„Gefährlicher Moment im Nahen Osten“: Austin kündigt Vergeltungsschläge an – Iran droht mit Konsequenzen

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Nach dem Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt in Jordanien kündigt nun auch der US-Verteidigungsminister eine Reaktion an. Diese soll mehrstufig ausfallen.

Washington/Amman – Die Angst vor einer Ausweitung der Krise im Nahen Osten wächst weiter an. Nachdem am Sonntag (28.01.) bei einem Drohnenangriff auf einen US-Militärstützpunkt unweit der jordanischen Grenze zu Syrien zwei amerikanische Soldatinnen und ein Soldat von proiranischen Milizen getötet und Dutzende weitere verletzt wurden, kündigte die US-Regierung nun zum wiederholten Mal Vergeltung an.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bezeichnete die Situation im Nahen Osten angesichts des Drohnenangriffs proiranischer Milizen auf US-Soldaten als „gefährlichen Moment“, wie er am Donnerstag auf einer Pressekonferenz im Pentagon mitteilte. „Der Präsident wird Angriffe auf amerikanische Truppen nicht dulden, und ich werde das auch nicht tun.“ Zwar wolle man einen größeren Konflikt in der Region vermeiden. „Aber wir wollen die Leute, die dafür verantwortlich sind, zur Rechenschaft ziehen“, betonte Austin.

USA kündigen Reaktion auf Angriffe auf US-Soldaten an: „Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen“

Damit knüpft der US-Verteidigungsminister an die Wortwahl Joe Bidens an, der bereits am Sonntag in einer direkten Reaktion auf den Drohnenangriff erklärte, man werde gegen „radikale, vom Iran unterstützte militante Gruppen“ vorgehen, die im Irak und in Syrien operieren. „Haben Sie keinen Zweifel – wir werden alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, zu einem Zeitpunkt und in einer Weise, die wir wählen“, sagte Biden. 

Zuvor hatte sich die Gruppe „Islamischer Widerstand im Irak“ zu dem Drohnenangriff auf einen US-Militärstützpunkt in Jordanien bekannt. Die Vereinigung gilt als eine Art Dachgruppe für proiranische Milizen im Irak, die seit den Angriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober gemeinsam unter diesem Namen auftreten. Zu den stärksten Milizen im Irak gehört die von Iran unterstützte Kata‘ib Hisbollah. Sie fordert, dass die USA ihre Truppen aus dem Irak abzieht.

Reaktion auf Angriff in Jordanien: Austin spricht von „mehrstufigen“ Vergeltungsschlägen

Bei seiner Pressekonferenz im Pentagon verdeutlichte Austin auch, die US-Regierung habe bereits eine Reihe von Vergeltungsschlägen angeordnet. Diese sollen sich über mehr als einen Tag erstrecken. „Wir werden mehrstufig reagieren und sind in der Lage, je nach Situation mehrmals zu reagieren“, sagte der US-Verteidigungsminister. 

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (January 29, 2024, Arlington, VA)
Lloyd Austin, US-Verteidigungsminister, äußert sich zu den Drohnenangriffen in Jordanien und kündigt Vergeltungsschläge an. © IMAGO/Chad Mcneeley/Dod

Zwar sei Austin zufolge aktuell noch unklar, wie viel der Iran zuvor über den Angriff auf den US-Militärstützpunkt in Jordanien gewusst habe. Im Prinzip aber sei das egal, da diese Gruppen mithilfe des Irans finanziert und teils auch ausgebildet werden. Ohne diese Art der Unterstützung gebe es derartige Angriffe auf US-Stützpunkte nicht, verdeutlichte Austin zudem. Gleichzeitig betonte er aber auch ein weiteres Mal: „Wir befinden uns nicht im Krieg mit dem Iran.“ 

USA sehen den Iran mitverantwortlich an Drohnenangriff: Teheran wies Verbindungen zurück

Dass er keine Zweifel an der Mitschuld proiranischer Milizen am Drohnenangriff auf US-Streitkräfte in Jordanien hat, betonte diese Woche bereits auch US-Präsident Biden. „Sie haben die, die das getan haben, mit Waffen versorgt“, zitierte etwa der US-Nachrichtensender ABC ein Interview mit Biden vor dem Weißen Haus. Der Iran dagegen hatte Verbindungen zu der Attacke auf den US-Stützpunkt vom Wochenende bislang von sich gewiesen.

Beidseitige militärische Drohungen – auch Iran erwägt „Konsequenzen“ im Falle eines Angriffs durch die USA

Infolge des Drohnenangriffs vom Sonntag wurden die Drohungen und Konflikte aber nicht nur von amerikanischer Seite laut. Auch aus dem Iran kommen bereits Drohungen, dass eine Antwort des US-Militärs ernste „Konsequenzen“ nach sich ziehen könnte. Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas verüben proiranische Milizen beinahe täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien. Offiziellen Zahlen zufolge gab es bereits über 170 solcher Angriffe auf US-Streitkräfte. Die USA regierten darauf mit Luftschlägen in beiden Ländern.

Diese zeigten bisher jedoch nicht die erhoffte Wirkung. Auch deshalb wird nun erwartet, dass die US-Regierung im Kampf gegen proiranische Milizen umso härter durchgreifen könnte. Doch es gibt auch Stimmen, die vor einer möglichen Eskalation des Konflikts im Nahen Osten warnen.

So betonte etwa John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, vor Kurzem bei einer Pressekonferenz, die USA wollen keinen Krieg mit Iran provozieren. An der Mitschuld proiranischer Milizen am Angriff auf den US-Militärstützpunkt Tower 22 im Norden Jordaniens mit drei Toten und 34 Verletzten gebe es jedoch keinen Zweifel. Ebenso wenig wie daran, dass dies eine Reaktion der USA erfordere, über die nur Präsident Biden entscheiden könne.

USA kämpft an vielen Stellen gegen „Achse des Widerstands“: Direkten Konflikt mit dem Iran vermeiden

Für eine militärische Antwort auf die Angriffe pro-iranischer Verbündeter bleiben den USA verschiedene Möglichkeiten. So halten einige Expertinnen und Experten neben direkten Militärangriffen auf Stellungen iranischer Revolutionsgarden in Syrien und dem Irak auch Cyber-Attacken auf Netzwerke der Verbündeten für möglich.

Neben dem militärischen Schlagabtausch mit den Konfliktparteien der selbsternannten „Achse des Widerstands“ in Syrien und dem Irak, hat es das US-Militär an weiterer Stelle auch im Roten Meer mit Angriffen von Verbündeten zu tun. Die jemenitischen Huthi-Rebellen greifen dort seit Beginn des Kriegs der Hamas mit Israel immer wieder internationale Handelsschiffe an.

In der Folge kommt es zu einer anhalten Verzögerung internationaler Lieferketten, weil viele Reedereien inzwischen einen Umweg um den afrikanischen Kontinent in Kauf nehmen. Als Reaktion hierauf hatten die USA gemeinsam mit Großbritannien Militärschläge gegen die vom Iran unterstützte Miliz im Jemen ausgeführt. (Fabian Hartmann)

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