US-Angriff auf Iran sorgt für deutliche Stellungnahmen der Türkei

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Der US-Angriff auf die Türkei bewegt die türkische Öffentlichkeit. Ein Verbündeter der Regierung drängt sogar auf die Ausweisung amerikanischer Soldaten.

Ankara – Der Eskalation im Iran-Israel-Konflikt sowie der US-Angriff auf iranische Atomanlagen scheint das Hauptthema in den türkischen Medien zu sein. Politiker und Medien zeigen sich dabei vor allem solidarisch mit dem Iran und kritisieren die USA und vor allem Israel.

Iran– Israel – Konflikt – „Westen hat neuen Hitler produziert“

Die Sabah titelt unter anderem mit „Die westliche Zivilisation hat nach 100 Jahren wieder einen Hitler produziert - Werden die islamischen Staaten wieder schweigen“. Das Foto zeigt es deutlicher - ein Gesicht, jeweils die Hälfte von Adolf Hitler und die andere Hälfte vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Die islamistisch-nationalistische Zeitung Yeni Safak befasst sich auch mit dem Konflikt. „Und die USA haben an dem Krieg teilgenommen: Sie haben den Iran um Mitternacht angegriffen“. Die Hürriyet titelt ähnlich: „Die Krise zwischen den USA und dem Iran hat eine neue Dimension erreicht: Der Tisch wurde umgeworfen, das ist eine Kriegserklärung“.

Befürchtungen in der Türkei um Eskalation

Auch die regierungskritischen Zeitungen schreiben über die Eskalation im Nahen Osten. Die Sözcü warnt vor einer weltweiten Wirtschaftskrise. „Entscheidung über die Straße von Hormus“, so einer der Titel im Blatt. „Das iranische Parlament hat den Gesetzentwurf zur Schließung der Straße von Hormus gebilligt. Die endgültige Entscheidung trifft der Oberste Führer des Iran, Ali Khamenei“. Die Cumhuriyet titelt „Die Revolutionsgarden fällen eine harte Entscheidung: In den USA wurde die Alarmstufe erhöht“. Die Sonderarmee wolle den USA mit „Optionen antworten, die sie nicht verstehen würden“.

Die Kombo der von Maxar Technologies zur Verfügung gestellten Satellitenbilder zeigt die Anreicherungsanlage Fordo im Iran vor den US-Angriffen am 20. Juni 2025 (oben) und nach den Angriffen am 22. Juni 2025 (unten).
Die Kombo der von Maxar Technologies zur Verfügung gestellten Satellitenbilder zeigt die Anreicherungsanlage Fordo im Iran vor den US-Angriffen am 20. Juni 2025 (oben) und nach den Angriffen am 22. Juni 2025 (unten). © Uncredited/dpa

Erdogan fordert Verhandlungen zwischen Iran und Israel

Auch die Regierungspartei AKP hat sich zu dem Konflikt geäußert. „Mit dem Angriff der USA auf die iranischen Atomanlagen ist die Gefahr einer weiteren Ausweitung des Konflikts in unserer Region entstanden. Eine weitere Ausweitung der Konflikte könnte Worst-Case-Szenarien auslösen“, schreibt Parteisprecher Ömer Celik auf X. Der Aufruf des türkischen Präsidenten zur Rückkehr an den Verhandlungstisch und der darauf aufbauende Rahmen, den die Türkei geschaffen hat, sind die einzige Lösung.

Am Samstag hatte Erdogan auf X erneut vor dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gewarnt und ihn mit Adolf Hitler verglichen. „So wie der Funke, den Hitler vor 90 Jahren entzündete, die ganze Welt in Brand setzte, vom Pazifik bis zum Atlantik, vom Indischen Ozean bis zur Nordsee, so haben Netanjahus zionistische Ambitionen heute kein anderes Ziel, als unsere Region und die ganze Welt in eine große Katastrophe zu stürzen“.

Perincek droht Erdogan mit Absetzung

Erdogan und seine AKP haben mit verschiedenen Parteien Partnerschaften gegründet. Zu ihnen zählt auch die ultranationalistische Vatan Partisi von Dogu Perincek, der immer wieder von einer Allianz mit Russland, China und dem Iran schwärmt. Er fordert radikale Maßnahmen gegen die USA und droht dem „Oberbefehlshaber“ Erdogan. Er müsse die amerikanischen Soldaten aus den Militärstützpunkten Kürecik und Incirlik hinausschmeißen. „Wer unsere Brüder im Iran Bomben und Raketen schickt, bekommt kein Militärstützpunkt in der Türkei“. Es müssen sofort die amerikanischen- und Nato-Flaggen aus diesen Militärstützpunkten heruntergenommen werden. „Wenn der Oberbefehlshaber seiner Pflicht nicht nachkommt, die Türkei findet ihren Oberbefehlshaber“.

Erdogan-Partner fordert Austritt aus Nato

Perincek fordert einen Bruch mit dem Westen und einen Austritt der Türkei aus dem westlichen Militärbündnis Nato. Er hatte sich besonders nach dem Putschversuch 2016 auf die Seite von Erdogan gestellt und bei den Säuberungen im Militär gesorgt. Perincek fordert vor allem die Entlassung sog. „Nato-Generäle“, die westlich orientiert sind. Zehntausende Soldaten und Offiziere wurden seither entlassen und viele von ihnen ins Gefängnis gesteckt - wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation. Erdogan warf den Militärangehörigen vor, Anhänger der Gülen-Bewegung zu sein, die er nach dem Putschversuch zur Terrororganisation erklärte. (erpe)

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