Top-Nachwuchs für die Landwirtschaft: Absolventen der Öko-Fachschule erhalten Zeugnisse

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Die glücklichen Absolventen der Fachschule für Ökologischen Landbau Weilheim mit Ehrengästen, Schulleiter und Lehrern. © Michèle Kirner

Endspurt geschafft, Stallgeruch in der Nase und das Abschlusszeugnis in der Hand: 16 Absolventen und drei Absolventinnen der Fachschule für Ökologischen Landbau Weilheim feierten ihren großen Moment – auf dem Heiligen Berg im Klostergasthof Andechs.

Landkreis – Sie sind die neuen Wegbereiter einer nachhaltigen Landwirtschaft, bestens gerüstet, um Klima, Boden und Tiere in Einklang zu bewirtschaften. Seit sie denken können, standen sie zwischen Stall und Acker, kannten den Duft von frisch gemähtem Gras und die Arbeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

Alle außer Anna Blazsek aus Neu-Ulm. Einen Hof hat sie nicht, dafür aber eine angeborene Leidenschaft für die Landwirtschaft. Schon als Kind wühlte sie mit ihrem Opa in der Erde, pflanzte Gemüse und führte Zwiegespräche mit den Amseln. Ihre Begeisterung führte sie früh auf Bauernhöfe: Im Rahmen von „Landleben-live“ half sie bei der Feldarbeit, versorgte Tiere und sog das Hofleben in sich auf – und belegte mit einem Notendurchschnitt von 1,4 gleich Platz 3 der Jahrgangsbesten. Und jetzt? Jetzt hat sie’s offiziell: Abschluss in der Tasche, ökologische Landwirtschaft im Kopf und Herzen.

Top-Nachwuchs für die Landwirtschaft: Abschlussfeier der Öko-Fachschule Weilheim

Voraussetzung für die Aufnahme in der Öko-Fachschule ist eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium im Berufsfeld Agrarwirtschaft. Franz Berchtold (31) aus dem Landkreis Unterallgäu wählte zunächst einen anderen Weg. Erst studierte er erneuerbare Energien, jetzt glänzt der Klassenprimus mit einer Abschlussnote von 1,06. Den Hof der Eltern wird er irgendwann übernehmen, sagt er. Den Boden dafür hat er in seiner Wirt㈠schafterarbeit bereitet: Er tauchte tief in die Buchhaltung ein, errechnete Rentabilitäten, hielt Zahlenflüsse fest und betrachtete die Zukunftsfähigkeit des Betriebs. Unterm Strich kam eine „mustergültige Lösung zur Erweiterung der Trockenstehung seiner Rinder heraus“, lobte Semesterleiter Wilfried Schmid bei der Zeugnisübergabe. Und ganz nebenbei holte sich Berchtold mit Mitschüler Christian Popp den Sieg beim Berufswettbewerb „Landwirt“.

Den Hans-Hohenester-Preis der Landesvereinigung für den Ökolandbau (LVÖ) bekam Gabriel Bodenmüller (3.v.l.) – hier mit Schulleiter Stefan Gabler sowie Teresa Lukaschik und Agnes Edenhofer (r.) von der LVÖ.
Den Hans-Hohenester-Preis der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) bekam Gabriel Bodenmüller (3.v.l.) – hier mit Schulleiter Stefan Gabler sowie Teresa Lukaschik und Agnes Edenhofer (r.) von der LVÖ. © Michèle Kirner

Dass die Arbeit auf dem Hof keine reine Männersache ist, bewiesen die Damen der Abschlussrunde. Katharina Demmel (27) und Theresia Friesenegger (22) schafften es unter die Top vier. Demmel, Chemielaborantin und Biotechnikerin, will den elterlichen Bio-Milchviehbetrieb in Rottenbuch übernehmen – und zog mit einem Schnitt von 1,13 an den meisten vorbei. Friesenegger sicherte sich mit einer 1,6 ebenfalls eine Spitzenplatzierung. Sie plant, den konventionellen Hof ihrer Familie auf Bio umzustellen. Ihr nächstes Ziel hat sie auch schon fest im Blick: den Meistertitel. Eine Fortbildung, die auch Wolfgang Taffertshofer, stellvertretender Landrat von Weilheim-Schongau, den Absolventen ans Herz legte. Einer, der den Meistertitel im wahrsten Sinne preisverdächtig erobert hat, ist Gabriel Bodenmüller. Er nahm von Agnes Edenhofer den mit 1000 Euro dotierten Hans-Hohenester-Preis entgegen.

Eine „Perle in der Bildungslandschaft“

Der Andechser Bürgermeister und stellvertretende Landrat Starnbergs, Georg Scheitz, bescheinigte den Absolventen, mit ihrem Abschluss das „Rüstzeug für die Zukunft“ in der Hand zu haben. Landtagsabgeordneter Harald Kühn sprach von der „Perle in unserer Bildungslandschaft“, während Dr. Stefan Gabler, Leiter der Ökoschule, die „super Stimmung“ in der Klassengemeinschaft lobte. Er erinnerte daran, wie wichtig es sei, die Fähigkeiten und das Wissen von Jung und Alt zu nutzen: „Die Jungen können schneller laufen, aber die Alten kennen die Abkürzungen“, gab er ihnen ein Bild mit auf den Weg. Etwas, das Georg Rudolf, Vorsitzender des VLF, mit dem Appell für „ein gutes Miteinander“ in polarisierenden Zeiten weiterspann.

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Und die Erstsemester? Die bekamen einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie es sich anfühlt, den Abschluss in der Tasche zu haben. Sie erhielten ihre Zeugnisse und durften den Tag bei einem guten Essen ausklingen lassen. Für die Absolventen beginnt jetzt das eigentliche Abenteuer: Mit Wissen, Leidenschaft und einer gehörigen Portion Stallgeruch starten sie in eine nachhaltige Zukunft – mit fruchtbaren Feldern und glücklichen Kühen.

Die Absolventinnen und Absolventen

Die vier Jahrgangsbesten: Franz Berchtold (Legau/Unterallgäu, Note 1,06), Katharina Demmel (Rottenbuch, Note 1,13), Anna Blazsek (Osterberg/ Neu-Ulm, Note 1,40) und Theresia Friesenegger (Unterzeismering, Note 1,60). Die weiteren Absolventen: Georg Adlwart (Antdorf), Christoph Bähnck (Finning), Thomas Berger (Anger/Berchtesgadener Land), Michael Friedinger (Farchach), Martin Gretschmann (Uffing), Jonas Mandl (Hohenpeißenberg), Quirin Orterer (Wessobrunn), Christian Popp (Obersöchering), Tobias Rappenglück (Weilheim), Florian Schmid (Uffing), Jakob Schorer (Ettringen/Unterallgäu), Thomas Schreyegg (Seefeld), Valentin Sedlmayr (Widdersberg), Kaspar Spiel (Pähl), Johannes Zwink (Sindelsdorf).

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