Non-stop Missouri–Iran und retour: B-2-Piloten nutzen Mikrowelle, Kühlschrank und Klo

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Ein kleines Zuhause für eineinhalb Tage: Die B-2-Bomber sind komfortabel ausgestattet – im Gegensatz zu den einsitzigen Kampfjets. Die B-2 bieten Toiletten, Kühlschränke und Mikrowellen. © IMAGO/ABACA

Bomber-Crews fliegen bequemer als die Kampfjet-Kameraden: Trumps Piloten teilen sich die Aufgaben und schlafen abwechselnd. Jet-Piloten müssen leiden.

Washington D.C. – „Über 24 Stunden zu fliegen, manchmal sogar bis zu 30 Stunden, war eine Herausforderung“, zitierte Anfang Januar die Presseabteilung der 5. Luftwaffe der USA Oberstleutnant Vanessa Wilcox „Es baut auf unserer Bereitschaft auf und trainiert uns, die Fähigkeiten zu entwickeln, die wir brauchen, um verschiedene Teile der Welt zu erreichen, insbesondere den Pazifikraum“, lobte die Kommandeurin von Donald Trumps Bomber Task Force (BTF), nach den Einsatzübungen des Jahres 2024. Aus diesen Übungen wurde jetzt Ernst durch den Krieg in Israel – mit den Bombenangriffen auf die iranischen Atomanlagen. Fast 40 Stunden sollen die Bomber-Besatzungen unterwegs gewesen sein.

„Nach ein paar Langzeitflügen erscheint alles unter 20 Stunden kein Problem mehr“, sagte Kapitän Chris Beck 2019 gegenüber dem Magazin Defense News. Der unter dem Rufnamen „Thunder“ operierende Pilot hatte zuerst die B-52 gesteuert und war dann auf den B-2 Spirit Stealth Bomber umgestiegen. Die Die B-2 sei der einzige US-Bomber, der in der Lage sei, für einen Atombomben-Abwurf feindliches Gebiet zu durchdringen und unbeschadet zurückzukehren, behauptet Defense-News-Autor Jeff Bolton.

Non-stop-Flug in den Iran und zurück in die USA: Die Maschinen waren eineinhalb Tage in der Luft

Wie CNN bereits im April gemeldet hat, sei ein Drittel der US-B2-Flotte, also mindestens sechs Maschinen, auf die Insel Diego Garcia im Indischen Ozean verlegt worden. Vor dem ersten Angriff auf den Iran war kolportiert worden, dass weitere Maschinen nach Guam verlegt werden sollten. Guam mit seinem US-Militärstützpunkt liegt deutlich weiter vom Iran entfernt als Diego Garcia. Die Entfernung zwischen dem Archipel Diego Garcia im Indischen Ozean und der Aufbereitungs-Anlage Fordo im Iran beträgt rund 5.000 Kilometer Luftlinie. Die Entfernung von Guam und Fordo steigt auf fast 9.600 Kilometer Luftlinie. Normalerweise fliegt eine B-2 bis zu 900 Kilometer pro Stunde. Die Maschinen waren allerdings eineinhalb Tage in der Luft.

Es gibt aber auch Leute, die schwören auf eine Windel. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sieben oder acht Stunden in der Windel arg viel angenehmer ist.“

Abgehoben sind sie letztendlich von der Whiteman Air Force Base im US-Bundesstaat Missouri im Mittleren Westen der USA – zwischen dem Startpunkt und der Aufbereitungs-Anlage Fordo liegen geschätzte 12.000 Kilometer Luftlinie. Mit an Bord waren neben den bunkerbrechenden GBU-57 Massive Ordnance Penetrator (MOP)-Bomben auch Kühlschränke sowie Mikrowellen für den Komfort für die Piloten, wie die Bild hervorhebt. Für so einen Hin- und Rückweg plus einem präzisen Bombenabwurf ist allerdings offenbar Schlaf eine der wichtigsten Ressourcen, legt Defense News nahe:

„Bei einer 24-Stunden-Mission oder einer Langzeitmission muss man sich wirklich mit den Details auseinandersetzen, wer welche Aufgabe übernimmt und wie wir unseren Schlaf einteilen“, sagte dem Magazin Niki Polidor, B-2-Pilotin und Sicherheitschefin des 509. Bombergeschwaders. Wie Defense News berichtet, sei den Piloten möglich, während des Einsatzes einige Stunden zu schlafen, aber „das hängt von unserer Flugroute ab, davon, wo wir auf dieser Route auftanken und wo unsere Waffenaktivitäten stattfinden“, sagte Polidor dem Magazin.

Fordo-Einsatz im Iran: die zweitlängste Mission der für Langstrecken-Einsätze konstruierten B-2

„Nach dem Abwurf: die gleiche Strecke retour!“, schreibt Herbert Bauernebel für die Bild. Laut Newsweek sei der jetzt erfolgreich verlaufene Angriff unter dem Decknamen „Midnight-Hammer“ die zweitlängste Mission der für Langstrecken-Einsätze konstruierten B-2 gewesen. Wie Autorin Mandy Taheri schreibt, sollen im Jahr 2001 zwei B-2-Bomber von den USA aus einen 44-stündigen Nonstop-Einsatz gegen Ziele in Afghanistan geflogen sein – die Maschine sei zwischendurch wiederholt in der Luft betankt worden. Das ist auch eines der Manöver, das den Piloten viel Konzentration abverlangt.

