Nach US-Angriffen gegen Iran: Die Mullahs vor dem Sturz?

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Nach den Angriffen Israels und der USA gegen den Iran wächst Hoffnung auf einen politischen Umsturz. Doch wie nahe er wirklich schon ist, lässt sich schwer voraussagen.

Reza Pahlavi stellt sich an das Rednerpult und lässt seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Ruhig holt er ein Etui aus seinem Jackett, setzt sich seine Brille auf. Er lässt sich Zeit, baut Spannung auf. Denn jetzt beginnt für ihn der wichtigste Teil seiner kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. „Das ist ein historischer Moment für unsere Nation“, sagt Pahlavi. Dann spricht er die Iraner direkt auf Persisch an, später wiederholt er alles auf Englisch.

Schah-Sohn fordert Regimewechsel im Iran – und scheint sich in Stellung zu bringen

Pahlavi ist kein beliebiger iranischer Oppositioneller. Er ist der Sohn des 1979 gestürzten Schahs von Iran. Auch Pahlavi ist wegen seines einst autokratisch herrschenden Vaters umstritten. Trotzdem gilt er derzeit als einziger Oppositionspolitiker, der über einen ausreichenden Bekanntheitsgrad verfügt, um die Hoffnung vieler Iraner auf einen Umsturz anzuführen. Und Pahlavi scheint sich von Washington aus in Stellung zu bringen, für die Zeit nach dem Mullah-Regime. Er richtet klare und direkte Worte an die religiöse Führung in Teheran. Der Architekt des verheerenden Konflikts ist „niemand anderes als Ali Chamenei und seine korrupte, zerstörerische Fraktion“. Nicht das erste Mal fordert Pahlavi Chameneis Rücktritt.

Jetzt, nachdem das iranische Regime geschwächt von den Angriffen aus Israel und den USA ist, scheint der Schah-Sohn Gelegenheit zu wittern. „Das ist unser Berliner-Mauer-Moment“, verkündet er. Und der Iran stehe jetzt vor dem Scheideweg: Ein Weg führe in blutiges Chaos, ein anderer zu einem friedlichen und demokratischen Übergang. „Es führt nur ein Weg zu Frieden: ein säkularer, demokratischer Iran.“ Er kündigt an, einen Plan für die ersten 100 Tage nach dem Sturz der religiösen Führung vorzulegen. Außerdem richtet er eine Austauschplattform ein, für alle, die mit dem Regime brechen wollen.

Iran: Oppositionelle fordert Chameneis Rücktritt – USA zunächst zurückhaltend

Auch die Oppositionelle Marjam Radschawi von den Volksmudschaheddin hat bereits Chameneis Rücktritt gefordert. Allerdings könne ein Regierungswechsel nicht „dem Volk aufgezwungen werden, wie bei dem Staatsstreich von 1953 durch die USA“, sagte sie noch bevor die USA Irans Atomanlagen zerbombten. Sie spielte damit auf den Putsch gegen den nationalistischen Ministerpräsidenten Mohammed Mossadegh durch den US-Auslandsgeheimdienst CIA an, nachdem dieser die iranische Ölindustrie verstaatlicht hatte.

Ajatollah Ali Khamenei (M), Oberster Führer vom Iran, und Hassan Ruhani
Ajatollah Ali Khamenei (M), Oberster Führer vom Iran, und Hassan Ruhani (l), Präsident des Iran, bei einem Gebet anlässlich der Beerdigung des ehemaligen iranischen Justizchefs Schahrudi in Teheran (Archivbild). © dpa

Bislang hielten sich die USA recht bedeckt, was einen Regimewechsel betrifft. Ziel sei es vielmehr, Irans Atomanlagen zu zerstören, hieß es immer wieder von US-Regierungsvertretern. Noch letzte Woche erklärte US-Präsident Donald Trump, zwar wisse man genau, „wo sich der sogenannte ,Oberste Führer‘ versteckt hält“, allerdings werde man ihn nicht töten – „zumindest nicht im Moment“. Trump soll sogar ein Veto eingelegt haben, als Israel offenbar die Möglichkeit hatte, Chamenei zu töten.

Israel-Iran-Krieg: Trump legt neue Führung in Teheran nach und formuliert MAGA-Slogan um

Jetzt scheint Trumps Interesse an einer neuen Führung im Iran doch geweckt zu sein. Dafür hat er gleich eine neue Abkürzung erfunden. Mit MIGA (Make Iran Great Again – Mach den Iran wieder großartig) hat der Republikaner kurzerhand seinen US-Leitsatz – Make America Great Again – umformuliert. Wie genau er den Iran in seinen Augen wieder großartig machen will, lässt Trump allerdings nur in einem recht kryptischen Satz durchblicken. „Es ist nicht politisch korrekt, den Begriff ,Regimewechsel‘ zu verwenden“, schreibt Trump auf seinem Netzwerk Truth Social „Aber wenn die derzeitige iranische Führung nicht in der Lage ist, den Iran wieder großartig zu machen, warum sollte es dann nicht einen Regimewechsel geben???“

Auch die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi sieht die Islamische Republik in ihrer Heimat am Ende, wobei ein Umsturz ihrer Ansicht nach vom Volk und nicht von außen kommen muss. „Mir scheint, dass dieses Ende nahe ist. Aber dennoch ist es unmöglich, den genauen Zeitpunkt vorherzusagen“, sagte Ebadi im Interview des französischen Senders rfi. Ein iranischer Journalist in Teheran hält diesen Zeitpunkt für noch nicht gekommen. „Fakt ist, dass das Volk sich derzeit mehr vor den israelischen Raketen fürchtet, als an Aufstand zu denken“, sagt er.

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