„Sonst haben wir nichts mehr“: Weitere Gewerbefläche in Nonnenwald als Vorrat?

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Neue Gewerbeflächen sollen im Flächennutzungsplan reserviert werden: Dabei geht es um den Wald (Bildmitte) links vom Druckzentrum (r.) und gegenüber dem Lkw-Parkplatz (l.). © Wolfgang Schörner

Die Stadt Penzberg will im neuen Flächennutzungsplan eine weitere Gewerbefläche im Nonnenwald ausweisen – als Vorrat für die nächsten 15 Jahre. Dabei handelt es sich um einen 4,53 Hektar großen Waldstreifen entlang der Dr.-Gotthilf-Näher-Straße. Er ist größer als die jüngste Gewerbegebiet-Ausweisung im Nonnenwald.

Derzeit wird in Penzberg an einem neuen Flächennutzungsplan gearbeitet, der für die nächsten 15 bis 20 Jahre als Leitlinie dienen soll. Aktuell befindet er sich im Stadium eines Vorentwurfs. Der Penzberger Stadtrat hatte vergangene Woche, wie berichtet, über einzelne Punkte gesprochen. Der Entwurf sieht auch vor, eine neue Gewerbefläche im Nonnenwald auszuweisen.

Grundstücksstreifen mit 4,53 Hektar

Dabei handelt es sich um einen Waldstreifen mit einer Größe von 4,53 Hektar, was etwas mehr als sechs Fußballfeldern entspricht. Er zieht sich nördlich der Dr.-Gotthilf-Näher-Straße vom Druckzentrum etwa 450 Meter weit bis auf die Höhe der unbefestigten Zufahrt nach Neukirnberg. Laut Stadt soll so „die Möglichkeit für zukünftige Gewerbeansiedlungen vorzugsweise lokaler Betriebe geschaffen“ und die Vielfalt des Gewebestandorts erhöht werden.

Stadt weiß um Problematik

Allerdings weiß man bei der Stadt selbst, dass die potenzielle Gewerbefläche problematisch ist. In einer Beschreibung, die dem Vorentwurf des Flächennutzungsplans beigefügt ist, heißt es, die Option sei nicht optimal, weil sich die Fläche bandartig in Richtung Westen ausdehnt und es sich um Niedermoor- und Schutzwaldflächen handelt, die „eine hohe Bedeutung für den Wasserhaushalt, den Erosionsschutz und das Landschaftsbild darstellen“. Peter Riedel vom Stadtplanungsbüro BBP sagte im Stadtrat, es wäre ein hohes Maß an ökologischem Ausgleich nötig. Ebenso bräuchte es Lärmschutz für die Wohnbebauung in Kirnberg. Andererseits, so heißt es in der Beschreibung, biete sich die Fläche wegen des angrenzenden Gewerbes und der Lage an der Straße für eine gewerbliche Entwicklung an.

„Der Harvester rollt ja nicht morgen an“

Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) erklärte, dass die Stadt ansonsten keine neuen Gewerbeflächen habe, nachdem Gebiete westlich und östlich der Straße Grube aus dem Flächennutzungsplan genommen wurden. So hätte man Flächen, falls Betriebe nachfragen. „Der Harvester rollt ja nicht morgen an“, so Aleksandar Trifunovic (CSU). Es gehe um eine Zukunftsperspektive für die nächsten 20 Jahre. Die Botschaft an den künftigen Stadtrat laute, dass „wir potenziell weiter Gewerbe ansiedeln wollen“. Adrian Leinweber (SPD) sagte, dass es keine Alternative zu der Fläche gebe. Armin Jabs (BfP) wies auf die Gewerbeflächen hin, die gerade südlich von Roche entstehen und bald an Betriebe verkauft werden: „Wenn sie in zwei Monaten weg sind, haben wir nichts mehr.“ Auch die PM-Fraktion stimmte zu, aber mit „Bauchschmerzen“, wie Markus Bocksberger hinzufügte.

Stadtratsmehrheit für Ausweisung - Grüne sagen Nein

Nein sagte dagegen die Grünen-Fraktion. Es sei ein gravierender Eingriff, kritisierte Fraktionschef John-Christian Eilert. Realisiert werde die Gewerbefläche zwar nicht sofort, aber eben irgendwann. Dies bedeute dann mehr Arbeitskräfte und mehr Zuzug, was Folgen für den Bedarf an Wohnraum und die Infrastruktur habe. Eilert warb, die Fläche jetzt noch nicht auszuweisen: „Wenn überraschend doch was gebraucht wird, wird es im Stadtrat sicher einen einstimmigen Beschluss geben.“

Die Stadt hat, wie berichtet, erst vor kurzem im Nonnenwald eine 2,8 Hektar große Gewerbefläche ausgewiesen, auf der zehn Betriebe Platz haben sollen. Sie liegt südlich der Straße Nonnenwald gegenüber dem Roche-Werk. Im Februar war der Wald gerodet worden.

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