Während der Pilot im einsitzigen Kampfjet seine Aufgaben allein abzuarbeiten hat, können sich die beiden Piloten einer B-2 die Aufgaben zumindest teilen. Der Journalist Jeff Bolton war einer, den die US-Luftwaffe hat mitfliegen lassen in einer B-2. „Ich wollte auch wissen, wie es möglich ist, dass nur zwei Leute ein so außergewöhnlich komplexes Waffensystem wie die B-2 bedienen. Es braucht fünf Leute in der gewaltigen Buff (Spitzname der B-52: „Big, Ugly, Fat Fellow) und vier in der Bone (Spitzname für die B-„One“). Wie können B-2-Piloten das also mit nur je einer kompetenten Person schaffen?“ äußerte Bolton 2019 gegenüber dem Business Insider.

Während der meisten Zeit der Flugphase werden die Piloten von einer hochautomatisierten Technik unterstützt. Die ermöglicht auch das rotierende Schlafen der Crew beziehungsweise überhaupt eine zahlenmäßig kleinere Besatzung als die Vorgänger B-52 und B-1. Im Gegensatz zu den beiden älteren Typen wird die B-2 von lediglich zwei Piloten gesteuert und der Angriff durchgeführt; im geräumigeren Cockpit sei dadurch „sogar Platz für Schlafsäcke“, denn es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Pilot schläft, während der andere fliegt – also dass sich die beiden Piloten abwechseln, berichtet Naveed Jamali für Newsweek. Der Journalist sei eine Runde mit einer Maschine mitgeflogen, erläutert das Magazin.

B-2-Crews im Glück – Im Kampfjet „gibt es genau zwei Möglichkeiten für die Piloten: Flasche oder Windel“

Obwohl die Schleudersitze wohl enorm bequem sein sollen, wie Jamali berichtet, soll der restliche Komfort lediglich funktionelles Niveau haben: „Ein Offizieller des Verteidigungsministeriums erklärte gegenüber Newsweek , dass die Flugzeuge zwar mit einer Toilette, aber nicht mit einem vollwertigen Badezimmer ausgestattet seien“. so Mandy Taheri. Bomber-Piloten sind da trotzdem weit besser dran als deren Kameraden in den sie abschirmenden Kampfjets, wie der Bayerische Rundfunk 2022 über eine Verlege-Übung der Bundeswehr berichtet hat: Innerhalb von einem Tag von Neuburg an der Donau nach Singapur mit sechs Eurofightern. 

Das war eine Premiere für die deutsche Luftwaffe gewesen, berichten Erik Häußler und Mira Barthelmann. Ein Eurofighter-Pilot muss bei der 24-Stunden-Tour um die halbe Welt ohne Klo auskommen: „Bei acht Stunden Flugzeit, bekleidet mit dem Overall- Wasser-Schutzanzug, gibt es genau zwei Möglichkeiten für die Piloten: Flasche oder Windel“, schrieben die Autoren. Der von ihnen befragte Pilot „Holger“ setzte auf erstere Möglichkeit „und damit auf sein Geschick“, wie sie formulierten: „Es gibt aber auch Leute, die schwören auf eine Windel. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sieben oder acht Stunden in der Windel arg viel angenehmer ist“, sagte der Eurofighter-Pilot.

Trumps Piloten topfit: „Doppel-Cheeseburger, Pommes, einen Shake und alles, und schon schläft man ein“

Schlafenszeiten und Phasen konzentrierter Aktivität seien minutiös zu planen, äußert gegenüber Defense News B-2-Pilot Mike Haffner: „Man muss produktiv sein und Dinge erledigen. Man kann also anfangen, abwechselnd Nickerchen zu machen und sich Zeit zu nehmen, denn sobald man ins Hintertreffen gerät, ist es schwer, sich zu erholen.“ Ihm zufolge sei fatal, sich in falscher Sicherheit zu wiegen nur aus dem Gefühl heraus, auf einer Zwölf-Stunden-Mission hätte die Crew Zeit im Überfluss.

Die Fitness des einzelnen Piloten ist das Ergebnis ärztlicher Überwachung sowie mehrjährigen Trainings – jedem Piloten werden eigene Strategien zur Aufrechterhaltung der Konzentration attestiert, beziehungsweise hängt die Fitness auch von den Umwelteinflüssen ab: Folgen Piloten auf ihrer Mission der Sonne, haben sie länger Licht und bleiben länger wach. Darüber hinaus bestimmt die Nahrung darüber, wie sich die Piloten fühlen – was schon lange vor der Mission beginnt, wie Mike Haffner gegenüber Defense News äußert:

„Ich vergleiche es mit einer Autofahrt. Man hält beim Fastfood-Restaurant an, holt sich einen Doppel-Cheeseburger, Pommes, einen Shake und alles, und schon schläft man ein. Aber wenn man nichts isst, fühlt man sich auch elend. Man muss also einen guten Mittelweg finden.“ (KaHin)

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