „vor den Folgen einer weiteren Vernichtung von Wald und Moorflächen“. Er verweist darauf, dass es auch in der Beschreibung zum Vorentwurf kritische Worte gibt. Dort steht, die Fläche sei für den Naturhaushalt „äußerst bedeutend“. Es handle sich um Niedermoor- und Schutzwaldflächen, „die eine hohe Bedeutung für den Wasserhaushalt, den Erosionsschutz und das Landschaftsbild darstellen“. Es wären deshalb hohe Ausgleichsmaßnahmen notwendig, heißt es.

Der Bund Naturschutz erklärt, dass es das Vorhaben nicht besser macht, wenn der Harvester nicht morgen anrollt, wie ein Stadtratsmitglied in der Sitzung gesagt hat. Denn in 15 oder 20 Jahren, so die Ortsgruppe, seien die Auswirkungen des Klimawandels und die Degradierung der Naturreserven noch weiter fortgeschritten. Außerdem müsse man die nötigen Infrastrukturmaßnahmen wie Wohnungen, Kitas und Schulen mitdenken. Penzberg könne auch kaum mehr Verkehr verkraften.

Fläche verführe, jeder Anfrage sofort nachzugeben

Die Naturschützer warnen ebenso, dass die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen im Flächennutzungsplan dazu verführe, jeder Anfrage sofort nachzugeben. Sie fordern, dass stattdessen „bereits vorhandene Gewerbegebiete effizienter genutzt und nachverdichtet werden“. Der verschwenderische Umgang mit Natur und Landschaft werde nur enden, heißt es weiter, „wenn diese nicht länger als unproduktive Flächen und somit als vorübergehende Platzhalter für andere, vermeintlich wichtigere Zwecke verstanden werden“.

Rodungen „zuletzt Schlag auf Schlag“

Der Penzberger Bund Naturschutz argumentiert, dass „unbegrenztes Wachstum von Industrie und Gewerbe innerhalb endlicher Stadtgrenzen“ nicht möglich sei. Es sei denn, „man opfert wichtige Lebensgrundlagen Penzbergs und die Lebensqualität seiner Bewohner: saubere Luft, ein intakter Wasserkreislauf, Kühlung, Schutz vor Industrie- und Verkehrslärm, Erholung in naturnahem Wohnumfeld, ein ansprechendes Landschaftsbild“. Er wirft der Stadt vor, dass die Rodung von Waldflächen und die Bebauung von Mooren für neue Gewerbegebiete in Penzberg „zuletzt Schlag auf Schlag“ gegangen seien. Dabei nennt die Ortsgruppe die Nord㈠erweiterung von Roche mit rund 14 Hektar, die Gewerbeflächen südlich von Roche mit drei Hektar und das Grundstück für das Fraunhofer-Institut mit etwa einem Hektar.

Juze: Standort soll zu Gewerbefläche werden

Die Stadt Penzberg will das Gewerbegebiet an der Grube um die Fläche des Jugendzentrums erweitern. Dies ist im Entwurf des neuen Flächennutzungsplans vorgesehen. Die Fläche, heißt es dort, soll zukünftig für eine gewerbliche Nutzung ausgewiesen werden. Das Jugendzentrum soll laut Entwurf auf die andere Seite der Nonnenwaldstraße wechseln. Vorgesehen ist dafür eine Fläche nördlich der Kindertagesstätte, die derzeit an der Nonnenwaldstraße entsteht.

Erledigt hätte sich damit der Wunsch des Jugendzentrums, das vor 41 Jahren als Provisorium an der Nonnenwaldstraße entstand, auf die Berghalde zu ziehen und dort die Betreuungsangebote auszuweiten. Entsprechend zurückhaltend kommentiert die Juze-Leitung die neuen Aussichten, wie eine Nachfrage ergab. Dort könne man das Konzept nicht umsetzen, befürchtet Leiter Pit Gruber. Direkt an der Straße wäre es ihm zufolge angesichts der vielen Kinder, die vom Übergangswohnheim nachmittags ins Juze kommen, auch gefährlicher.

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