Musikprogramm des Theaters in Kempten setzt auch in der Spielzeit 2024/25 neue Akzente
Mehr Frauen, mehr Europa und mehr Zeitgenössisches verspricht Theaterdirektorin Silvia Armbruster für das TIK-Musikprogramm der Spielzeit 2024/25.
Kempten – Auf die Idee, in jedem der Meisterkonzerte ein von einer Frau komponiertes Stück zu spielen, habe sie Mary Ellen Kitchens gebracht, erzählte Armbruster bei einer Pressekonferenz. Bei allen Dirigenten und der einzigen Dirigentin (Ariane Matiakh) habe sie „offene Türen eingerannt“.
In den meisten Fällen handelt es sich um die Musik von Gegenwartskomponistinnen. Auch der zweite Wunsch der Theaterdirektorin, dass sie – wenn möglich – Eigenkompositionen ins Programm integrieren, erhielt Zustimmung. Zeitgenössische Musik sei nicht immer atonal, betonte Armbruster.
Franz Liszt Symphonieorchester der Kemptener Partnerstadt Sopron zu Gast
Zum Franz Liszt Symphonieorchester in Sopron habe sie durch Zufall Kontakt gefunden, erzählte die Theaterchefin. In der Wiener Staatsoper arbeitete sie mit dem Komponisten und Musiker Tristan Schulze zusammen, der ihr erzählte, gerade aus Sopron zurückgekommen zu sein, wo er regelmäßig das dortige Orchester dirigiert.
Die Idee eines Gastauftritts der Soproner in ihrer bayerischen Partnerstadt wurde geboren. Orchesterleiter Péter Kóczán sei „von Anfang an zugewandt“ gewesen, berichtete Armbruster. Kein Wunder: Kóczán war oft in Kempten, als Gast des Orchestervereins und als Bratschist bei den Classixs, auf Einladung von Dr. Franz Tröger.
Im Duo mit dem Violinisten Wolfgang Göllner gastierte er im Haus International. Bei der letzten vom Freundschaftskreis Partnerstädte organisierten Bürgerreise gab sein Wespa-Quartett ein Sonderkonzert zu Ehren der Gäste aus Kempten.
Das sagt der Orchesterleiter
Zu den drei geplanten Konzerten sagt Kóczán dem Kreisboten gegenüber: „Das 1829 gegründete Franz Liszt Symphonieorchester Sopron wird in der Saison 2024/25 neben Kompositionen seines Namensgebers auch Werke von Anton Bruckner, Gustav Mahler, John Williams und zeitgenössischen Komponistinnen aufführen.
Im Jahr 2024 wird weltweit der 200. Geburtstag von Anton Bruckner gefeiert, und das Orchester der Kemptener Partnerstadt wird Ungarn während der Festspiele bei den Liszt-Tagen in Bayreuth vertreten. Die Bruckner-Sinfonie, die auch in Bayreuth aufgeführt wird, steht im Oktober beim ersten Meisterkonzert im Stadttheater auf dem Programm, während Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 4 im Februar 2025 unter meiner Leitung aufgeführt wird.
Mit dem Komponisten Tristan Schulze, der die Konzerte im Oktober und Mai dirigieren wird, verbindet das Soproner Orchester eine langjährige Zusammenarbeit. Während der Pandemiejahre wurde beispielsweise Schulzes Konzert für Bläser und Cello mit Peter Somodari, dem Solocellisten der Wiener Philharmoniker, eingespielt.“ Das Kemptener Publikum wird auch zwei Uraufführungen, von Schulze und von der Schweizerin Daphne Tayo, erleben dürfen.
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Oberbürgermeister Thomas Kiechle sei „Feuer und Flamme gewesen“ von der Idee, berichtete Armbruster, ähnlich wie Sibylle Knott, Vorsitzende des Orchestervereins. Der Lions Club Kempten-Cambodunum steht seit Frühjahr 2023 im Rahmen einer „Jumelage“ mit den Lions aus Sopron im Austausch.
Matineen nach den Konzertabenden der Soproner
Dr. Gerd Riedel-Caspari, Erster Vorsitzender der Fördergesellschaft des Kemptener Clubs, schlug vor, an die Konzerte der Musiker aus der Partnerstadt, die alle samstags stattfinden, sonntags eine Matinee anzuschließen, um Informationen über die ungarische Geschichte und Kultur zu bekommen und dadurch ein „tieferreichendes Verständnis für die aktuellen Vorgänge in Ungarn zu erhalten“.
„Wir wollen die ungarische Geschichte nicht nur durch die Brille Viktor Orbáns betrachten, denn sie ist vielschichtiger“, sagt er dem Kreisboten gegenüber. Sein Anliegen sei es, einen tieferen Austausch unter Freunden zu ermöglichen. Zu diesen Terminen werden auch ungarische Lions-Freunde eingeladen.
Armbruster spricht von einem „kleinen EU-Projekt“ und von der „Kunst der Demokratie“, die es ermögliche, im Dialog zu bleiben. An den Sonntagvormittagen soll aber auch die Musik nicht zu kurz kommen, man werde auf das Konzert am Vorabend ebenfalls eingehen. Um Menschen auf der „persönlichen Ebene zu verweben“, möchte sie den größten Teil der 60 Orchestermitglieder privat unterbringen. Dafür werden „Kulturpaten“ als Gastgeber gesucht.
Weitere Konzerte
Ein europäisches Signal sendet auch die Einladung des Nationalen Sinfonieorchesters der Ukraine, das bereits vor zwei Jahren vom Kemptener Publikum gefeiert wurde. Mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen gemeinsam tritt das Marimba-Quartett „The Wave“ auf – eine Kombination, die in Kempten erstmalig präsentiert wird. Die Jenaer Philharmoniker mit der Pianistin Lise de la Salle gastieren das erste Mal im TIK.
Die Akustik-Reihe unter der Leitung von Michael Schönmetzer habe sich verstetigt, stellte Armbruster fest. Als erstes kann man ein alternatives Cabaret mit morbidem Humor („The Tiger Lillies“) erleben. Das zweite Konzert spielt die Weltmusikformation „Orange“ von Schönmetzer.
Selten könne man die Familie Well in Vollbesetzung von 14 Musikerinnen und Musikern wie im Februar in Kempten erleben, sagt die Theaterdirektorin. Das Ensemble „Quadro Nuevo“ bringt spielwitzige bayerisch-latino Musik ins Allgäu. Schließlich werde Konstantin Wecker im kommenden Frühjahr nicht in der Bigbox, sondern im TIK spielen, kündigt Armbruster stolz an.
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